Balearen
(Islas Baleares), eine aus den drei Hauptinseln Mallorca,
Menorca und
Cabrera bestehende span. Inselgruppe im
Mittelmeer, von der
Küste von
Valencia
[* 2] durch einen 800 m tiefen Meeresarm getrennt. Obgleich untereinander nur durch müßige
Zwischenräume getrennt, unterscheiden die Balearen
sich doch ziemlich auffällig voneinander, sowohl in der
Pflanzen- und
Tierwelt
als auch in Hinsicht auf die Bewohner. Meist gebirgig (im NW. von Mallorca
bis 1570 m), zeigen sie einen fruchtbaren
Boden, dem nur etwas Feuchtigkeit fehlt, um sie zu einem der ergiebigsten Gebiete
Spaniens zu machen.
Nur Cabrera (Capraria) ist fast unbebaut, dafür mit Kaninchen [* 3] und Ziegen überfüllt, und diente wiederholt als Verbannungsort. Das Klima ist mild, feuchtwarm, obgleich es namentlich im Sommer selten regnet, und empfiehlt sich daher zum Winteraufenthalt. In sieben Jahren war die Mitteltemperatur 18° C. Die beschränkten Waldbestände setzen sich aus der Aleppokiefer und immergrünen Eichen, die Gebüsche aus Myrten mit Oliven, Pistazien und Cistrosen zusammen, bis 600 m hoch geht die Zwergpalme; bei 800 m beginnt der balearische Buchsbaum Gebüsche zu bilden.
Die Bewohner treiben Garten-, Acker- und Weinbau (Öl, Wein, Mandeln, Johannisbrot und Feigen sind die Hauptprodukte), Viehzucht, [* 4] namentlich Schweinezucht, Fischfang und Handel und sprechen einen Dialekt, welcher, dem catalanischen nahe verwandt, sich durch Wohlklang und Kraft [* 5] vorteilhaft auszeichnet und Mallorquino genannt wird; er besitzt auch eine meist poetische, zum Teil von J. Fastenrath verdeutschte Litteratur. Die Hauptstadt Palma auf Mallorca (s. d.) hat (1887) 60514 E. Als Hafen und Dampferstation ist wichtig Port-Mahon (s. Mahon) auf Menorca mit 18445 E. Die zwei Pityusen (d. h. Pinien-Inseln) sind: Ibiza mit der gleichnamigen festen Haupt- und Hafenstadt, und Formentera (d. h. Weizeninsel) mit einzelnen Meierhöfen.
Sie sind ebenfalls fruchtbar an Getreide,
[* 6] Flachs, Hanf,
Wein,
Olivenöl,
Mandeln, Johannisbrot, Orangen,
Feigen, und führen
viel
Salz
[* 7] aus. Die Balearen
bilden mit den
Pityusen eine
Provinz mit 6 Gerichtsbezirken: Palma (2),
Inca und Manacor
auf Mallorca, Mahon auf
Menorca und Ibiza für die
Pityusen;
sie zählt auf 5014 qkm (1887) 312593 (153131 männl. und 159462
weibl.) E., wovon auf die Balearen
288049, auf die
Pityusen 24544 E. kommen, d. h. im ganzen 63 E. auf 1 qkm;
248739 konnten nicht lesen.
Schon frühzeitig wurden die Balearen
von Phöniziern und den Griechen aus Rhodus besucht.
Sie erhielten ihren
Namen angeblich von den Griechen wegen der Geschicklichkeit der Bewohner im Schleudern (ballein, werfen,
schleudern). Die
Inseln standen bis zum Ende des zweiten
Punischen
Krieges unter karthag. Herrschaft, wurden dann selbständig,
kamen aber 123
v. Chr. durch Aulus
Cäcilius Metellus (Balearicus) unter
Rom;
[* 8] 426 n. Chr. wurden sie vandalisch,
dann westgotisch, unter Justinian I. oströmisch, durch
Karl d. Gr. auf kurze Zeit fränkisch, 798 arabisch, und zwar 1208-20
unter den
Almohaden. Nachdem sie von
Jakob I. von
Aragonien 1228-32 unterworfen worden, bildeten sie unter Nachkommen desselben
seit 1276 ein eigenes Königreich
(El Reyno de Mallorca), welches 1343 mit der
Krone
Aragonien vereinigt
ward.
Menorca war 1708-82 mit einer kurzen
Unterbrechung (1756-63) im
Besitze der Engländer.
Vgl. Bidwell, The Balearic Islands (Lond. 1876);
Hermite, Ètude géologique sur les iles Baléares (Par. 1879).
Eine erschöpfende
Beschreibung der Balearen
enthält das Prachtwerk (anonym von Erzherzog
Ludwig
Salvator): «Die
Balearen.
In Wort und
Bild geschildert» (7 Bde., Lpz.
1869-90; nicht im
Buchhandel).