Titel
Bahawalpur
(früher auch Daudputra genannt).
1) Engl. Vasallenstaat in Ostindien, [* 2] zwischen Pandschab und Radschputana, grenzt im NO. an den Distrikt Sirsa (Land der Bhatti-Radschputen) im Hissargebiete, im O. und S. an die Radschputenstaaten Bikanir und Dschaisalmir, im SW. an Sindh und im NW. an den Indus und Satladsch (der von Utsch an Pantschnad heißt), und hat 38849 qkm, (1891) 648900, (1881) 573494 E. (480274 Mohammedaner, 91272 Hindu, 1678 Sikh, 254 Dschain). Das sehr niedrig gelegene Land ist nur in der Nähe der genannten Flüsse [* 3] (Alluvialboden in einer Breite [* 4] von 13 bis 23 km) kulturfähig, erzeugt daselbst Baumwolle, [* 5] Indigo, [* 6] Zucker, [* 7] einige Färbestoffe und Arzneimittel und hat nur hier Viehzucht. [* 8]
Große Bewässerungsanlagen und Kanäle vergrößern dieses Gebiet erfolgreich. Die Staatseinnahmen (1881-82 etwa 3268700 M.) verdoppelten sich. Die Einwohner, Dschat, Hindu, Afghanen, Belutschen, sind insgesamt kräftig. Unter den Hindu herrscht der Stamm der Daudputra, d. h. «Söhne des Daud Chan», des Gründers des Staates (1769). Seine Nachkommen erkannten nacheinander die Oberhoheit der Afghanen, der Sikh, und seit 1838 der Briten an. Der Fürst Bahawal (oder Bhal), der 1852 starb, erbaute die nach ihm genannte Hauptstadt (s. unten), deren Name auf das Land überging. Er bezog für seine den Briten bei dem Aufstande in Multan (1848) geleistete Hilfe von der Ostindischen Compagnie ein lebenslängliches Jahrgehalt von 204295 M.; auch hatte er 1843 für die Unterstützung der Engländer bei ihren Kriegen gegen Sindh und Afghanistan [* 9] einen fruchtbaren Landstrich im nördl. Sindh erhalten.
Der Landesfürst, Chan betitelt, hat keine Schutzgelder an die Briten zu zahlen. Die wichtigern
Städte des
Landes, außer
der Hauptstadt, sind
Ahmadpur (s. d.), Chanpur (30° 9' nördl.
Br., 71° 16'.östl. L.)
Utsch, Modschigar und Chairpur. –
2) Haupt und Residenzstadt von Bahawalpur
, 3,2 km vom Satladsch, 29° 24' nördl.
Br., 71° 47' östl. L., in 114,3 m Höhe, hat (1881) 13635 E.
(7459 Mohammedaner, 6082
Hindu, 43 Sikh, 48
Dschain), einen weitschichtigen fürstl.
Palast, ein großartiges
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Bahnhofsgebäude, sonst nur unansehnliche Backsteinhäuser, die nebst vielen Baumgruppen von einem Erdwall von 6,4 km Umfang
umschlossen werden, ferner berühmte Seidenmanufakturen und, durch die Lage am Vereinigungspunkt dreier Straßen und an der
Eisenbahn begünstigt, lebhaften Handel. Durch die Industhalbahn (mit großer Eisenbahnbrücke über den Satladsch: 1297 m
lang, mit 16 Bogen
[* 11] von 76,2 m Spannung) steht Bahawalpur
nach N. in Verbindung mit Multan, und von hier aus mit
Lahaur und Pischawar einerseits, nach SW. mit den Städten Sindhs, insbesondere mit dem Hafenplatz Karatschi.