Baillot
(spr. bájo), Pierre Marie François de Sales, Violinspieler und Komponist, geb. zu Passy bei Paris. [* 2] Den ersten Unterricht empfing er im siebenten Jahr durch den Florentiner [* 3] Polidori;
Sainte-Marie, ein französischer Violinist, setzte ihn 1780 in Paris fort;
hier machte das
Spiel
Viottis schon auf den
Knaben großen
Eindruck. Im J. 1783 folgte
der junge Baillot
seinem
Vater nach
Bastia;
als derselbe gleich darauf starb, erbot sich Boucheporn, königlicher Intendant auf Corsica, [* 4] den Knaben erziehen zu lassen, und sandte ihn nach Rom, [* 5] wo er 13 Monate blieb und bei Pollani, einem Schüler Nardinis, weitern Unterricht genoß.
Nach längern Reisen, auf denen er seinem Beschützer in verschiedene Städte Frankreichs gefolgt war, 1791 nach Paris zurückgekehrt, erhielt er durch Viottis Vermittelung eine Stelle im Orchester des Théâtre Feydeau, legte dieselbe aber schon nach fünf Monaten nieder, um einen Posten im Finanzministerium zu übernehmen. Dies hinderte ihn aber nicht an der Fortsetzung seiner musikalischen Studien, und nachdem er sich wiederholt mit Beifall öffentlich hatte hören lassen, trat er 1795 als Violinlehrer in das Konservatorium der Musik ein, vorläufig, um seinen Kollegen Rode zu vertreten, bald darauf aber, da dieser sich inzwischen in Rußland fixiert hatte, mit fester Anstellung.
Seine nunmehr beginnende pädagogische Wirksamkeit erhielt gleichsam ihre
Weihe durch die im Auftrag des Unterrichtskomitees
der Anstalt von ihm in
Gemeinschaft mit
Rode und
Kreutzer verfaßte Violinschule, deren Redaktion von den Genannten ihm um so
lieber überlassen wurde, als seine wissenschaftliche
Bildung und seine unter Leitung
Catels,
Reichas und
Cherubinis
betriebenen Kompositionsstudien ihn für diese
Arbeit vorzugsweise geeignet machten. Auf
Grund dieser
Arbeit, welche bis zur
Gegenwart ihren Wert bewahrt hat, darf Baillot
als das
Haupt der modernen französischen Violinschule gelten.
Auch gebührt ihm vor allen das
Verdienst, durch seine 1814 begonnenen und bis zu seinem
Tod fortgesetzten Streichquartettproduktionen
die gediegene
Richtung dieser
Schule bestimmt zu haben. Von einem Aufenthalt in Rußland 1805-1809 abgesehen,
war und blieb denn auch
Paris der eigentliche Schauplatz seiner Thätigkeit. Bereits 1802 in der
Kapelle des Ersten
Konsuls
angestellt, war er 1827 zum
Rang des ersten Violinisten der königlichen
Kapelle gestiegen und blieb auch nach
dem
Wechsel der Dynastie Mitglied derselben. Er starb Als
Komponist hat Baillot
die Litteratur seines
Instruments durch
eine große Zahl wertvoller Werke bereichert; auch veröffentlichte er 1835 unter dem
Titel: »L'art du violon« eine Violinschule,
welche eine ebenso weite Verbreitung gefunden hat wie die
oben genannte.