Badgastein
,
s. Gastein.
Badgastein
3 Wörter, 24 Zeichen
Badgastein,
s. Gastein.
romantisches, 45 km langes Thal [* 3] im Herzogtum Salzburg, [* 4] Bezirkshauptmannschaft St. Johann, am nördlichen Fuß der Hohen Tauern, von der Gasteiner Ache durchflossen, die mehrere hübsche Wasserfälle (den 80 m herabstürzenden zierlichen Schleierfall, den Bären-, Kessel-, Wildbadfall etc.) bildet und bei Lend durch die 4 km lange großartige Gasteiner Klamm von S. her in die Salza mündet. Unter den 21 Ortschaften des Thals (1880 mit 3972 Einw.) sind die bemerkenswertesten: der ehemals (zur Zeit der Ergiebigkeit des jetzt unbedeutenden Gasteiner Bergbaues) sehr reiche Flecken Hofgastein, Hauptort des Thals und Sitz eines Bezirksgerichts, mit einer schönen Pfarrkirche, einem Monument des Dichters Ladislaus Pyrker und (1880) 727 Einw.;
8 km südlicher das durch seine warmen Quellen berühmte Wildbad Gastein mit 422 und noch weiter ¶
aufwärts Böckstein, in 1163 m Meereshöhe, mit 190 Einw. und dem Poch- und Amalgamierwerk für das goldführende Erz des daneben sich erhebenden, 2650 m hohen Radhausbergs. Hier gabelt sich das Thal und endet östlich mit dem Anlaufthal unterhalb des Ankogel, westlich in dem 1600 m hoch gelegenen schönen Thalkessel des Naßfeld am Mallnitzer Tauern. Das Wildbad Gastein liegt 1040 m ü. M. am Fuß des mächtigen Graukogels und an der linken Seite der Ache, die unmittelbar beim Bad [* 6] zwei prächtige Wasserfälle (einen obern von 63 und einen untern von 85 m Höhe) bildet, und hat ein Spital für arme Kranke, eine katholische und eine (dem deutschen Kaiser gehörige) protestantische Kirche.
Die seit alter Zeit bekannten heißen Heilquellen von Gastein sind nur in ihrer Temperatur verschieden und scheinen einen gemeinschaftlichen Ursprung im Gneis des Graukogels zu haben. Man zählt sieben Quellen;
darunter sind am meisten benutzt: die am höchsten gelegene Fürstenquelle, die mit einer Temperatur von 49,6° C. entspringt;
die 16 m tiefer entspringende Doktorsquelle, 46° C.;
die Kaiser Franzens- oder Straubinger Quelle, [* 7] welche mit einer Temperatur von 48° C. entspringt;
die am tiefsten gelegene und wasserreichste Hauptquelle (auch Spitalquelle), die mit einer Temperatur von 49,2° C. hervorkommt, und die Grabenbäckerquelle, mit einer Temperatur von 38° C. Die Quellen geben zusammen täglich gegen 43,000 hl Wasser. 1828 wurde eine Filialbadeanstalt in Hofgastein errichtet, wohin das Quellwasser des Wildbades mittels Röhrenleitung geführt wird.
Das Thermalwasser von Gastein zeichnet sich durch große Reinheit und Durchsichtigkeit aus und hat weder einen besondern Geschmack noch Geruch. Auch die neuesten Analysen zeigen nur einen geringen Gehalt an festen Bestandteilen (3,39 auf 1000 Teile) und gewähren keinerlei Aufschluß über den eigentlichen Grund der Wirksamkeit derselben. Ihr Hauptbestandteil ist schwefelsaures Natron. In Form von Bädern angewendet, wirkt das Wasser ungemein belebend, erregend auf Nerven-, Gefäß- und Muskelsystem, die Resorption bethätigend, spezifisch auf die Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
Außer den Bädern in den Hotels und Privathäusern ist auch das ehemals kaiserliche Badeschloß seit 1807 dem öffentlichen Gebrauch übergeben. Die Zahl der Kurgäste beträgt gegenwärtig 6500-7000 (davon ca. 5000 in Wildbad und gegen 2000 in Hofgastein). Das Klima [* 8] ist alpenhaft mild und gleichmäßig, die beste Zeit zur Kur im Juli und August. Spaziergänge bilden die Wald- und die Schwarzenberganlagen, die Pyrkerhöhe, die Kaiserpromenade etc.
Gastein gehörte seit dem 11. Jahrh. den Herren von Peilstein, fiel nach deren Aussterben (1219) an Bayern [* 9] und kam 1297 durch Kauf an Salzburg. Schon Herzog Friedrich von Österreich, [* 10] nachmaliger deutscher König, gebrauchte die Bäder von Gastein 1436 gegen eine schwere Verwundung des Schenkels mit glücklichem Erfolg. Im 16. und 17. Jahrh. erfreute sich Gastein schon eines zahlreichen und glänzenden Zuspruchs von Kurgästen. In neuester Zeit ist Gastein, das häufig vom deutschen Kaiser Wilhelm I. besucht wird, durch den Vertrag (Gasteiner Konvention) vom bekannt geworden, der durch Teilung der eroberten Elbherzogtümer auf kurze Zeit das gespannte Verhältnis zwischen Preußen [* 11] und Österreich verdeckte und den Ausbruch des Kriegs zwischen beiden Staaten verzögerte (s. Deutschland, [* 12] Geschichte, S. 898).
Vgl. Hönigsberg, Gastein (3. Aufl., Salzb. 1878);
Reißacher, Der Kurort Wildbad Gastein (das. 1865);
Derselbe, Gastein, medizinisch-historisch-topographische Skizze (das. 1885, mit andern);
Bunzel, Bad Gastein (4. Aufl., Wien [* 13] 1885);
Pröll, Das Bad Gastein (3. Aufl., das. 1881);
Wick, Die Bäder zu Hofgastein (das. 1883);
Noë, Gastein und seine Nebenthäler (Klagenf. 1880);