Baldachin
(ital. Baldacchino; mittelhochdeutsch baldekin, eigentlich ein in Baldach, d. i. Bagdad gefertigter Goldbrokat), eine meist aus sehr kostbaren Stoffen bestehende, reich verzierte, von Säulen getragene oder auch an der Wand befestigte, zelt- oder schirmartige Decke über einem Thron, Ruhebett, Altar, einer Kanzel und andern hockgeehrten Gegenständen. Sache wie Wort stammen aus dem Orient. Traghimmel sowie die reichen Seidenstoffe, aus denen sie gewöhnlich bestanden, hießen nach dem Lande ihres Ursprungs Babylonica oder auch Baldachin. Sonst hieß so auch ein auf 4 Stangen emporgehaltener, meist viereckiger Schirm von Seide und andern reichen Stoffen, der bei feierlichen Aufzügen, z. B. Krönungen, Hochzeiten u. dgl., über fürstl.
Personen und hohen geistlichen Würdenträgern als Abzeichen getragen wurde. Jetzt findet dieser Brauch in Europa noch bei den Prozessionen der kath. Kirche Anwendung, wo der die Monstranz tragende Geistliche unter dem Baldachin zu gehen pflegt, der dann meist " (Trag-)Himmel» genannt wird. Teils um Schutz gegen die Sonne, teils als Zeichen der Würde erscheint der orient. Herrscher oder Großwürdenträger meist unter einem, oft von den Großen getragenen Prachthimmel. Solche kamen im Frühmittelalter vereinzelt als Geschenke morgenländ. Herrscher ins Abendland und wurden nachher durch Kreuzzüge und ital. Orienthandel näher bekannt.
In der Architektur nennt man Baldachin zunächst die auf Säulen ruhenden Schmuckdächer über den Altären (s. Tafel: Altäre I, [* 1] Fig. 3), namentlich der frühchristlichen Kirchen (hier auch Ciborium oder Tabernakel genannt). Dieselbe Form wurde vereinzelt auch in späterer Zeit angewendet, so in der Gotik im Dome zu Regensburg (s. Tafel: Altäre I, [* 1] Fig. 7). Durch die Übertragung der frühchristlichen Form auf das Tabernakel von St. Peter zu Rom durch Bernini (s. Tafel: Altäre II, [* 1] Fig. 5) wurde die baldachinartige Überdeckung der Altäre wieder gebräuchlicher. Beliebt waren die in Gestalt von kleinen, auf Konsolen oder Säulen ruhenden Dächern schon im Altertum besonders bei den Ägyptern über Nischen (aediculum) und dann im romanischen und namentlich im got. Stile über Statuen.