Baer
,
Karl Ernst von, Naturforscher, geb. 17. (28.) Febr. 1792 auf dem väterlichen Gute Piep in
Esthland,
[* 3] besuchte das Gymnasium zu Reval
[* 4] und studierte 1810-14 in Dorpat
[* 5]
Medizin. Zu seiner weitern wissenschaftlichen Ausbildung
wandte er sich nach
Deutschland,
[* 6] wo er unter
Döllinger in
Würzburg
[* 7] sich mit vergleichender
Anatomie beschäftigte und
wo die Bekanntschaft mit Nees von Esenbeck auf seine geistige
Richtung von großem Einfluß; wurde. Seit 1817 unter
Burdach
Prosektor in Königsberg,
[* 8] wurde Baer
1819 zum außerord., bald nachher zum ord.
Professor der Zoologie ernannt, übernahm 1826 an Burdachs Stelle die Leitung der anatom. Anstalt, folgte 1829 einem Rufe nach Petersburg, [* 9] gab aber, durch Familienverhältnisse bewogen, seine Stellung als Akademiker schon 1830 wieder auf und kehrte nach Königsberg zurück. 1831 von neuem berufen, ging er wieder nach Petersburg und blieb seitdem eins der thätigsten Mitglieder der Akademie. Auf Kosten der Regierung unternahm er mehrere Reisen zur Erforschung Rußlands, deren Ergebnisse teils in den «Mémoires», teils in den «Bulletins» der Petersburger Akademie mitgeteilt sind. In den J. 1851-56 widmete er sich im Auftrage der Regierung der Untersuchung der Fischereien im Peipussee, an den russ. Küsten der Ostsee und am Kaspischen Meere, worüber er in einem russ. Werke (4 Bde., Petersb. 1857-59, nebst Atlas) [* 10] berichtete. Er starb zu Dorpat.
Baer
ist einer der vielseitigsten und geistreichsten Naturforscher der neuesten Zeit. Seine
Schriften zeichnen sich aus durch
philos.
Tiefe und sind vermöge klarer und geordneter
Darstellung ebenso anziehend wie allgemein verständlich. Er beschäftigte
sich vorzugsweise mit der schwierigen
Lehre
[* 11] von der Zeugung, und die Wissenschaft verdankt seinen Bestrebungen
die wichtigsten Aufschlüsse über die
Entwicklung organischer Körper. Mit einer
«Epistola de ovi mammalium et hominis genesi»
(Lpz. 1827) beginnend, setzte er den Gegenstand in zwei andern Werken, der
«Entwicklungsgeschichte der
Tiere» (2 Bde., Königsb.
1828-37) und «Untersuchungen über die
Entwicklungsgeschichte der Fische»
[* 12] (Lpz. 1835),
fort. Später gab er eine Schrift «Über doppelleibige Mißgeburten» (Petersb. 1845) heraus. In der Folge veröffentlichte er außer einer Reihe von Schriften über anthropol., insbesondere kraniolog. Gegenstände noch eine Selbstbiographie (Petersb. 1866; 2. Ausg. 1886) sowie «Reden, gehalten in wissenschaftlichen Versammlungen und kleinere Aufsätze vermischten Inhalts» (3 Bde., 2. Ausg., ebd. 1886). In den von ihm und Helmersen geleiteten «Beiträgen zur Kenntnis des Russischen Reichs», Bd. 1-26 (Petersb. 1839-72),
sind viele Arbeiten B.s enthalten, namentlich übersichtliche Berichte über die wissenschaftlichen Reisen zur Erforschung Rußlands (Bd. 9,1845-55). Aus seinem Nachlasse veröffentlichte Stieda: «Über die homerischen Lokalitäten in der Odyssee» (Braunschw. 1877).
Vgl.
Stieda, K. E. von Baer.
Eine biogr.
Skizze (Braunschw. 1878).