Bajadēren
(aus dem portug. bailadeira, d. i. Tänzerin) nennen die Europäer die öffentlichen Tänzerinnen und Sängerinnen in Indien, die in 2 große Klassen zerfallen, deren jede mehrere Unterabteilungen zählt. Zu der ersten Klasse gehören die dem Dienste [* 2] der Tempel [* 3] und Götter geweihten, zu der zweiten die im Lande umherziehenden Tänzerinnen. Die erstern, Dēwadāsī (d. i. Göttersklavinnen) genannt, unterscheiden sich nach der Würde der Gottheit, der ¶
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sie sich weihen, und nach dem Ansehen und Reichtum des Tempels, dem sie angehören, in 2 Rangklassen. In Centralindien sind sie unbekannt, dagegen allgemein in Südindien und an der Westküste. Sie gehören meist den untern Kasten an und werden nicht selten von den Eltern als Kinder den Göttern geweiht. Wesentlich verschieden von den Dewadasi sind die Tänzerinnen, die, frei im Lande umherziehend und nur bei Privatfestlichkeiten herbeigerufen, in öffentlichen Herbergen die Fremden unterhalten und Nātschnī (Nācnī) benannt werden.
Einige derselben leben unabhängig zusammen in Truppen von 10 bis 12 Köpfen, ziehen im Lande umher und teilen ihren Gewinn
mit den Musikanten, die sie begleiten. Andere stehen unter der Aufsicht von Daijā (Mutter), d. h. alten
Tänzerinnen, die allein allen Gewinn ziehen und diesen Mädchen dafür nur Kost und Kleidung geben. Noch andere sind wirkliche
Sklavinnen solcher alten Weiber. Die Tracht der Bajaderen
besteht aus farbigen Musselinröcken und Brusttüchern, welche, vielfach
übereinander gelegt, die Tänzerin vom Kinn bis zu den Füßen einhüllen. Ihre Tänze, Nātsch (Nāc)
genannt, sind eher Pantomimen, die zur Erklärung der unter Begleitung von mindestens einer Geige und einer Handpauke vorgetragenen
Gesänge dienen. Der Nātsch bildet die beliebteste Unterhaltung aller Inder. Es wird bei allen feierlichen Anlässen, auch
beim Empfang geachteter Gäste, ein Bajaderentanz
veranstaltet.