Bailli
(frz., spr. băjih; engl. Bailiff; mittellat. Ballivus; ital. Balio; grch. Bajulos), ursprünglich soviel wie Pfleger, Vormund, dann Aufseher, Vorsteher. Am Kaiserhofe zu Konstantinopel [* 2] hieß der Oberaufseher der Prinzen Bajulos. Denselben Titel führte hier auch der Handelskonsul der fremden Kaufleute, den die Venetianer zu ernennen hatten; von diesem ging wohl der Titel Balio, Bailo auf den venet. Gesandten daselbst über. Durch den Johanniterorden verbreitete sich der Name Ballivus auch nach dem südl. und westl. Europa. [* 3]
Die 8 Mitglieder des
Kapitels dieses
Ordens hießen Ballivi conventuales, was dann wieder bei den Gütereinteilungen des
Ordens
in
Kreise
[* 4] den
Namen
Ballei (s. d.) veranlaßte. In
Frankreich waren die königlichen Bailli
seit etwa 1180
Richter des ihnen anvertrauten
Stadt- und Landbezirks, hatten die königl. Einkünfte einzutreiben und
abzuführen und den Heerbann zu versammeln. Sie wurden 1770 ihrer Funktionen enthoben und durch die Tribunaux de première
instance ersetzt.
Über den engl.
Bailiff s. d.
Vgl. von Kap-Herr, Bajulus, Podestè, Consules, in Quiddes «Deutscher Zeitschrift für Geschichtswissenschaft», Bd. 5 (Freib. i. Br. 1891).