Baldrian
(Valeriana officinalis, frz. valériane, engl.
valerian, capon's tail). Diese einheimische Arzneipflanze, krautartig, mit ausdauernder gehaltreicher Wurzel, hohlem gerieften
Stengel, gefiederten Blättern und kleinen weißen oder fleischfarbenen, in Schirmtrauben zusammenstehenden
Blüten bildet den Typus der natürlichen Familie der Valerianeen und wächst bei uns nicht selten sowohl in feuchtem Gebüsch
auf Wiesen und an Bächen als auch, kleiner und mit etwas anderm Habitus als «Gebirgsbaldrian»
,
auf trocknen steinigen Anhöhen.
Die Wurzeln von diesen letzteren Standorten liefern die gehaltreichste und beste Ware. Die Wurzeln sollen nicht zu jung und im Herbst gegraben werden. Übrigens wird die Pflanze auch angebaut, namentlich in Thüringen. Die hauptsächlich gebrauchte Wurzel besteht aus einem kurzen, rundlichen oder länglichen Wurzelstock, der von zahlreichen, etwa strohhalmdicken, frisch fleischigen, getrocknet zusammengeschrumpften Nebenwurzeln rings umgeben ist. Ihre Farbe im trocknen Zustande ist schmutzig dunkelbraun, im Innern heller.
Der Geruch ist durchdringend widerlich gewürzhaft, im trocknen Zustande weit stärker als im frischen. Der Geschmack ist kampferartig gewürzhaft, bitter scharf, beim Kauen im Munde brennend. Die Pflanze gehört zu denen, welche von Katzen begierig aufgesucht, zerkaut und verunreinigt werden. Die Wurzel enthält als wirksame Bestandteile die Baldriansäure und das ätherische Baldrianöl, dessen Behälter in ihr zu erkennen sind. Sie und Präparate daraus dienen besonders als krampfstillende, überhaupt auf das Nervensystem wirkende Heilmittel. Zu große Gaben wirken giftig.
Das
Öl, sowie die ebenfalls ölartige, nach altem
Käse riechende Säure werden durch Destillation der
Wurzeln zugleich gewonnen und dann geschieden. Andre Baldrian
arten, als Val.
off., mit ähnlichem Gehalt und Gebrauch kommen noch vor: der Alpenbaldrian
(V. celtica) von den europäischen Alpen;
die aromatische Wurzel dient mehr zu Parfümerien als zu medizinischem Gebrauch.
Der große oder römische B., Theriakwurzel,
von V. Phu, eine Bergpflanze, in allen Teilen größer als der gemeine B., mit ganz rundem glatten Stengel
und weißen, angenehm riechenden Blumen, deren Wurzeln uns das sächsische Erzgebirge liefert. Der häufig vorkommende kleine
B., Sumpf- oder Wiesenbaldrian
(V. dioïca), mit schwächeren Wirkungen als der gewöhnliche, ist außer Gebrauch gekommen
und seine Wurzeln könnten nur noch in Untermengung vorkommen. - Zollfrei.