Titel
Bagnères
(spr. banjähr), 1) (Bagnères
de
Bigorre) Arrondissementshauptstadt im
franz.
Departement
Oberpyrenäen, links am
Adour, am Ende der
Ebene von
Tarbes und am Eingang des
Thals von
Campan reizend gelegen, 560 m ü. M., durch Zweigbahn mit
Tarbes
verbunden, einer der belebtesten Badeorte der
Pyrenäen. Die Stadt ist gut gebaut, hat 4
Kirchen, ein geistliches
Collège, eine
Gesellschaft zur Durchforschung der
Pyrenäen
(Société Ramond), ein Naturalienkabinett und
Museum, ein
Kasino,
mehrere Badeetablissements und (1881) 7634 Einw., welche Wollgewebe
(sogen.
Barege), feine
Messer,
[* 2]
Papier und
Leder fabrizieren und ansehnliche Marmorindustrie betreiben.
Als Badestadt steht in
Frankreich mit in vorderster
Reihe. 18-20,000
Gäste, von denen über 6000 zugleich
Unterkunft finden können, besuchen alljährlich Bagnères
, nicht nur der Heilkraft des
Wassers willen, sondern auch wegen der herrlichen
Gegend, der prachtvollen
Promenaden und Ausflüge und der Vergnügungen, die ihnen hier geboten sind. Die
Heilquellen von Bagnères
, gegen 50 an der
Zahl, gehören zu den kalkhaltigen Salinequellen und sind teilweise auch eisenhaltig.
Ihre
Temperatur variiert von 19-51° C. Sie wirken vorzugsweise laxativ und diuretisch. Außerdem hat Bagnères
eine
vorzügliche
Schwefelquelle
(Labassère), die 12 km von der Stadt entspringt, aber in derselben
(Villa Théas) zu
Bädern und
als Trinkquelle benutzt und hauptsächlich gegen katarrhalische
Leiden
[* 3] der
Respirationsorgane verordnet wird.
Das
Klima
[* 4] von Bagnères
ist auch im
Winter sehr mild und konstant (daher zahlreiche Wintergäste); im
Sommer beträgt die mittlere
Temperatur 18° C. Die
Thermen von Bagnères
waren schon den
Römern bekannt, die den
Ort Vicus Aquensis Balneariae oder
Aquae Bigerrorum
nannten; Piscinen, Votivinschriften, Säulenkapitäler,
Medaillen etc. wurden ausgegraben. Die
Goten zerstörten
den
Ort, der indessen bald wieder erstand und im
Mittelalter sich zu einer nicht unbedeutenden Stadt erhob, die viele
Freiheiten
genoß.
Vgl. de la
Garde, Étude sur les eaux salines-arsenicales de Bagnères
(Par. 1875).
2) (Bagnères
de
Luchon) Stadt und berühmter Badeort im franz.
Departement
Obergaronne,
Arrondissement St.-Gaudens,
im breiten Pyrenäenthal
Luchon, am Zusammenfluß der
Pique und One, 629 m ü. M., unweit der spanischen
Grenze, zerfällt in
die winkelige, unansehnliche, um die
Kirche gedrängte
Altstadt und die glänzende, südlich gelegene
Neustadt,
[* 5] hat prächtige
Alleen, ein pyrenäisches
Museum, in der
Nähe
Blei-,
Wismut- und Mangangruben und (1876) 3982 Einw. Als
Badeort steht Bagnères
durch den
Reiz seiner
Lage (in nächster
Nähe des zentralen Gebirgsstocks) sowie durch sein großartiges Badeetablissement
an der
Spitze aller Pyrenäenbäder; doch beläuft sich die Zahl der Kurgäste nur auf
ca. 10,000. Das Badeetablissement, ein
monumentales, langgestrecktes Gebäude mit einer
Kolonnade von 28 monolithischen Marmorsäulen, liegt am
schönen Quinconceplatz, der mit der
Altstadt durch den großen Badeboulevard in
Verbindung steht, und enthält großartige
Badeeinrichtungen jeder Art (120 Marmorwannen, Inhalationssaal,
russische Bäder etc.). Die
Quellen sind teils
Schwefelquellen
(49), teils eisenhaltig (4), von verschiedener
Temperatur (40-60° C.), die einzelnen auch von verschiedener spezifischer
Wirkung, so gegen
Hautkrankheiten,
[* 6]
Rheumatismus,
Skrofulose, chronisch-gastrische
Störungen u. dgl. Das
Klima
ist im
Sommer nicht allzu heiß (mittlere
Temperatur 17° C.), aber raschen und häufigen
Wechseln unterworfen; im ganzen wirkt
es auf sehr schwache
Personen günstig. Die
Saison
¶
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dauert vom 15. Juni bis 15. Okt. In der Umgegend gibt es auch einige Eisenquellen und am Eingang zum Lysthal eine (Vichy analoge)
doppeltkohlensaure Natronquelle. Die Thermen von Bagnères
waren schon den Römern bekannt und damals dem keltischen Gott Lixon geweiht
(daher der Name Luchon). Strabon erwähnt sie als »Onesische Thermen« (am Fluß One). Römische
[* 8] Substruktionen,
Piscinen, Votivaltäre etc. sind aufgefunden worden. Als Ort und Kirche wird Luchon zum erstenmal 987 genannt. Die gegenwärtige
Altstadt erhob sich erst nach 1723; den Grund zu ihrer jetzigen Bedeutung legte der Intendant von Auch und Béarn, Megrit d'Etigny
(seit 1761).
Vgl. Garrigou, Monographie de Bagnères
(Par. 1872-74, 2 Bde.);
Gsell-Fels, Südfrankreich etc. (Leipz. 1883).