Baldur
,
s. Balder.
Baldur
6 Wörter, 37 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Baldur,
s. Balder.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Baldur,
s. Baldr. ^[= (oft in neuisländ. Form als Baldur geschrieben; d. h. der Kühne), ein german. Gott, über ...]
(Baldr, Baldur), in der nord. Mythologie Sohn Odins und der Frigg, der Gott der Reinheit und Unschuld, um und um »Licht«, [* 3] im Götterkreis allbeliebt und dann allbeweint, der mildeste und gerechteste Richter zugleich, dessen Urteile unumstößlich sind, weil sie zugleich alles versöhnen. Die weißeste Blume heißt »Balders Braue«, sein Palast Breidablik (»Weitglanz«). Seine Gattin war die schöne Nanna, die Tochter Neps, mit der er Forseti, den Gott der Gerechtigkeit, zeugte.
Balder, von Träumen geängstigt, die ihm seinen nahen Tod ankündigten, erzählte dies den Göttern, und sie hielten großen Rat, wie man ihn schützen könnte. Frigg nahm alles, was in der Welt ist, Lebendiges und Lebloses, in Eid, ihm nicht zu schaden, vergaß aber das Bäumchen Mistiltein (Mistel). Die Götter, nun das Leben Balders gesichert glaubend, trieben allerlei Scherz mit ihm; einige schossen mit Pfeilen oder hieben mit Schwerten auf ihn, andre warfen ihn mit Steinen, ohne ihn zu verletzen.
Nur der tückische Loke teilte die Freude nicht. Als eine alte Frau ging er zu Frigg und entlockte ihr, welche Vorkehrungen sie zu Balders Schutz getroffen. Unglücklicherweise erwähnte sie auch des am Thor Walhallas wachsenden Bäumchens Mistiltein, das sie beim Eid übergangen. Loke begab sich darauf mit dem Bäumchen unter die Götter, beredete hier den blinden Höder, den Bruder des Balder, mit dem Mistiltein nach Balder zu werfen, und Balder stürzte tot nieder. Der Leichnam ward auf Balders Schiff [* 4] Hringhorn gebracht, das die Riesin Hyrrockin vom Strand schieben mußte, und hier auf einem Scheiterhaufen zugleich mit Nanna, welche der Schmerz getötet hatte, und seinem Roß verbrannt.
Odin und Frigg, die Walküren sowie viele Berg- und Eisriesen waren zugegen; brennend fuhr das Schiff in die See hinaus. Inzwischen hatten die Götter ihren Boten, den schnellen Hermoder, hinab zur Hel gesandt, um Balder zurückzuerbitten, und Hel willigte in die Bitte, »wenn alle Wesen, sowohl lebendige als leblose, den Balder beweinen würden«. Diese waren leicht zu bewegen; schon kehrten die Boten fröhlich zur Hel zurück, um den geliebten Balder zurückzuholen, als sie ein Riesenweib, mit Namen Thökk (»Vergeltung« - es war Loke), antrafen, welches die Teilnahme an der allgemeinen Klage verweigerte. So mußte nun Balder bei Hel bleiben. Balder war wohl ursprünglich der himmlische Lichtgott der schönen Frühlings- und Sommerzeit. Mit der Sonnenwende, wo die Tage wieder kürzer werden, glaubte man ihn »in den dann eintretenden Gewittern« verendet und zur Hel hinabgestiegen. Aus dem erwähnten Naturkreis scheint auch die Szenerie seines Todes, namentlich das Wettschießen nach ihm, entlehnt, denn die Blitze faßte man als ein solch himmlisches Schießen [* 5] auf. Nanna aber stellt das Blütenleben dar, welches mit dem Sommer dahinstirbt. Der eine der sogen. ¶
Merseburger Zaubersprüche berichtet einen eigentümlichen mythischen Zug, wie Phol (d. h. Balder) und Wodan zu Walde ritten, dem Fohlen Phols der Fuß ausgerenkt ward und der zauberkundige Wodan ihn dann einrenkte (alte Besprechungsformel). Über den Ursprung des Mythus von Balder vgl. Schwartz, Indogermanischer Volksglaube (Berl. 1885).