(Bagermi,Baghirmi), mohammedan. Negerreich in Zentralafrika, zwischen
Bornu und
Wadai, südlich vom Tsadsee,
ca. 183,400 qkm (3330 QM.) groß (ohne die Heidenländer nur etwa 50,000 qkm), wird vom
Schari bewässert, ist meist eben und hat eine durchschnittliche
Erhebung von nur 300 m; doch sollen sich
im S. hohe
Gebirge erheben (s.
Karte »Äquatorialafrika«
[* 2] bei Art.
»Congo«). Der größere Teil des
Landes wird aus
Kalk- und Sandboden
gebildet, die
Vegetation ist die allgemeine zentralafrikanische, ebenso die Tierwelt; doch ist zu bemerken, daß hier das
Nashorn die Westgrenze seiner Verbreitung findet.
Die Bewohner (s. Tafel
»AfrikanischeVölker«,
[* 3] Fig. 15), etwa 1½ Mill. an der Zahl, sind echte
Neger und
vermögen 10,000 Fußgänger und 3000
Reiter zu stellen, die durch
Mut und kräftigen Körperbau sich auszeichnen. Die
Frauen,
proportioniert und angenehm gebaut, glänzend schwarz von Hautfarbe, werden als die schönsten des
Sudân gepriesen. Die auf
Grund der lexikalischen Sammlungen
Barths von
Fr.
Müller und
Lepsius untersuchte
Sprache
[* 4] der Bagirmi ist nach ersterm ganz isoliert,
nach letzterm entfernt mit den Bantusprachen Südafrikas verwandt. Die industrielle Thätigkeit der Bewohner ist gering;
als
Geld kursieren Baumwollstreifen (Farda). Die
Viehzucht
[* 5] ist hauptsächlich in den
Händen der zahlreich angesiedeltenSchoa.
Die Hauptstadt
Massenja, östlich vom
Schari, liegt gegenwärtig halb in Trümmern. - Bagirmi begann seine staatliche
Entwickelung
vor etwa 3½
Jahrhunderten, zu welcher Zeit fremde Einwanderer aus fernem
Osten ins Land kamen und allmählich eine Herrschaft
über die
Fellata- und Araberstämme gründeten, welche das
Zentrum des heutigen Bagirmi mit ihren
Herden nomadisierend
innehatten.
Das kleine
Reich dehnte unter der Herrschaft einiger thatkräftiger
Fürsten seinen
Kern bald zur jetzigen
Größe aus; der
Islam
wurde um die Mitte des 17. Jahrh. zur Staatsreligion erhoben, und aus den unterworfenen oder
tributpflichtig gemachten Heidenstämmen der Sokoro, Sarua,
Bua, Nyillem,
Sara,
Massa, Ndamm, Tummok etc.,
welche Bagirmi im O. und S. umwohnen, flossen dem Land bis auf die Gegenwart reichliche Existenzmittel zu. Dennoch
ist die politische
LageBagirmis sehr unangenehm. Mitten
¶
mehr
zwischen zwei mächtigen und feindlichen Reichen gelegen, ist es nach verzweifelten Kämpfen gezwungen worden, beiden Tribut
zu zahlen, sowohl Bornu als Wadai. Viel zum Verfall des Landes tragen auch die Thronstreitigkeiten bei, die nicht aufhören.
Erforscht wurde Bagirmi durch H.Barth, der 1852 in der Hauptstadt Massenja mehrere Monate gefangen gehalten
wurde; seitdem hat es erst G. Nachtigal 1872 wieder besucht, der indessen das Land in vollständiger Zerrüttung vorfand.
Der SultanAli von Wadai hatte Massenja zerstört und in Bidderi einen neuen Sultan eingesetzt, während der alte legitime Sultan
in Busso, jenseit des Schari, residierte, so daß die Regierung geteilt war.
Vgl. Barth, Reisen in Nord- und
Zentralafrika, Bd. 5 (Gotha
[* 7] 1858);
mohammed. Negerstaat im mittlern Sudan, zwischen Bornu und Wadai, südöstlich vom Tsadsee
am Schari (s. Karte: Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika), hat etwa 50000 (nach Wagner-Supan 183404) qkm. Das ganze Land
ist eine Ebene in etwa 310 km Höhe; nur im Osten, in der Heimat der Sokoro, steigt es allmählich bis zu dem Geregebirge
(s. Wadai) an. Die Bevölkerung übersteigt kaum die Zahl von 1 Mill., doch wechselt die Volksmenge häufig mit den Grenzen,
[* 9] die sich infolge der Kämpfe mit den mohammed. Nachbarstaaten und den südlich angrenzenden
Heidenvölkern bald erweitern, bald verengern.
Die Bagirmi sind ein Mischvolk von verschiedenen Rassen: den So, Makari, Arabern, Fulbe u.a.; alsWeber, Färber,
Lederarbeiter sehr geschickt, und geborene Krieger. Allgemein herrscht Polygamie. Als Eingewanderte leben unter ihnen Araber
als Ackerbauer und Fulbe als Hirten. Reichtümer verschaffen sie sich durch Sklavenjagden bei den heidn. Negerstämmen der
Sara, Kufu, Fomrei u.a. im Süden, die wehrlos den mit Feuergewehr Bewaffneten als Beute anheimfallen.
Die Sokoro allein vermochten in ihren Bergen
[* 10] die Bagirmi siegreich zurückzuschlagen.
Die Regierungsform ist absolute Monarchie, der Titel des Herrschers ist «Banga». Die Heersmacht beträgt 10000 Mann
Fußvolk und 3000 Mann Reiterei. Die Hauptstadt heißt Massenja (s. d.). Im Anfang des 16. Jahrh.
wurde das von Fulbe und Arabern bewohnte Bagirmi teils herrscherlos, teils abhängig von den Bulala in Wadai.
Da wanderten heidn. Fremde,
von Osten (wahrscheinlich aus Kenga) kommend, ein und gründeten die Stadt Massenja. Sie warfen
das Joch der Bulala ab und machten ihren Häuptling BirniBesse 1522 zum ersten König von Bagirmi. Der Islam wurde gegen
Ende des 16. Jahrh. allgemein eingeführt; die folgenden Herrscher vergrößerten und befestigten
das Reich, bis mit Gauranga (1785–1806) die Kämpfe mit Wadai abermals begannen, aus denen dieses siegreich hervorging; ja
es zwang Bagirmi zur Tributpflichtigkeit, als es dessen Herrscher Burkomanda (1807–46) gegen den aufrührerischen
Feldherrn Araueli rettend unterstützte.
Zur Zeit von Dr. Barths Aufenthalt im Lande (1852) war sein Sohn Abd el-Qadir Sultan, welcher in einem Kampfe
gegen einen fanatischen Mekkapilger 1858 fiel. Sein Nachfolger Mohammedu (Abu Sekkin), gedrückt von der Tributpflicht, reizte
den jungen Herrscher Ali von Wadai zum Krieg; dieser vertrieb ihn 1870 und setzte einen Onkel desselben,
Abd er-Rahman, an seine Stelle. Ihm folgte Gauranga. Dieser wurde 1892–93 von Rabah, einem ehemaligen Offizier Zebir Paschas
in den obern Nilländern, welcher sich mit El-Aiatu, dem frühern Sultan von Sokoto, verbunden hatte, aus Bagirmi vertrieben. Rabah,
Herr des Reichs, unternahm dann einen Eroberungszug gegen Bornu. Sichere Nachrichten darüber fehlen. –
Vgl. H.Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika in den J. 1849–55 (5 Bde.,
Gotha 1857–59);
Nachtigal, Reise in die südl. Heidenländer B.s (im 8. Bde.
der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde»,
[* 11] Berl.
1873);
ders., Sahara und Sudan, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1879–82);
Rohlfs, Quer durch Afrika
[* 12] (2 Bde., Lpz. 1874–75).