britisch-westind. Inselgruppe, die sich in einer
Ausdehnung
[* 3] von 1110 km
von der Südostseite der
HalbinselFlorida südostwärts ausdehnt bis zur
NordküsteHaïtis, zwischen 21°
23' und 27° 31' nördl.
Br. Im W. wird sie von
Florida durch die
Floridastraße (Golfstraße), im S. von
Cuba durch den Bahamakanal
getrennt. Sie umfaßt 20 größere
Inseln, 653 Inselchen oder Cays und 2387 aus dem
Meer hervorragende
Klippen,
[* 4] die zusammen ein
Areal von 14,535 qkm (264 QM.) haben.
Die einzelnen
Inseln erheben sich auf einem ausgebreiteten, aus großer Tiefe schroff ansteigenden Korallenplateau, dessen
Umrisse durch über das
Meer hervorragende Felsköpfe angedeutet werden, und dessen Oberfläche 5-10 m unter dem Meeresspiegel
liegt. Die
Inseln sind gebildet aus geschichtetem
Kalkstein und lockerm Kalksand und teilweise bedeckt
mit
Mergel,
Thon und reichem Humusboden, auf dem ein üppiger Pflanzenwuchs gedeiht, dessen frisches
Grün sich grell von den
weißen Sandflächen abhebt.
Das
Klima
[* 11] der Bahamainseln ist angenehm und gesund. Die
Temperatur schwankt zwischen 16 und 32° C. und beträgt
(in
Nassau) im Jahresmittel 24,5° C. Jährlich fallen 1057
mmRegen.
Orkane richten oft große Verwüstungen an (so noch Erdbeben
[* 12] sind dagegen bis jetzt nur auf
Inagua beobachtet worden. Die eigentlichen (ohne Caicos- und Turkinseln) haben ein
Areal von 13,960 qkm (253,7 QM.) mit
(1881) 43,521 Einw., von denen 12,000 auf der
InselNew Providence wohnen, und unter denen sich etwa 6500
Europäer befinden.
von der Einfuhr (192,710 Pfd. Sterl.) kommen 21 Proz. von dorther; der Hauptverkehr ist
mit den Vereinigten Staaten. An der Spitze derVerwaltung steht ein von der Krone ernannter Gouverneur; die gesetzgebende Gewalt
übt eine repräsentative Versammlung von 28 Mitgliedern aus. Die Revenue belief sich 1883 auf 52,475
Pfd. Sterl., und die Kolonie hatte eine Schuld von 48,626 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist Nassau (s. d.). - Die Bahamainseln waren die ersten
Eilande, auf welche Kolumbus auf seiner Entdeckungsreise 1492 stieß. Über die Insel, bei welcher er gelandet, herrschen verschiedene
Ansichten; am verbreitetsten ist jene, daß der große Entdecker zuerst Guanahani (Cat Island) betreten
habe, während neuerdings Becher
[* 22] (»The landfall of Columbus«, im »Journal of the Royal Geogr. Society«, Bd. 26) bewiesen hat,
daß die Watlingsinsel der Landungsplatz gewesen ist.
Die Spanier nahmen infolgedessen von sämtlichen Inseln derGruppeBesitz, gaben ihnen den NamenLos Cayos (»die Klippen«) und entführten
die harmlosen Bewohner in die Bergwerke von Haïti
[* 23] oder zu den Fischereien von Cumana. Infolge der weit wichtigern
spätern Entdeckungen schenkten die Spanier der Gruppe bald keine Beachtung mehr. Sie war völlig unbewohnt, als die Engländer 1629 New Providence
kolonisierten. 1718 ergriffen diese von der ganzen GruppeBesitz in richtiger Erkenntnis ihrer vorzüglichen
maritimen Lage an den großen Hauptstraßen von Europa
[* 24] nach Westindien und Zentralamerika. Im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg
wurden die Bahamainseln auf kurze Zeit durch die Amerikaner besetzt und 1782 von Cuba aus von den Spaniern erobert, die sie jedoch im
Versailler Frieden an England wieder zurückgaben. Außerordentlich wichtig wurden die Bahamainseln während des
amerikanischen Bürgerkriegs, indem von Nassau aus die sogen. Blockadebrecher nach den Baumwollhäfen der Südstaaten fuhren.
Die Bevölkerung
[* 25] derselben schätzte man 1888 auf 48,000 Seelen. Die 36 von der Regierung
unterhaltenen Schulen wurden von 4975 Kindern besucht. Es liefen 1888: 301 Schiffe
[* 26] von 115,033 Ton. Gehalt ein und wurden Waren
im Wert von 190,405 Pfd. Sterl. ein- und von 121,530 Pfd. Sterl.
ausgeführt. Unter der Ausfuhr waren Produkte der Kolonie im Wert von 113,203 Pfd. Sterl., als Bananen (42,086
Pfd. Sterl.) und Salz (3342 Pfd. Sterl.), Faserstoffe uud Schwämme. Der Anbau von Faserstoffen nimmt zu, und die Schwammfischerei
ergab 1888 einen Ertrag von 49,113 Pfd. Sterl. Die Kolonialeinnahmen betrugen 1888: 45,578 Pfd. Sterl.,
die Ausgaben 44,404 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld war 83,126 Pfd. Sterl.
oder Lucayische Inseln, span. Lucayos (von los cayos, d. h. die Klippen oder
Riffe), eine England gehörige Inselreihe Westindiens, welche, durch den NeuenBahamakanal oder die Floridastraße von der Südostküste
der Halbinsel Florida, durch den für die Schiffahrt gefährlichen Alten Bahamakanal von Cuba getrennt, sich zu
beiden Seiten des Wendekreises über 1100 km weit in südöstl. Richtung bis gegen Haiti bin zwischen 21° und 27° 31' nördl.
Br. erstreckt.
Die Bahama-Inseln sind die höchsten aus dem Wasser aufragenden Spitzen einer Anzahl von Korallenbauten, die aus 3-4000 m Tiefe schroff
aufsteigen und durchschnittlich nur 5-10, selten 20-30 m unter Wasser liegen, während einige wenige
zur Ebbezeit zu Tage treten. Sie sind im ganzen flach, ihre höchsten Hügel erheben sich 40-60 m über den Meeresspiegel,
nur Little (Klein-) Salvador
[* 27] steigt bis zu 125 m auf, andere werden teilweise von der Flut überschwemmt. Man zählt 29 größere,
darunter 10 unbewohnte, 661 Felseninseln und 2387 Felsen und Riffe, außer einer großen Anzahl von verborgenen
Riffen und Klippen.
Nach den Bänken, auf denen sie ruhen, zerfallen die in eine Anzahl natürlicher Gruppen, von denen die nördlichste, die
der eigentlichen Bahama-Inseln, sich auf der Kleinen Bahamabank (über 14000 qkm groß) erhebt. Die beiden größten
unter ihnen sind Groß-Bahama (1542 qkm) und Groß-Abaco oder Lucava (mit Klein-Abaco 2313 qkm). Südlich von diesen, durch
den Providencekanal getrennt, liegt die Große Bahamabank (über 96000 qkm), in die das tiefe Meer von N. mit dem Providencegolf,
von O. mit dem Exumasund und der Jumentosbai einschneidet.
Hier liegt die größte der Bahama-Inseln, Andros oder St. Andrews (3524 qkm), an die sich südlich die beiden Heiligen-
Geistinseln (440 und 1100 qkm) anschließen. Östlich von Andros die große Hauptinsel New-Providence (218,5. qkm) mit dem
besten Hafen und der Stadt Nassau, der Hauptstadt der ganzen Gruppe. Unter den übrigen Inseln derGroßen
Bahamabank sind noch zu nennen: Eleuthera, Great Exuma und Long Island
[* 28] (Yuma), und, nur durch eine schmale unterseeische Zunge
mit der Bank verbunden, Klein-Salvador und Cat Island. östlich und südöstlich hiervon Rum Cay und die Watlingsinsel (San Salvador).
Die südöstl. Fortsetzung der Inselreihe besteht aus einer Anzahl kleinerer
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mehr
Gruppen: Acklin, den Crooked-Inseln, die eine große Lagune mit 2 -3 m Wassertiefe im Innern besitzen, Mariguana, Groß-
und Klein-Inagua, den Caicosinseln und den Turksinseln. Weiter südöstlich treten noch drei Bänke, Mouchoir Carré-Bank, Silver-Bank
und Navidad-Bank, auf, die letzte 20-40 m unter dem Meeresspiegel. (S. Karte: Antillen.)
Nur wenige Brunnen
[* 30] fördern Trinkwasser. Dagegen finden sich auf vielen wertvolle Salzwasserteiche, die,
teilweise mit dem Meere im Zusammenhange, mit Ebbe und Flut sinken und steigen. Das Klima der Bahama-Inseln ist gemäßigt heiß und auch
für Europäer gesund, die Mitteltemperatur beträgt im Sommer etwa 28° C., im Winter 18° C.; der südl. Teil
der Gruppe wird das ganze Jahr hindurch vom Nordostpassat erfrischt, während im nördl. Teile häufig kalte West- und Nordwestwinde
weben.
Besonders gefürchtet sind die von Ende August bis Ende Oktober nicht seltenen schweren Cyklone, die, von SO. kommend, über
die Bahama-Inseln nach dem Golfstrom fortschreiten und arge Verwüstungen anrichten. Das feuchte
Klima (über 1000 mm jährliche Niederschlagsmenge) erzeugt eine üppige Pflanzenwelt. Sie bildet das nördlichste Glied
[* 31] der
westind. Tropenflora, die hier den Wendekreis geschlossener als im südl. Florida überschreitet, unterstützt durch die im
Sommer sich verstärkenden Niederschläge.
Von den tropischen und europ. Gewächsen und Früchten gedeihen mehrere vortrefflich. Ananas und Orangen
bilden ein Hauptstapelprodukt, ebenso Baumwolle. Außerdem baut man Reis zur Ausfuhr,Mais und ausreichend anderes Getreide
[* 32] sowie Moorhirse. Kartoffeln, Hülsenfrüchte u. s. w., dagegen nur noch wenig Kaffee und Zuckerrohr. Einige Inseln sind holzreich
und liefern namentlich Mahagoni, Satin, Lignum vitae, Ceder, Fustik u. s. w. Auch die Viehzucht,
besonders die Schaf- und Geflügelzucht, ist einträglich, die Fischerei
[* 33] von großer Wichtigkeit.
Der Schildkrötenfang liefert einen erheblichen Ausfuhrartikel. Von Bedeutung ist auch die Gewinnung eines Badeschwamms, der
aber gegen den des Mittelmeers
[* 34] zurückstellt. Einen Hauptausfuhrartikel bildet das Salz, hauptsächlich von Inagua und den
Turksinseln; sieben Zehntel davon geben nach den Vereinigten Staaten von Amerika.
[* 35] Verschiedene Inseln liefern
auch Guano, etwa 700 t werden jährlich ausgeführt. Andere Produkte sind noch Schildpatt und Perlmutter. Der Wert der Ausfuhr
der Bahama-Inseln belief sich 1891 auf 128010 Pfd. St., der der Einfuhr auf 190670
Pfd. St. In den zehn Häfen, die jedoch meist nur für kleinere Fahrzeuge zugänglich sind, verkehrten
(1891) Schiffe von insgesamt 303121 t. Bebaut ist etwa ein Fünftel der Bodenfläche; nur 20 Inseln (nicht gerade die größten)
sind nebst den nächsten Riffen spärlich bewohnt. - Die Engländer haben den Archipel in zwei Verwaltungsgebiete geteilt:
1) das Gouvernement der Bahama-Inseln, 13960 qkm mit (1891) 47565 E.; 2) die Turksinseln (s. d.). - Die Bahama-Inseln sind in der
Geschichte der Entdeckungen von hervorragender Bedeutung, weil zu ihnen die InselGuanahani oder San Salvador (jetzt Watlingsinsel)
gehört, auf der Columbus zum erstenmal amerik. Boden betrat. Nach Abführung der Bewohner nach den Großen Antillen
überließen die Spanier die Bahama-Inseln den Korsaren, welchen 1718 der brit. Schiffskapitän Woods Rogers die Inseln
abnahm. Nicht kräftig von der Krone unterstützt, wurden sie
1776 von den Nordamerikanern geplündert und 1781 von den Spaniern
von neuem erobert, jedoch 1783 im Frieden zu Versailles
[* 36] den Briten wieder abgetreten.
Vgl. Bacot, The Bahamas (2. Aufl., Lond. 1871);
Ives, The isles of summer or Nassau and Bahamas (Neuyork
[* 37] 1881).