Bailly
(spr. băjih), Jean Sylvain, Präsident der ersten franz. Nationalversammlung, geb. in Paris, [* 2] folgte anfange künstlerischen und litterar. Neigungen, wurde aber von Lacaille zum Studium der Astronomie [* 3] geführt und an dessen Stelle 1763 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seine «Histoire de l'astronomie ancienne» (Par. 1775) und «Histoire de l'astronomie moderne jusqu'en 1781» (3 Bde., ebd. 1779-82),
beide Werke später hg. von Comeyras u. d. T. «Histoire de l'astronimie ancienne et moderne» (2 Bde., ebd. 1805),
brachten ihn in Streit mit
Voltaire. Daraus gingen die «Lettres sur l'origine des
sciences» (ebd. 1777; deutsch Lpz. 1778) und «Lettres
sur l'Atlantide de
Platon» (Par. 1779) hervor. Bailly
wurde nun auch in die
Académie des
Inscriptions, 1784 in die
Französische Akademie
aufgenommen. Die Revolution riß ihn aus seiner friedlichen Laufbahn. Zum Deputierten der Stadt
Paris für den
Tiers état
erwählt, ward er dessen
Vorsitzender und nach der Konstituierung zur Nationalversammlung deren
erster Präsident.
Nach der Erstürmung der Bastille zum Maire von Paris ernannt (16. Juli), verwaltete er dieses Amt mit unbestechlicher Rechtschaffenheit bis wo er, den Extremen längst verhaßt, es in die Hand [* 4] Pétions niederlegte, sich ganz zurückzog und bei seinem Freunde Laplace zu Melun lebte. Hier wurde er im Juli 1793 verhaftet, weil er am das blutige Vorgehen der Nationalgarde gegen einen Haufen Gesindels zugelassen hatte, nach Paris gebracht, 11. Nov. zum Tode verurteilt und am 12. hingerichtet. Aus seinem Nachlasse wurden herausgegeben «Essais ur les fables et leur histoire» (2 Bde., Par. 1798) und «Mémoires d'un témoin de la Révolution» (3 Bde., ebd. 1804; deutsch von Weyland, Lpz. 1805).
Vgl. Nourisson, Bailly
(Par. 1885).