Bakterien.
In überaus raschem Fortschritt hat sich die
Lehre
[* 2] von den Bakterien
nach den verschiedensten
Richtungen hin
weiter entwickelt: man hat teils weitere
Arten der krankheiterregenden Bakterien
kennen gelernt, teils hat man weitere Fortschritte
in der Kenntnis der Bedeutung der Bakterien
für die Gärungsvorgänge gemacht, man hat ferner auch die morphologische
Stellung und die biologischen Verhältnisse der Bakterien
näher erforscht. Von pathogenen
Arten sind weiter entdeckt worden:
der Erreger des
Unterleibstyphus in Gestalt eines beweglichen
Bacillus.
Bezüglich des Cholerabacillus wurde sein ausschließliches Vorkommen bei der asiatischen Cholera durch weitere Untersuchungen über jeden Zweifel sichergestellt. Ferner wurden aufgefunden: die Erreger der Rotzkrankheit der Pferde, [* 3] des Rotlaufs der Schweine [* 4] sowie einer andern, in verschiedenen Ländern als Schweinepest, Schweinediphtherie, Schweineseuche bezeichneten Epizootie, welche besonders in letzter Zeit in den europäischen Staaten und in Nordamerika [* 5] das Volksvermögen durch Vernichtung großer Schweinebestände schwer geschädigt hat.
Allerdings ist die
Identität dieser verschiedenen Krankheitsformen noch zweifelhaft. Bei den verschiedenen
Formen der
Lungenentzündung
wurden zwei verschiedene Bakterien
als deren Erreger aufgefunden: die Friedländerschen und Fränkelschen
Pneumoniekokken. Weitere
Aufklärung hat erlangt die
Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten: man hat bestimmte Organismen
aufgefunden, welche
Abscesse,
Eiterungen,
Blutvergiftung und Wundrose erzeugen, besonders hat man auch den Erreger des
Wundstarrkrampfes
kennen gelernt.
Der Erreger desselben zeigt das merkwürdige Verhalten, nur bei
Abschluß der
Luft, d. h. des
Sauerstoffs, gedeihen zu können.
Er teilt diese
Eigenschaft noch mit einer
Reihe weiterer Organismen, welche alle noch nicht ganz genau
bekannt sind, da die Reinzüchtung bei Luftabschluß immer noch große Schwierigkeiten hat. Bezüglich des biologischen Verhaltens
hat man beobachtet, daß viele Bakterien
nicht bloß sehr wählerisch bezüglich des Nährsubstrats sind, auf welchem
sie gedeihen sollen, sondern daß sie auch manchmal ganz bestimmter
Temperaturen zu ihrem Wachstum bedürfen.
Während nämlich die meisten Bakterien
zwischen 16 und 38° fortzukommen pflegen und bei höhern
Temperaturen absterben, hat sich
gezeigt, daß viele der obligat parasitisch lebenden Bakterien
(z. B.
Rotz,
Tuberkulose) nur bei
Körpertemperatur wachsen können,
ja daß es gewisse
Arten gibt, deren Wachstum bei 70-80° erst beginnt, und welche unter dieser
Temperatur
nur in Sporenform sich erhalten können.