Bailly
(spr. báji),
Jean Sylvain, franz.
Politiker und Astronom, geb. zu
Paris
[* 2] als Sohn eines Malers, trieb
zuerst
Malerei und
Dichtkunst, wendete sich jedoch bald wissenschaftlichen
Studien zu und wurde durch
Lacaille für die
Astronomie
[* 3] gewonnen. Nach dem
Tod seines
Vaters erhielt Bailly
die
Stelle eines Aufsehers der Luxembourggalerie, 1789 wurde
er
Sekretär
[* 4] des
Pariser Wahlkollegiums und
bald darauf Deputierter des dritten
Standes bei den
Generalständen. Am 3. Juni zum
Präsidenten der
Nationalversammlung erwählt, leitete er 20. Juni die folgenreiche
Sitzung im
Saal des
Ballhauses und erlangte rasch
wegen seines edlen
Charakters eine außerordentliche
Popularität.
Nach der Erstürmung der
Bastille wurde er zum
Maire von
Paris ernannt, zeigte sich aber den schwierigen
Geschäften nicht gewachsen und nahm, von den
Jakobinern royalistischer
Gesinnungen beschuldigt, seine Entlassung.
In dem
Prozeß
der
Königin trat er als
Zeuge für deren Unschuld auf, begab sich dann auf ein
Landgut in der Gegend von
Nantes,
[* 5] ward aber in
Paris von seinen Feinden angeklagt und genötigt, sich verborgen zu halten, bis ihn die
Agenten
Robespierres
auf einer
Reise nach
Melun zu seinem
Freund
Laplace ergriffen und nach
Paris schleppten. Er wurde »als Königsfreund und gewaltthätiger
Unterdrücker der Volksfreiheit« zur
Guillotine verurteilt und am folgenden
Tag hingerichtet.
Baillys
Hauptwerk, die
»Histoire de l'astronomie« (Par. 1755-87, 5 Bde.;
ein
Auszug 1806, 2 Bde.), wurde größtenteils auch ins Deutsche
[* 6] übersetzt. Seine Behauptung, daß die
Wissenschaft die meisten
Entdeckungen einem untergegangenen
Volk verdanke, verwickelte
ihn in einen Streit mit
Voltaire u. a. und veranlaßte die
»Lettres sur l'origine des sciences« (Par. 1777;
deutsch, Leipz. 1778) und die
»Lettres sur l'Atlantide de
Platon et sur l'ancienne histoire de l'Asie« (Lond. 1771; engl.
1801, 2 Bde.). Nach Baillys
Tod erschienen »Essai sur les fables et sur leur histoire« (Par.
1799, 2 Bde.) und
»Mémoires d'un témoin de la révolution« (das. 1804, 3 Bde.;
deutsch im
Auszug von Weyland, Leipz. 1805).
Vgl. Nourrisson,
Trois révolutionnaires:
Turgot,
Necker, Bailly
(Par. 1885).