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zerstreut Saxifraga Rudolphiana, Draba Wahlenbergii, Astragalus leontinus, Arenaria Marschlinsii, Arabis serpyllifolia, Adenostyles hybrida. An feuchten Orten die äusserst seltene Carex ustulata, begleitet von den ebenfalls seltenen Carex bicolor, microglochin und pauciflora, Triglochin palustris, Tofieldia borealis. Der Erwähnung wert sind noch zwei seltene Enziane: Gentiana punctata × purpurea und Gentiana utriculosa, ebenso der Tüpfelfarn Woodsia hyperborea (= Woodsia ilvensis).
Bei Mauvoisin blüht die Hugueninia tenacetifolia, eine Crucifere piemontesischen und mediterranen Ursprunge, die nur vereinzelt auf die N.-Seite der Alpen übergreift. Gleichen Ursprungs ist auch die im mitteren Thalstück verbreitete Labiate Scutellaria alpina. Ebenfalls bei Mauvoisin einige Exemplare der Betula Murithii (von Gaudin nach dem Walliser Botaniker Murith so benannt). Ueberhaupt ist die Flora der Umgebung von Mauvoisin, wo dolomitisches Gestein ansteht, durch einen ganz besonders eigentümlichen Charakter ausgezeichnet, wie auch die grosse Mannigfaltigkeit im geologischen Aufbau die verschiedenartige Ausbildung der Flora im obern Thalstück erklärt. Erwähnenswert ist noch das Vorkommen der herzblättrigen Listere (Listera cordata) im Humus der Wälder bei Fionnay. Das untere Thal endlich weist dieselbe Trockenflora (Xerophilen) auf, wie das untere Walliser Rhonethal.
Das von zahlreichen Gletschern umschlossene Val de Bagnes
ist fortwährend gefürchteten Ueberschwemmungen ausgesetzt. 1818 brach
die durch herabgestürzte Eismassen des Giétrozgletschers zum
See gestaute
Dranse durch diese hindurch
und verwüstete das ganze Land bis
Martigny hinunter. 1595 ^[Ergänzung: wurden mehrere
Dörfer zerstört. 1894 und 1898] leerte
sich ein Gletschersee des Gletschers von
Crête-Sèche auf einmal, mehr als 1 Million m3
Wasser stürzten sich zur
Dranse
hinunter, die derart anschwoll, dass sie Brücken wegriss,
Strassen und
Wege zerstörte und Aecker und
Wiesen verwüstete. Mit mehr oder minder starker Heftigkeit hatte sich der gleiche Ausbruch jedes Jahr wiederholt, bis
bedeutende Schutzarbeiten in Angriff genommen worden sind, die die Wiederkehr solchen Unglückes für die Zukunft zu verhüten
bestimmt sind. Immer aber werden die
Gletscher für die friedsamen und fleissigen Bewohner dieses bemerkenswerten
Thales eine grosse Gefahr vorstellen.
Der Name des Val de Bagnes
leitet sich vom lat. Vallis balnearum her und wurde dem
Thale deswegen beigelegt, weil es einst
eine stark besuchte Schwefelquelle aufwies; 1545 zerstörte ein
Bergsturz die Quelle mitsamt dem in alten Chroniken erwähnten
Dorfe Curru, von dem heute jede Spur verschwunden ist. 1150 verlieh der
Graf von Savoyen das Thal der
Abtei
Saint-Maurice, die daselbst bis 1798 ihre Oberhoheit ausübte.