Badeschwamm
(Euspongia O. Schm., s. Tafel »Schwämme«), [* 2]
die bekannteste Art der
Schwämme (s. d.), gehört zu den Hornschwämmen
und besitzt ein maschiges
Gerüst von hornigen
Fäden, die am lebenden
Tier von dessen eigentlichem Weichkörper allseitig umgeben
sind.
Frisch aus dem
Wasser genommen, hat der Badeschwamm
ebenso große
Ähnlichkeit
[* 3] mit dem Badeschwamm
des
Handels wie etwa
ein lebender
Mensch mit seinem
Skelett.
[* 4] Durch Kneten,
Auswaschen und Liegenlassen an feuchter
Luft wird das
Gerüst des Badeschwammes
,
welches in chemischer Hinsicht der
Substanz des Seidenfadens nahesteht, von den zelligen
Elementen befreit. Der Badeschwamm
findet
sich in den wärmern
Meeren; dort
ist er in der
Nähe der
Küste auf dem
Grund an
Steinen festgewachsen. Man unterscheidet mehrere
Varietäten des Badeschwammes
(E. officinalis var. adriatica, var.
mollissima etc.) und als besondere
Gattung den
Pferdeschwamm (Hippospongia equina). - In neuerer Zeit hat man die künstliche
Vermehrung des Badeschwammes
versucht.
Diese besteht darin, aus einem lebenden Badeschwamm
durch Zerschneiden, Anpflöcken der Teilstücke und Versenken
derselben an geeigneten
Stellen des
Meers ebenso viele ganze Badeschwämme zu erzielen, als man Teilstücke geschnitten hat.
Indessen haben diese von O.
Schmidt in den dalmatischen und quarnerischen Gewässern angestellten
Versuche aufgegeben werden
müssen, weil alle Holzanlagen vom
Pfahlwurm
(Teredo) zerstört wurden, und weil die dalmatischen Küstenbewohner
die
Anlagen zerstörten und beraubten.
Die
Fortpflanzung des Badeschwammes
durch freie, aus
Eiern sich entwickelnde
Larven ist eine sehr reichliche; dennoch wird der
Ertrag der
Schwammfischerei beständig geringer, weil man schon in den ersten Frühlingswochen mit der
Ausbeutung beginnt und
Millionen noch im
Schwamm enthaltener
Larven zerstört. Auch an der syrischen
Küste nimmt der
Ertrag ab.
Im J. 1870 wurde in
England für 113,000 Pfd. Sterl. Badeschwamm
von den Mittelmeerstaaten eingeführt.
Im
Griechischen
Meer und an der syrischen
Küste gewinnt man den Badeschwamm
von Mai bis Ende
September durch
Taucher
von einer
Barke aus. Sie gehen 18 m tief und halten 1½-3
Minuten aus. An der dalmatischen und istrischen
Küste fischen die
Bewohner der
Insel Krapano die
Schwämme mit vierzinkigen
Gabeln. Der
Sand, welcher sich fast stets in den
Schwämmen findet,
wird ihnen erst in den
Magazinen der Großhändler einverleibt, um ihr
Gewicht zu erhöhen. Der
¶
mehr
feinste Badeschwamm
kommt von der syrischen und kleinasiatischen Küste und von mehreren Inseln des Archipels; auch die Ostküste des
Adriatischen Meers bis Triest,
[* 6] die afrikanische Küste von Tunis
[* 7] bis Marokko und das Rote Meer liefern Schwämme. Für die östlichen
Bezirke ist Smyrna, für die westlichen Tripolis der Hauptmarkt. In Triest, Livorno,
[* 8] Genua,
[* 9] Venedig,
[* 10] Marseille
[* 11] sondert man die Ware dann noch genauer nach Form, Größe und Feinheit; am höchsten sind die regelmäßig runden, napf- oder
pilzhutförmigen geschätzt; die zartesten levantischen Schwämme werden fast ausschließlich für Paris
[* 12] angekauft.
Die groben Pferdeschwämme stammen meist von Cypern [* 13] und der afrikanischen Küste. Die Bahamaschwämme aus Westindien, [* 14] seit 1841 bekannt, sind dunkelfarbig, locker und von gröberm Gefüge. Bastardschwämme heißen die harten, in Wasser wenig aufquellenden Stücke. Die feinern Schwämme lassen sich durch geeignete Behandlung sehr veredeln, freilich nur auf Kosten ihrer Haltbarkeit. Man behandelt sie mit heißer Sodalösung, wäscht sie sorgfältig aus und legt sie in verdünnte Salzsäure zum Auflösen des Kalks; gebleicht werden sie in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit Salzsäure; sie werden dadurch zugleich sehr zart, müssen aber sorgfältig ausgewaschen werden, weil der fein verteilte Schwefel, welcher sich bei der Zersetzung des unterschwefligsauren Natrons ausscheidet, bei der Benutzung den Augen schädlich werden könnte. - In der Chirurgie benutzte man früher viel die zusammengepreßten Schwämme (Spongiae compressae), um Wunden zu erweitern und Eiter zu entziehen.
Man preßt feine, gereinigte feuchte Schwammstücke durch scharfes Umwickeln mit Bindfaden zusammen oder schiebt sie feucht in Glasröhrchen hinein und läßt sie hier trocknen. Den Wachsschwamm (Spongia cerata) bereitet man, indem man gereinigte u. trockne Schwammstücke in geschmolzenes Wachs taucht und zwischen etwas befeuchteten Brettchen schwach preßt. Auch gebrannter Schwamm (Schwammkohle, Spongiae ustae, Carbo Spongiae) fand früher medizinische Verwendung gegen den Kropf; der wirksame Bestandteil desselben ist höchst wahrscheinlich Jod, welches jetzt mit größerer Sicherheit in andern Formen benutzt wird.
Man benutzt auch zum Filtrieren [* 15] von Wasser, in den sogen. Schwammlampen und zum Polstern. Er wird mittels rotierender Messer [* 16] möglichst fein zerschnitten, gewaschen, getrocknet und dann in verdünntem Glycerin aufgeweicht. Nach dem Verdunsten des Wassers bleibt etwas Glycerin in den Fasern zurück und hält sie elastisch.
Vgl. Eckhel, Der in Rücksicht auf seine Gewinnung, geographische Verbreitung etc. (Triest 1874);
Simmonds, The commercial products of the sea (Lond. 1879).