Bajus
,
Michael, eigentlich de
Bay, kath. Theolog, geb. 1513 zu Melin im
Hennegau, 1544 Professor in der philos., seit 1550 in der
theol.
Fakultät zu Löwen.
[* 2] Er ließ die
Bibel
[* 3] und die ältesten Kirchenväter mehr zur Geltung kommen,
als die Scholastik seiner Zeit erlaubte, und erregte auch Anstoß durch seine der Augustinischen und dadurch der reformatorischen
sich nähernde Gnadenlehre. Auf die
Anzeige belg.
Franziskaner hin bezeichnete die
Sorbonne mehrere von Bajus
vorgetragene
Sätze
teils
¶
mehr
308 als ketzerisch, teils als falsch. 1567 verdammte Pius V. infolge einer neuen Denunziation 76 (79) Sätze des Bajus
als «ketzerisch
und irrig»; trotz Bajus'
Apologie ward das Urteil durch ein Breve von 1569 und 1579 durch eine Bulle Gregors XIII. bestätigt. Bajus
unterwarf
sich. Er ward 1578 Kanzler der Universität Löwen, auch Inquisitor. 1587 verwarf er 34 Sätze der Jesuiten
als pelagianisch. Er starb Eine spätere Ausgabe seiner Schriften (2 Bde., Köln
[* 5] 1696) kam wegen der vom Herausgeber
Gerberon beigefügten Zuthaten auf den Index. Trotz der Unterwerfung des Bajus
lebte seine Auffassung der Gnadenlehre (der Bajanismus)
in den Niederlanden fort. Die Jesuiten unterdrückten diese Lehre
[* 6] im 16. Jahrh., aber im 17. brach der Streit nur um so heftiger
in der Form des Jansenismus (s. Jansenisten) aus, als dessen Vorläufer der Bajanismus zu betrachten ist. –
Vgl. Linsenmann, Michael und die Grundlegung des Jansenismus (Tüb. 1867).