Bahrdt
,
Karl Friedr., Theolog der Aufklärungsperiode, geb. zu
Bischofswerda als Sohn des 1775 als Professor der
Theologie zu
Leipzig
[* 2] gestorbenen Joh. Friedr. Bahrdt.
Zu
Leipzig und Schulpforta
vorgebildet, studierte Bahrdt
seit 1756 zu
Leipzig
Theologie und wurde dort 1762 Katechet an der Peterskirche, 1766 außerord.
Professor der biblischen
Philologie. Bahrdt
lehrte und predigte mit Beifall, ward aber wegen liederlichen
Wandels aus
Leipzig entfernt. 1768 erhielt er die Professur der biblischen
Altertümer zu
Erfurt
[* 3] und wandte sich dem Nationalismus
zu, 1771 ward er Professor und Prediger in Gießen,
[* 4] aber auf Betreiben seiner orthodoxen Gegner 1775 entlassen, wirkte
darauf 14
Monate lang als Direktor eines Pbilanthropins zu Marschlins in Graubünden
und wurde dann Generalsuperintendent zu Dürkheim.
[* 5]
Hier traf ihn 1778 das
Urteil des Reichshofrats, das ihn zur
Verwaltung eines geistlichen
Amtes für unfähig erklärte und
ihm verbot, etwas drucken zu lassen. 1779 floh Bahrdt
nach
Halle,
[* 6] wo er Vorlesungen über
Philosophie und alte
Sprachen hielt. Ein anonymes Pasquill auf
Wöllners
Religionsedikt brachte ihm 1789 ein Jahr Festungshaft zu
Magdeburg.
[* 7] Danach
lebte er als Schenkwirt in einem
Weinberg bei
Halle, wo er starb. ein Mann ohne sittlichen Halt, zuletzt in wüste
Gemeinheit verfallen, bat Bedeutung nur als entschiedenster
Vertreter des äußersten landläufigen Nationalismus.
Er schrieb
«Briefe über die systematische
Theologie» (2 Bde., Eisenach
[* 8] 1770-72),
«Wünsche eines stummen Patrioten» (Erf. 1770),
die noch rücksichtsloser «aufklärenden» «Neuesten Offenbarungen Gottes in Briefen und Erzählungen» (Riga [* 9] 1773; 3. Ausg., Berl. 1783),
«Briefe über die
Bibel
[* 10] im Volkston»
(Halle
1782) und während der Festungshaft zu
Magdeburg die «Geschickte seines Lebens, seiner Meinungen und
Schicksale»
(4 Bde., Berl. 1790). In einer
Schrift gegen Zimmermann von 1790 hatte Bahrdt
den
Ausdruck «mit eiserner
Stirn» gebraucht, den dann
Aug. Friedr. von Kotzebue (s. d.) gegen Bahrdt
anwandte.
Vgl. G. Frank in Raumers «Histor. Taschenbuch» (Lpz., Jahrg. 1866);
Leyser,
Karl
Friedrich Bahrdt
(2. Aufl.,
Neustadt
[* 11]
a. d. H. 1870).