Bakuba
*, ein 1885 von Wolf aufgefundener Negerstamm in dem vom 5.° südl. Br. durchschnittenen südlichen Teil des Congostaats, am rechten (nördlichen) Ufer des Lulua, ein kräftiges Volk von über Mittelgröße; Kopf und Nase [* 2] sind wohlgebildet, die weiblichen Gesichter erinnern an Europäerinnen. Vereinzelt tritt auch ein stark ausgesprochener semitischer Typus auf, die Hautfarbe ist gleich tiefdunkler Bronze, [* 3] doch wird der Körper mit Rotholz gefärbt, auch kommen Albinos vor. Die obern Schneidezähne werden bei Eintritt der Mannbarkeit ausgeschlagen. Das Haar [* 4] wird kurz geschnitten, nur auf dem Hinterkopf bleibt ein Büschel stehen, an dem mit bronzener oder eiserner Nadel ein geflochtenes Käppchen mit großem Federbusch befestigt wird. Die Männer ¶
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bringen an den Schläfen, die Weiber unter der Brusthöhle und am Hals Tättowierungsmuster hervor, die als Stammesmerkmale gelten. Die Frauen werden bei allen geschäftlichen Abschlüssen zu Rate gezogen, und gewöhnlich geben sie die Entscheidung; das Familienleben ist ein sehr gutes, die Moral der Frauen und Mädchen aber eine sehr niedrige. Sklaven, welche man von den benachbarten Boluba bezieht, werden gut behandelt, müssen aber gelegentlich als Schlachtopfer bei Todesfällen dienen.
Die Kleidung besteht aus einem roten Hüfttuch, um Hand- und Fußgelenk tragen sie dicke, blank geputzte Kupferringe, auf dem Kopf das erwähnte Käppchen. Die Männer fertigen grobe Gewebe [* 6] aus der Raphiafaser, die Frauen dagegen feine, bunte, mit den verschiedenartigsten, rot, schwarz und gelb gefärbten Mustern und mit Stickereien versehene Stoffe. Auch flechten und färben sie schöne Körbe und Matten, die, wie ihr irdenes Geschirr, die Leistungen andrer afrikanischer Stämme weit hinter sich lassen.
Auch in der Anfertigung von kleinen Holzkasten, becherartigen Trinkgefäßen, Tabakspfeifen, Kanoes und Rudern zeigen sie große Geschicklichkeit. Die Waffen [* 7] bestehen in sorgfältig gearbeiteten Bogen, [* 8] die Pfeile sind mit Federn geschmackvoll geschmückt, die Spitzen der Speere ziseliert, die Dolchmesser kunstvoll geschmiedet. Die Dörfer sind regelmäßig angelegt, in den langen Straßen befinden sich die einzelnen Häuser nach europäischem Baustil nebeneinander; überall herrscht die peinlichste Sauberkeit.
Man baut vorwiegend Mais und Erdnüsse, außerdem Hirse [* 9] und Zuckerrohr. Die Feldarbeit wird vom weiblichen Geschlecht verrichtet. Als Haustiere ziehen sie Ziegen, Hühner [* 10] und Hunde. [* 11] Die Männer betreiben hauptsächlich Jagd und Fischfang, widmen sich aber auch eifrig dem Elfenbeinhandel. Ausschließlicher Markt dafür ist Kabao, wo das Elfenbein an die Nachbarvölker gegen Sklaven, Kupfer, [* 12] Messing, Perlen, Kauris, rote und blaue Flanellstoffe eingetauscht wird.