Bagirmi,
mohammed. Negerstaat im mittlern Sudan, zwischen Bornu und Wadai, südöstlich vom Tsadsee am Schari (s. Karte: Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika), hat etwa 50000 (nach Wagner-Supan 183404) qkm. Das ganze Land ist eine Ebene in etwa 310 km Höhe; nur im Osten, in der Heimat der Sokoro, steigt es allmählich bis zu dem Geregebirge (s. Wadai) an. Die Bevölkerung übersteigt kaum die Zahl von 1 Mill., doch wechselt die Volksmenge häufig mit den Grenzen, die sich infolge der Kämpfe mit den mohammed. Nachbarstaaten und den südlich angrenzenden Heidenvölkern bald erweitern, bald verengern.
Die Bagirmi sind ein Mischvolk von verschiedenen Rassen: den So, Makari, Arabern, Fulbe u.a.; als Weber, Färber, Lederarbeiter sehr geschickt, und geborene Krieger. Allgemein herrscht Polygamie. Als Eingewanderte leben unter ihnen Araber als Ackerbauer und Fulbe als Hirten. Reichtümer verschaffen sie sich durch Sklavenjagden bei den heidn. Negerstämmen der Sara, Kufu, Fomrei u.a. im Süden, die wehrlos den mit Feuergewehr Bewaffneten als Beute anheimfallen. Die Sokoro allein vermochten in ihren Bergen die Bagirmi siegreich zurückzuschlagen.
Die Regierungsform ist absolute Monarchie, der Titel des Herrschers ist «Banga». Die Heersmacht beträgt 10000 Mann Fußvolk und 3000 Mann Reiterei. Die Hauptstadt heißt Massenja (s. d.). Im Anfang des 16. Jahrh. wurde das von Fulbe und Arabern bewohnte Bagirmi teils herrscherlos, teils abhängig von den Bulala in Wadai. Da wanderten heidn. Fremde, von Osten (wahrscheinlich aus Kenga) kommend, ein und gründeten die Stadt Massenja. Sie warfen das Joch der Bulala ab und machten ihren Häuptling Birni Besse 1522 zum ersten König von Bagirmi. Der Islam wurde gegen Ende des 16. Jahrh. allgemein eingeführt; die folgenden Herrscher vergrößerten und befestigten das Reich, bis mit Gauranga (1785–1806) die Kämpfe mit Wadai abermals begannen, aus denen dieses siegreich hervorging; ja es zwang Bagirmi zur Tributpflichtigkeit, als es dessen Herrscher Burkomanda (1807–46) gegen den aufrührerischen Feldherrn Araueli rettend unterstützte.
Zur Zeit von Dr. Barths Aufenthalt im Lande (1852) war sein Sohn Abd el-Qadir Sultan, welcher in einem Kampfe gegen einen fanatischen Mekkapilger 1858 fiel. Sein Nachfolger Mohammedu (Abu Sekkin), gedrückt von der Tributpflicht, reizte den jungen Herrscher Ali von Wadai zum Krieg; dieser vertrieb ihn 1870 und setzte einen Onkel desselben, Abd er-Rahman, an seine Stelle. Ihm folgte Gauranga. Dieser wurde 1892–93 von Rabah, einem ehemaligen Offizier Zebir Paschas in den obern Nilländern, welcher sich mit El-Aiatu, dem frühern Sultan von Sokoto, verbunden hatte, aus Bagirmi vertrieben. Rabah, Herr des Reichs, unternahm dann einen Eroberungszug gegen Bornu. Sichere Nachrichten darüber fehlen. –
Vgl. H. Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika in den J. 1849–55 (5 Bde., Gotha 1857–59);
Nachtigal, Reise in die südl. Heidenländer B.s (im 8. Bde. der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde», Berl. 1873);
ders., Sahara und Sudan, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1879–82);
Rohlfs, Quer durch Afrika (2 Bde., Lpz. 1874–75).