Nach der Erstürmung der
Bastille wurde er zum
Maire von
Paris ernannt, zeigte sich aber den schwierigen
Geschäften nicht gewachsen und nahm, von den
Jakobinern royalistischer
Gesinnungen beschuldigt, seine Entlassung.
In demProzeß
der
Königin trat er als
Zeuge für deren Unschuld auf, begab sich dann auf ein
Landgut in der Gegend von
Nantes,
[* 5] ward aber in
Paris von seinen Feinden angeklagt und genötigt, sich verborgen zu halten, bis ihn die
AgentenRobespierres
auf einer
Reise nach
Melun zu seinem
FreundLaplace ergriffen und nach
Paris schleppten. Er wurde »als Königsfreund und gewaltthätiger
Unterdrücker der Volksfreiheit« zur
Guillotine verurteilt und am folgenden
Tag hingerichtet.
Baillys Hauptwerk, die
»Histoire de l'astronomie« (Par. 1755-87, 5 Bde.;
ein
Auszug 1806, 2 Bde.), wurde größtenteils auch ins Deutsche
[* 6] übersetzt. Seine Behauptung, daß die
Wissenschaft die meisten
Entdeckungen einem untergegangenen
Volk verdanke, verwickelte
ihn in einen Streit mit
Voltaire u. a. und veranlaßte die
»Lettres sur l'origine des sciences« (Par. 1777;
deutsch, Leipz. 1778) und die
»Lettres sur l'Atlantide de
Platon et sur l'ancienne histoire de l'Asie« (Lond. 1771; engl.
1801, 2 Bde.). Nach BaillysTod erschienen »Essai sur les fables et sur leur histoire« (Par.
1799, 2 Bde.) und
»Mémoires d'un témoin de la révolution« (das. 1804, 3 Bde.;
deutsch im
Auszug von Weyland, Leipz. 1805).
(spr. baijí), Antoine Nicolas, franz. Architekt,
geb. zu Paris, arbeitete im Atelier Debrets, besuchte die Écoledes beaux-arts und wurde 1829 Schüler von Duban. 1834 wurde er von der städtischen Verwaltung von Paris als Architekt angestellt
und war als solcher bei der Vollendung des Hôtel de Ville und bei der Errichtung der Fontaine
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Molière beschäftigt. Später restaurierte er die Kathedrale von Digne, erbaute in Valence den Turm der Hauptkirche, restaurierte
die Kathedrale in Bourges, das Lyceum St. Louis in Paris, erbaute das dortige Gebäude des Handelsgerichts und die Gebäude
der neuen Mairie des vierten Arrondissements. Nicht minder zahlreich sind die von ihm errichteten größern
Privatbauten und Schlösser in verschiedenen Gegenden Frankreichs. 1853 wurde er Ritter, 1868 Offizier der Ehrenlegion und 1875 Mitglied
der Kunstakademie.
(spr. băjih),Jean Sylvain, Präsident der ersten franz. Nationalversammlung, geb. in
Paris, folgte anfange künstlerischen und litterar. Neigungen, wurde aber von Lacaille zum Studium der Astronomie geführt und
an dessen Stelle 1763 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seine «Histoire
de l'astronomie ancienne» (Par. 1775) und «Histoire
de l'astronomie moderne jusqu'en 1781» (3 Bde., ebd. 1779-82),
beide Werke später hg. von Comeyras u. d. T. «Histoire
de l'astronimie ancienne et moderne» (2 Bde., ebd. 1805),
brachten ihn in Streit mit Voltaire. Daraus gingen die «Lettres sur l'origine des
sciences» (ebd. 1777; deutsch Lpz. 1778) und «Lettres
sur l'Atlantide de Platon» (Par. 1779) hervor. Bailly wurde nun auch in die Académie des Inscriptions, 1784 in die Französische Akademie
aufgenommen. Die Revolution riß ihn aus seiner friedlichen Laufbahn. Zum Deputierten der Stadt Paris für den Tiers état
erwählt, ward er dessen Vorsitzender und nach der Konstituierung zur Nationalversammlung deren
erster Präsident.
Nach der Erstürmung der Bastille zum Maire von Paris ernannt (16. Juli), verwaltete er dieses Amt mit unbestechlicher Rechtschaffenheit
bis wo er, den Extremen längst verhaßt, es in die Hand
[* 8] Pétions niederlegte, sich ganz zurückzog
und bei seinem Freunde Laplace zu Melun lebte. Hier wurde er im Juli 1793 verhaftet, weil er am das blutige Vorgehen
der Nationalgarde gegen einen Haufen Gesindels zugelassen hatte, nach Paris gebracht, 11. Nov. zum Tode verurteilt und am 12. hingerichtet.
Aus seinem Nachlasse wurden herausgegeben «Essais ur les fables
et leur histoire» (2 Bde., Par.
1798) und «Mémoires d'un témoin de la Révolution» (3 Bde.,
ebd. 1804; deutsch von Weyland, Lpz. 1805).