Baldriansäure,
s. v. w. Valeriansäure.
191 Wörter, 1'459 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. v. w. Valeriansäure.
(Valeriansäure, acidum valerianicum); eine in die Fettsäurenreihe gehörige flüssige organische Säure. Man unterscheidet natürliche (Acidum valerianicum e radice) und künstliche B. (Acid. valerianicum artificiale); erstere wird durch Destillation der Baldrianwurzeln mit Wasserdampf dargestellt, wobei gleichzeitig Baldrianöl erhalten wird; letztere, die künstliche, wird aus dem Amylalkohol durch Oxydation mittels chromsaurem Kali und Schwefelsäure gewonnen.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Diese beiden Säuren haben zwar die gleiche prozentische Zusammensetzung und die gleiche Sättigungskapazität, auch ist der Geruch bei beiden derselbe, sie sind aber doch nicht identisch, sondern nur isomer. Das spezifische Gewicht ist bei beiden 0,937, dagegen ist das Verhalten gegen das polarisierte Licht ein verschiedenes; ferner liegt der Siedepunkt der aus der Wurzel gewonnenen Säure zwischen 171 bis 173° C., der der künstlichen bei 178° C. In Alkohol und in Äther ist die B. in jedem Verhältnisse löslich, vom Wasser braucht sie etwa 30 Teile zur Lösung. Die aus der Wurzel bereitete B. hat einen ungefähr viermal höheren Preis als die künstliche. Verwendung findet die B. nur zur Bereitung verschiedener baldriansaurer Salze (Valerianate), welche letzteren nur medizinisch benutzt werden. Es sind dies hauptsächlich folgende: (Anmerkung des Editors: Siehe folgende Artikel)
s. Valeriansäure.
(Baldriansäure) C3H10O2 findet sich in der Wurzel des Baldrians (Valeriana officinalis), in der Rinde und den reifen Beeren des Schneeballs (Viburnum opulus), im Splinte des Holunders (Sambucus nigra), in den Wurzeln von Angelica, Archangelica und Athamanta Oreoselinum, in den Blüten und im Kraut von Anthemis nobilis, in den Früchten des Hopfens etc., ferner im Delphinöl und Fischthran, im Fußschweiß und in andern tierischen Sekreten, auch im alten Käse.
Sie entsteht bei Oxydation des Amylalkohols, beim Ranzigwerden der Fette, bei der Oxydation und Fäulnis der eiweißartigen Körper etc. Zur Darstellung erhitzt man Amylalkohol anhaltend mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure, destilliert, neutralisiert das Destillat mit Ätznatron, trennt die wässerige Flüssigkeit von dem abgeschiedenen Valeriansäureamyläther und Valeraldehyd, verdampft sie zur Trockne und destilliert den aus valeriansaurem Natron bestehenden Rückstand mit Schwefelsäure. Valeriansäure bildet eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,917, riecht stark nach Baldrian und faulem Käse, schmeckt stark sauer, brennend scharf, mischt sich mit Alkohol und Äther, löst sich in 30 Teilen Wasser, erstarrt nicht bei -15°, siedet bei 175°, brennt mit weißer, rußender Flamme und bildet meist kristallisierbare Salze (Valerianate), welche süßlich, hinterher stechend schmecken, im feuchten Zustand baldrianartig riechen, sich fettig anfühlen, auf Wasser rotieren und meist darin, zum Teil auch in Alkohol löslich sind.
Einige, wie das Wismut-, Zink-, Chinin- und Atropinsalz, werden medizinisch benutzt. Das Wismutsalz wird durch Digerieren von basisch salpetersaurem Wismutoxyd mit einer Lösung von kohlensaurem Natron und Valeriansäure erhalten, ist farblos, unlöslich in Wasser und dient gegen Magenkrampf, Nervenschmerzen, chronisches Herzklopfen etc. Das Zinksalz erhält man durch Lösen von kohlensaurem Zinkoxyd in Valeriansäure und Verdampfen der Lösung in mäßiger Wärme; es bildet luftbeständige Kristallschuppen, ist ziemlich schwer löslich, kann bei 250° destilliert werden und erstarrt paraffinartig; es dient gegen Nervenleiden.
Der Valeriansäureäthyläther (Baldrianäther) C5H9O2.C2H5 ^[C5H9O2.C2H5], durch Destillation von valeriansaurem Natron mit Alkohol und Schwefelsäure erhalten, ist eine farblose, in Alkohol und Äther, nicht in Wasser lösliche Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,866, riecht obstartig und siedet bei 133°. Der Amyläther C5H9O2.C3H11 ^[C5H9O2.C3H11] wird analog dem vorigen oder bei der Darstellung von als Nebenprodukt erhalten, indem man die von dem mit
kohlensaurem Natron neutralisierten Destillat abgehobene ölige Flüssigkeit, welche neben dem Äther Amylalkohol und Valeraldehyd enthält, der fraktionierten Destillation unterwirft. Der Äther bildet eine farblose Flüssigkeit, verhält sich wie der Äthyläther, siedet bei 188°, riecht besonders nach Verdünnung mit Alkohol durchdringend nach Äpfeln, kommt als Äpfelöl in den Handel und wird, wie der vorige, zu Fruchtäthern benutzt.