Titel
Balch
(engt. Balkh).
1) Landschaft im südl.
Turkestan, zu
Afghanistan
[* 2] gehörig, im nördlichsten
Teile desselben
, liegt, sich
südlich vom
Amu-darja ausdehnend, im Bereich des alten
Baktrien, auf den Vorstufen, welche
im südl. Gebiete des obern
Amu
die hohen
Ketten des
Hindukusch mit den Tiefsteppen
Bucharas vermitteln
, eine
Lage, welche
für den Verkehr zwischen
Indien und
Osteuropa von hoher Bedeutung ist und in erhöhtem
Grade es sein mußte, als die ind. und chines. Waren
noch nicht den Seeweg um
Afrika
[* 3] verfolgten. Der Charakter der Wüste herrscht vor; nur künstliche Bewässerungssysteme schaffen
fruchtbaren
Boden. Die Bewohner usbekischen
Stammes sind friedliche Nomaden oder räuberische
Krieger, Karawanenwanderer oder
Ackerbauer und Handwerker in Dörfern und
Städten.
2) Stadt in der Landschaft in einer von
Kanälen und
Gräben vielfach
durchschnittenen Gegend, die das dadurch zersplitterte
Wasser des vom Koh-i-Baba kommenden Balch
oder Dehâs oder Dèriaz verschlingt und ihm die Einmündung in den
Amu verwehrt,
hat kaum 15000 Bewohner, zum
Teil Eingeborene von
Kabul, deren Hauptindustrie in
Webereien, besonders in
Seide,
[* 4] besteht; die Ruinenstätte, in welcher
noch Karawanseraien, ein großer
Bazar und eine Moschee stehen, bewohnen noch 2000 Afghanen.
Im
Frühjahr ziehen diese nach dem östlicher und höher gel
egenen Mesar (s. d.).
Die Stadt hat noch den stolzen
Titel Umm
el-Buldan
(d. h. die
Mutter der
Städte) beibehalten; sie hat auf
der Nordseite eine nicht eben feste Citadelle, in welcher ein weißer Marmorblock als der
Thron
[* 5] des Cyrus gezeigt wird, und
besitzt 3 verfallende Schulen; sie liegt neben dem weiten Umkreise eines wüsten Trümmerfeldes von 6 bis 7
Stunden
Umfang,
welches das einst glänzende
Baktra (s.
Baktrien) oder Zariaspa, den Geburtsort Zoroasters und des Cyrus,
bezeichnet.
Mancherlei Überreste sowie die
Namen vieler Örtlichkeiten deuten auf die
Blüte
[* 6] des Buddhismus in
Baktrien hin. Die Stadt
wurde 1220 von Dschingis-Chan völlig zerstört und hat sich nie wieder ganz von den Schrecknissen des Mongolensturmes erholt.
Ein Jahrhundert lang gehörte Balch
zum ind. Mogulreiche, wurde dann
selbständig, fiel im vorigen Jahrhundert in die
Hände des Afghanenherrschers
Ahmad Schah und gehört heute noch, nach kurzer
Zwischenherrschaft der
Usbeken, zu
Afghanistan.
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