Titel
Bagger
[* 3] (ein aus dem
Niederländischen ins Deutsche
[* 4] übergegangenes Wort) oder Baggert
, auch
Backert, Vorrichtung zum
zweckmäßigen
Lösen und Heben von unter Wasser liegendem Erdreiche. Durch das Baggern
vertieft man
Flüsse,
[* 5]
Kanäle und Häfen,
entfernt man
Ablagerungen im Fahrwasser der Schiffe,
[* 6] beseitigt
Untiefen, hebt
Brunnen
[* 7] aus u. s. w. Man unterscheidet
Handbagger
und Maschinenbagger.
Der
Handbagger ist eine breite, aus Holz
[* 8] oder
Eisen
[* 9] gefertigte, mit Rück- und Seitenwänden
versehene Schaufel, die von dem am Ufer auf einem
Gerüst oder einem
Kahn stehenden
Arbeiter mittels eines langen hölzernen
Stiels gehandhabt wird (s. Fig. 1).
Die Handbaggerung
wird erfolgreich nur bei lockerm und leichtem Material, wie z. B.
Sand und Schlamm, bei nicht allzu großen
Tiefen und kleinen zu hebenden
Massen, zur Anwendung gebracht. Bei festerm
Boden und
größern
Arbeiten kommen fast ausschließlich Maschinenbagger
in Betracht. Diese bestehen aus einem mechanischen Schöpfwerke,
mit dem man die
Sohle des
Flusses,
Kanals,
Hafens u. s. w. angreift, das Material derselben über Wasser
hebt und zur
Abfuhr in ein Schiff
[* 10] oder einen am Ufer befindlichen Wagen ausschüttet. Die
Maschine
[* 11] selbst wird durch
Menschen
oder
Tiere, in neuerer Zeit meist durch
Dampf
[* 12] in Betrieb gesetzt.
Nach der Gestaltung der Bagger
maschinen unterscheidet man hauptsächlich:
1)
Stielbagger. Bei diesen besteht das eigentliche
Instrument entweder aus einem eisernen
Rechen (Bagger
rechen,
Kratzer) für festen
Boden, oder für leichtere Bodengattungen aus einem eisernen großen Löffel (Löffelbagger
) oder einem
Sack (Sackbagger
), welcher mittels eines eisernen Bügels mit einem langen Stiele verbunden ist, der bei der
Arbeit entsprechend
erfaßt und drehend bewegt wird. Hierher gehört auch die
ind. Baggerschaufel,
die an ihrem Stiele drehbar ist (s. Fig. 2).
2)Radbagger. Sie bestehen aus einem Rade, an dessen Peripherie unmittelbar die Schöpfeimer oder Schöpfkörbe befestigt sind.
3) Paternosterwerke (s. d.), auch Bagger mit Eimerkette genannt. Wird ein solches von einem Schiffe getragen, so geht die Baggerleiter mit dem Eimersystem entweder durch einen in der Mitte des Fahrzeugen befindlichen Schlot in das Wasser hinab (einfache Baggermaschinen, [* 1] Fig. 3), oder es liegt auf jeder Seite des Fahrzeugs eine derartige Baggervorrichtung (doppelte Baggermaschinen).
Der in [* 1] Fig. 4 dargestellte ambulante Bagger fand seine Verwendung bei den Hafenbauten von Calais. [* 13]
^[Abb.: Fig. 4]
In großartigem Maße kamen Baggerarbeiten bei der Erbauung des Sueskanals und der Wiener Donauregulierung in Verwendung. Man wendete hier bei auch baggerartige Vorrichtungen zu Aushebungen im Trocknen, Exkavatoren, [* 14] Trockenbagger, an (s. Grabemaschinen). Die Baggermaschine sah in diesem Falle seitwärts an einer Lokomotive [* 15] und entleerte das Material in aus einem Parallelgleis allmählich vorrückende Waggons. Bagger nach dem Eimersystem, bei denen die Leiter lotrecht steht, und welche zum Ausheben tiefer Brunnen für Wasserversorgung- oder Grundbauzwecke benutzt werden, pflegt man Vertikalbagger zu nennen.
4) Saugbagger. Sie bestehen aus einer Röhre, die in den Boden gesteckt und durch eine Centrifugal- oder Saugpumpe luftleer gemacht wird. Der äußere Druck preßt das lockere Material in die Röhre und hebt es dadurch empor.
Ein solcher aus vier solchen Saugröhren bestehender Apparat, von Reeves konstruiert, wurde beim Bau der Taybrücke mit Erfolg verwendet. Hierher gehört die Sandpumpe [* 16] von ¶
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Gill, welche beim Versenken von Brunnen und zur Fundierung von Brückenpfeilern mit Erfolg benutzt wurde. Das in [* 17] Fig. 5 dargestellte Injektorprincip liegt der Robertsonschen Sandpumpe zu Grunde. Es wird durch den einen Schenkel des gebogenen Rohrs Wasser unter Druck geleitet; diesem steigt in dem andern Schenkel empor und reißt den Sand von der Brunnensohle durch eine entsprechende Öffnung mit sich. Der große Pumpenbagger für den Bremer Hafen besitzt ein Saugrohr von 46 cm Durchmesser, durch welches stündlich 450 cbm Schlick, der daselbst ein treffliches Düngmittel für die umliegenden Felder abgiebt, gefordert werden. Die Kosten für die Förderung betragen hierbei nur M. 0,38 für den Kubikmeter.
5) Greifbagger, Kranbagger, Teufelsklaue. Auf einem Schiff (Fig. 6) oder auf einem Arbeitsgleis steht eine Maschine mit Krangerüst, woran eine Greifvorrichtung hängt, die mittels zweier Ketten geöffnet und geschlossen werden kann.
Der Greifer faßt ähnlich einer Hand [* 18] in den Boden, schließt sich und wird dann gehoben. Es ist eine amerik. Erfindung, geht aber unter dem Namen der engl. Firma Priestman Brothers.
Vgl. Hagen, [* 19] Sammlung ausgeführter Dampfbagger (2 Hefte, Verl. 1881 und 1887).