Baden-Baden,
s. Baden 1).
10 Wörter, 62 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. Baden 1).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
s. Baden (S. 272 fg.).
Großherzogtum (hierzu die Karte »Baden«), der Volkszahl nach der fünfte Staat des Deutschen Reichs, im schönsten, volkreichsten und bestbebauten Teil von Süddeutschland, zwischen 7° 31' u. 9° 51' östl. L. v. Gr. sowie zwischen 47° 32' u. 49° 46' nördl. Br. gelegen, im N. an den bayrischen Regierungsbezirk Unterfranken und an Hessen, im W., wo, wie größtenteils auch im S., der Rhein die Grenze bildet, an die bayrische Pfalz und das Elsaß, im S. an die Schweizer Kantone Basel, Aargau, Zürich, Schaffhausen und Thurgau, im O. an Württemberg und Hohenzollern grenzend, bildet nahezu ein geschlossenes Ganze, indem es nur einige unbedeutende Exklaven hat und nur unbedeutende fremde Gebietsteile einschließt. Bei einer Gesamtlänge der Grenzen von 1531 km beträgt die Rheingrenze 415 km. Die größte Breite hat Baden im S. mit 143 km, dann verengert es sich bei Rastatt bis auf 18 km und erweitert sich darauf wieder gegen N. bis zu 91 km.
Baden gehört größtenteils zum süddeutschen Berg- und Hügelland, zum kleinern Teil zur oberrheinischen Tiefebene (etwa 44 Proz. gebirgig, 40 Proz. hügelig, 16 Proz. eben). Das vornehmste Gebirge ist der Schwarzwald (s. d.), welcher die südliche Hälfte des Landes, mit Ausnahme der Rheinebene und des südöstlichen Gebiets, einnimmt und sich über die Ostgrenze auch noch nach Württemberg ausdehnt; Baden besitzt davon den höhern und größern Teil (ungefähr vier Fünftel). Seine größten Höhen erreicht er im südlichen Teil im Feldberg mit 1495 m und im Belchen mit 1415 m; im mittlern Teil erhebt er sich im Kandel bis zu 1243 m, im nördlichen Teil in der Hornisgrinde bis zu 1166 m. Unmittelbar an den nördlichen Schwarzwald schließt sich ein Hügelland an (Pfinz- und Kraichgauer oder Neckarhügelland), das sich bis zum Königstuhl bei Heidelberg fortsetzt und nach N. zum Odenwald (s. d.) hinführt, der längs des Neckar und der Nordgrenze bis gegen die Tauber hinzieht, überwiegend nach Hessen und Bayern gehört, aber seinen höchsten Punkt (den Katzenbuckel, 628 m) in hat. Die längs seines westlichen Fußes sich hinziehende Bergstraße (s. d.) liegt gleichfalls größtenteils in Hessen, nur ihr südlicher Teil in Baden. Das Hügelland setzt sich östlich über den Neckar als sogen. Bauland zur Tauber und zum fränkischen Hügelland fort. Noch sind an Bodenerhebungen zu nennen: der Kaiserstuhl (s. d.) in der oberrheinischen Tiefebene bei Breisach, die südwestlichen Teile des Deutschen Jura mit dem Hohen Randen (914 m) und den Kegelbergen des Hegaus (s. Jura) sowie der Bergzug nördlich vom Bodensee, der im Heiligenberg (870 m) seinen höchsten Punkt erreicht. Der geognostischen Formation nach herrschen im Schwarzwald Granit und Gneis vor, jedoch besteht auch ein großer Teil aus Buntsandstein, ein geringerer aus Thonschiefer, Rotliegendem und Porphyr; gegen die Rheinebene lagert an seinem Fuß der Löß. Der Odenwald gehört wesentlich dem Granit und dem Buntsandstein an. Das nördliche Hügelland besteht hauptsächlich aus Muschelkalk und Keuper; dem Schwarzwald lagert sich südöstlich der Jura mit der nach ihm benannten Formation vor, worauf weiter östlich das Bodenseebecken sich mit tertiären Gebilden (Molasse) ausfüllt. Kaiserstuhl und die Höhen des Hegaus sind vulkanischen Ursprunges. - An Gewässern ist Baden überaus reich. Hauptfluß ist der Rhein, der im S. großenteils und im W. fast ausschließlich die Grenze bildet. Zu seinem Gebiet gehören die meisten Flüsse des Landes, darunter die wichtigsten: die zum Bodensee fließende Seefelder Aach, Stockach und Radolfzeller Aach, dann die Biber, Wutach (mit Schlücht), die obere Alb und Murg, Wehr, Wiese, Kander, Möhlin (mit Neunmagen), Elz (mit Dreisam, Wilder Wutach und Glotter), Kinzig (mit Schiltach, Wolfach, Gutach, Schutter), Rench (mit Lierbach), Acher, die untere Murg (mit Oos), die Alb, Pfinz, Saalbach, Kraichbach, Leimbach, der Neckar (mit Kocher, Jagst, Elzbach, Itterbach, Steinach auf dem rechten, Enz nebst Würm und Nagold sowie Elsenz auf dem linken Ufer) und die Weschnitz. Der Main berührt im NO. die Grenze und empfängt dort die Tauber, zu ihm fließen auch die Erfa und Morre. Die Donau (s. d.) gehört mit ihren beiden Quellflüssen, der Brege und Brigach, die sich unterhalb Donaueschingen vereinigen, und mit den Zuflüssen Aitrach und Ablach nach Baden. Von Seen ist vor allen der Bodensee zu nennen, von dem der nördliche Teil des Unter- oder Zellersees mit der Insel Reichenau und ein Teil des Obersees, namentlich der Überlinger See mit der Insel Mainau, zu Baden gerechnet werden. In der Nähe des Bodensees liegen der Mindel- und der Ilmensee. Von den kleinern Seen des Schwarzwaldes sind der Mummelsee (s. d.) an der Hornisgrinde, der Feldsee (s. d.), der 2 km lange, 849 m hoch gelegene Titisee, der 3 km lange, 912 m hoch gelegene Schluchsee die bekanntesten. Schiffbare Kanäle fehlen, dagegen hat in der mit Frankreich und Bayern ausgeführten Rheinkorrektion ein großartiges Werk des Wasserbaues aufzuweisen, durch welches viele Tausend Hektar der Kultur gewonnen sind. Auch an andern Flüssen (Neckar, Kinzig, Elz etc.) sind bedeutende Regulierungen vorgenommen. Unter den Thälern ist vor allen die »oberrheinische Tiefebene« (s. d.) zu nennen, welche zwischen Schwarzwald, Pfinz, Kraichgauer Hügelland und Odenwald einer- und Vogesen und Haardtgebirge anderseits sich von Basel bis zum Taunus erstreckt. Der nach Baden gehörende Teil zieht sich, nur von den zwischen Istein und Schliengen an den Rhein hart herantretenden Höhen und vom Kaiserstuhl unterbrochen, längs des Rheins als ein verhältnismäßig schmaler, nirgends über 15 km breiter Streifen hin. Die wichtigsten übrigen Thäler Badens sind: das Donauthal, das obere Rheinthal zwischen Schaffhausen und Basel, die meist wildromantischen Thäler des südlichen Schwarzwaldabhanges (namentlich Wutach-, Schlucht-, Alb- und Wehrathal), das anmutige und gewerbreiche Wiesethal, das Münsterthal, das Dreisam- und das sich daran schließende enge Höllenthal, das Elzthal, das Kinzigthal mit seinen Nebenthälern, das an Naturschönheiten und Bädern reiche Renchthal, das liebliche Oosthal mit Baden, das langgestreckte Murgthal, das Enzthal, das schöne Neckarthal, das weinreiche Tauberthal. - Einzelne
Maßstab 1:850,000.
Ditriktshauptstädte in Baden sind: Karlsruhe, Mannheim, Freiburg und Konstanz. Die Kreishauptstädte sind doppelt, die Amtsbezirke einfach unterstrichen.
Anschluß s. Karte »Elsaß-Lothringen«
Anschluß s. Karte »Schweiz«
Anschluß s. Karte »Württemberg«
Anschluß s. Karton
Anschluß s. Karte »Hessen«
Zum Artikel »Baden«.
Gegenden Badens tragen besondere Namen. Die bekanntesten sind: der Hegau, westlich vom Unter- und Bodensee bis in die Schweiz; der Klettgau, von der untern Wutach bis gegen Schaffhausen (größtenteils schweizerisch); die Baar (das sich an den Schwarzwald anschließende Hochplateau im Quellgebiet der Donau); das Hauensteinerland (am Südabhang des Schwarzwaldes zum Rheinthal); das Markgräflerland (von Basel bis gegen Freiburg); der Breisgau (von der Höhe des Schwarzwaldes zum Rhein mit Freiburg als Mittelpunkt); die Ortenau (die weitere Umgegend von Offenburg bis gegen Bühl, Gengenbach und Lahr); das Hanauerland (um Kehl); die Haardt (nördlich und südlich von Karlsruhe); die Pfalz (die Rheinebene nördlich der Haardt nebst dem begleitenden Hügel- und Bergland begreifend und in der bayrischen und hessischen Pfalz sich fortsetzend); der Kraichgau (das Hügelland östlich der Pfalz); die Bergstraße (der westliche Abhang des Odenwaldes von Heidelberg bis Darmstadt); das Bauland (die Gegend östlich vom Neckar um Buchen, Adelsheim und Boxberg). Im allgemeinen unterscheidet man zwischen Oberland und Unterland, welche etwa zwischen Oos und Kinzig sich scheiden. Den südöstlichen Landesteil jenseit der Baar und des Randen bezeichnet man kurzweg als Seegegend.
Für die klimatischen und Vegetationsverhältnisse ist vor allem die Höhenlage über dem Meer maßgebend. Die Höhen einiger Berggipfel sind oben angegeben; die Höhe der Ebenen, Thäler und Hochplateaus läßt sich nach derjenigen einiger charakteristischen Punkte ermessen: Rhein bei Mannheim 94 m, bei Kehl 142 m, bei Basel 252 m, Bodensee 400 m; Main bei Wertheim 136 m, Buchen im Bauland 338 m, Pforzheim 281 m, Freiburg 270 m, Schopfheim 370 m, Triberg 636 m, Villingen 705 m, Neustadt im Schwarzwald 828 m, Meßkirch im Bodensee-Hügelland 607 m. Im allgemeinen ist das Klima mild; naturgemäß aber bietet es zwischen der Rheinebene und den tiefen und geschützten Thälern des Mains und Neckar einer- und den Höhen des Schwarz- und Odenwaldes anderseits bedeutende Verschiedenheiten. Die Mitteltemperatur des Jahrs ist am höchsten in Mannheim (+10,88° C.), sodann folgen Freiburg (+10,87), Heidelberg (+10,74), Karlsruhe (+10,29); im allgemeinen ist sie in der Rheinebene auf etwa 10½, in den übrigen Thälern und im Hügelland zu 9½-10½° anzunehmen. Höchenschwand auf dem südlichen Schwarzwald hat +6,46, Villingen +6,77. Den heißesten Sommer hat Mannheim mit +19,90, den wenigst heißen Höchenschwand mit +14,56, den kältesten Winter Villingen mit -2,08, den mildesten Heidelberg mit +2,23 aufzuweisen. Während am westlichen Saum des Schwarz- und des Odenwaldes Kastanien und Mandeln reifen, erheben sich die Kuppen des Schwarzwaldes über die Grenze des Baumwuchses und schwindet der Schnee von den höchsten derselben nur auf kurze Sommermonate. Die kältesten Gegenden sind jedoch keineswegs die höchsten Teile des Schwarzwaldes, sondern die gegen die wärmern Luftströmungen von W. abgeschlossene Hochebene der Baar, wo Villingen neben der genannten tiefen mittlern Wintertemperatur häufig unter 25° C. fallende Minima zeigt.
Der Flächeninhalt Badens beträgt (ohne den Anteil am Bodensee) 15,081 qkm (273,9 QM.). Die Volkszahl, welche sich 1815 auf nur 993,414 Seelen belief, ist 1875 auf 1,507,179, 1880 auf 1,570,254 Einw. gestiegen. Von 1816 bis 1880 hat sich dieselbe um 58,1 Proz., auf das Jahr um 0,88 Proz., vermehrt. - Für die innere Verwaltung ist in 4 landeskommissarische Distrikte eingeteilt, welche in 11 Kreise mit 52 Amtsbezirken zerfallen.
Distrikte | Kreise | Fläche | Bevölkerung | ||
---|---|---|---|---|---|
QKil. | QM. | 1875 | 1880 | ||
Konstanz | Konstanz | 1864 | 33,8 | 127545 | 131394 |
Villingen | 1067 | 19,4 | 68399 | 70629 | |
Waldshut | 1238 | 22,5 | 80508 | 80309 | |
Freiburg | Freiburg | 2186 | 39,7 | 199630 | 206720 |
Lörrach | 960 | 17,4 | 91489 | 92363 | |
Offenburg | 1593 | 28,9 | 150374 | 155138 | |
Karlsruhe | Baden | 1045 | 19,0 | 129457 | 134530 |
Karlsruhe | 1527 | 27,8 | 258216 | 272443 | |
Mannheim | Mannheim | 465 | 8,4 | 112338 | 124121 |
Heidelberg | 969 | 17,6 | 136648 | 143386 | |
Mosbach | 2167 | 39,4 | 152575 | 159221 | |
Zusammen: | 15081 | 273,9 | 1507179 | 1570254 |
Die Zahl der in Baden befindlichen Ausländer war 1880: 97,147 (6,2 Proz. der Bevölkerung), davon 83,732 Angehörige andrer Bundesstaaten, 13,415 Reichsausländer. Die im Ausland befindlichen Badener können für Europa auf 95,000 geschätzt werden; in Amerika sind etwa 160,000 in Baden geborne Personen. Die überseeische Auswanderung nimmt bald zu, bald ab; von 1840 bis 1880 führte sie etwa 210,000 Menschen fort (in den Jahren 1880-1883 war sie erheblich, durchschnittlich 11,000 im Jahr; sie ist aber bereits wieder im Abnehmen begriffen). Die Dichtigkeit der Bevölkerung betrug 1880: 104 Einw. auf 1 qkm, so daß Baden, wenn man von den Hansestädten absieht, hierin den siebenten Rang unter den Staaten des Deutschen Reichs einnimmt und überhaupt zu den bevölkertsten Ländern Europas gehört. Hinsichtlich des Geschlechts gibt es 765,310 männliche, 804,944 weibliche Einwohner oder auf 1000 männliche 1052 weibliche. Von den Personen über 14 Jahren waren:
Männer | Frauen | |
---|---|---|
ledig | 223836 | 223774 |
verheiratet | 257438 | 257664 |
verwitwet | 27503 | 62358 |
geschieden | 272 | 553 |
Die Bewegung der Bevölkerung betreffend, so beträgt im Durchschnitt des Jahrzehnts 1874-83 die jährliche Zahl der Gebornen 57,601 (davon 1904 Totgeborne), der Gestorbenen 42,675, der Eheschlüsse 11,330 und der Eheauflösungen durch Tod des einen Eheteils 9308, durch Ehescheidung 73. In der nördlichen Landeshälfte sowie in der ganzen Rheinebene wohnt die Bevölkerung fast ausschließlich in geschlossenen Dörfern und Städten zusammen, während im Schwarzwald, südlich der Oos und in der Bodenseegegend die Zahl der kleinern Wohnplätze (Weiler, Höfe etc.) sehr erheblich ist. Ein großer Teil der Gemeinden des mittlern Schwarzwaldes ist vollkommen in einzelne Gehöfte und Häuser aufgelöst. Die Zahl aller Wohnorte beträgt 7697, davon 114 Städte, 1609 Dörfer, 1733 Weiler, 642 Gruppen von Höfen und Häusern, 3599 einzelne Höfe und Häuser. Es bestanden 1880: 322,110 Haushaltungen, welche sich auf 212,767 bewohnte Gebäude verteilten. Die Zahl der Gemeinden ist 1583. Die Stadtgemeinden hatten 1880: 492,056, die Landgemeinden 1,078,198 Einw.; 5 Städte hatten mehr als 20,000 Einw., nämlich Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg und Pforzheim. Der Religion nach sind von den Einwohnern 992,938 (62 Proz.) Katholiken, 545,854 (35 Proz.)
Evangelische, 4058 (0,26 Proz.) andre Christen, 27,278 (1,74 Proz.) Israeliten, 126 sonstige. - Die Badener gehören im Oberland dem alemannischen, im Unterland dem fränkischen, im SO. dem schwäbischen Volksstamm an; entsprechend verteilen sich die Mundarten. Doch treten zwischenhinein Mischungen von Stamm und Dialekt, namentlich in der Gegend zwischen Ortenau und Pfalz, in welcher zu den alemannischen und fränkischen auch schwäbische Elemente gekommen sind (rheinschwäbisch). Im allgemeinen sind die Badener im Vergleich zu den Deutschen ein bewegliches, rühriges Volk; doch finden sich unter ihnen selbst große Verschiedenheiten; der Pfälzer ist lebensfroher, der Schwarzwälder ernster. Die Neuzeit verwischt diese Gegensätze freilich immer mehr. Sie läßt eigentümliche Sitten und Trachten nach und nach schwinden; doch hat sich noch manches erhalten, und in einigen Landesgegenden sind die Volkstrachten bei der Landbevölkerung noch in einiger Ausdehnung im Gebrauch, so im Markgräfler- und Hanauerland, im Hauensteinschen und in andern Thälern des Schwarzwaldes.
Für Bildung und Unterricht ist in Baden reichlich gesorgt; das gesamte Unterrichts- und Schulwesen steht unter der unmittelbaren Aufsicht und Leitung des Staats. Es bestehen 2 Universitäten, Heidelberg (mit protestantischer) und Freiburg (mit katholisch-theologischer Fakultät), 12 Gymnasien, 4 Progymnasien, 4 Realgymnasien, 27 höhere Bürgerschulen, 7 höhere Mädchenschulen, endlich 1587 Volksschulen mit etwa 250,000 Schulkindern. An Lehrerbildungsanstalten gibt es 4 Schullehrerseminare und 3 Präparandenschulen für diese, 1 Turnlehrerbildungsanstalt zu Karlsruhe und 1 Lehrerinnenseminar daselbst. - Über die Volksschule führt die Gemeinde durch den Ortsschulrat (bestehend aus dem Bürgermeister, dem Schullehrer und 3-5 gewählten Mitgliedern) die lokale Aufsicht unter der allgemeinen Aufsicht von 13 Kreisschulvisitaturen. Mit der Volksschule ist in der Regel eine Industrieschule (für weibliche Arbeiten) verbunden, auch besteht allgemein ein- bis zweijähriger Sonntags- oder Fortbildungsunterricht für die aus der Volksschule Entlassenen. - Außerdem hat Baden noch eine polytechnische Schule zu Karlsruhe (seit 1825), eine Kunstschule für bildende Künste daselbst (seit 1860), Musikschule, Kunstgewerbeschulen in Karlsruhe und Pforzheim, 1 Baugewerkschule in Karlsruhe, ferner 42 Gewerbeschulen, 2 Taubstummeninstitute (in Meersburg und in Gerlachsheim), eine Blindenerziehungsanstalt in Ilvesheim, 12 landwirtschaftliche Winterschulen und verschiedene andre Spezialschulen und Anstalten; dazu kommen gegen 200 Privat-Lehr- und Erziehungsanstalten mannigfacher Art. - Von Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen sind zu nennen: die Hof- und Landesbibliothek zu Karlsruhe, die Universitätsbibliotheken zu Heidelberg und Freiburg, das Generallandesarchiv in Karlsruhe, das Fürstenbergsche Archiv und die Bibliothek zu Donaueschingen, die Gemäldesammlung zu Karlsruhe, die Altertümersammlungen zu Karlsruhe, Mannheim, Konstanz, die Landesgewerbehalle zu Karlsruhe u. a.
Hinsichtlich des Berufs gehören nach der Zählung von 1882: 765,575 (42,5 Proz.) Einw. (davon 332,114 Erwerbthätige) der Land- und Forstwirtschaft, 491,957 (35,5 Proz., davon 204,542 Erwerbthätige) den Gewerben, 140,870 (10 Proz., davon 49,800 Erwerbthätige) dem Handel und Verkehr, 18,161 (2 Proz., davon 8793 Erwerbthätige) der gemischten Tagelöhnerei, 77,785 (4,9 Proz., davon 37,496 Erwerbthätige) dem öffentlichen Dienst und freien Beruf, endlich 64,250 (5,0 Proz.) dem Stand ohne Beruf an. Hiernach ist die Bodenkultur und insbesondere die Landwirtschaft die am stärksten vertretene Beschäftigung.
Die Beschaffenheit und Anbaufähigkeit des Bodens betreffend, ist die Rheinebene angeschwemmtes Land und fast allgemein von großer Fruchtbarkeit. Nur von Rastatt abwärts enthält sie sandige Längsstreifen, überhaupt Boden leichterer Art, der aber durch Kultur in hohem Grad ertragsfähig gemacht ist. Die Seitenthäler der Rheinebene zum Schwarzwald haben auf ihrer Sohle und an den Abhängen gleichfalls meistens fruchtbaren Boden, der im Gebiet des Granits und Gneises schwerer, vorherrschend thonig und kalkhaltig, im Gebiet des Sandsteins (Murgthal) leichterer Art ist. Die höhern und engern Thäler und die Hochebenen des Schwarzwaldes sind spärlicher mit ertragsfähigem Boden bedeckt und dieserhalb sowie wegen des rauhern Klimas weniger zum Ackerbau geeignet, daher großenteils der Weidewirtschaft gewidmet. Besonders fruchtbar ist jedoch ungeachtet der hohen Lage die Gegend der Baar; von da absteigend, treffen wir die weniger ergiebigen Höhen des Jurakalks, dann die fruchtbaren Flächen und Hügel am Bodensee, nur hier und da von weniger ertragsfähigen Höhenzügen unterbrochen. Meist thonigen, gegen O. mehr kalkhaltigen Boden von großer Fruchtbarkeit enthalten der Kraichgau und das Bauland, während der Odenwald im ganzen für den Anbau wenig ergiebig ist. Als größere Gegenden von ausgezeichneter Fruchtbarkeit sind namentlich die Ortenau und die Pfalz hervorzuheben.
Was zunächst die Bodenbenutzung angeht, so geben 96 Proz. einen Ertrag; nur 4 Proz. werden von Hausplätzen, Straßen, Gewässern und sonstiger unproduktiver Fläche eingenommen. Von den 96 Proz. der Ertragsfläche sind 38,2 Proz. Ackerfeld, 1,4 Proz. (20,000 Hektar) Weinberg, 13,1 Proz. Wiesen, 1 Proz. Haus-, Obst- und Grasgärten, 0,1 Proz. (950 Hektar) Kastanienpflanzung, 6 Proz. Weide- und Reutefeld, 37 Proz. Wald. Die Landwirtschaft befindet sich im allgemeinen in guter Verfassung; der Feldbau ist hauptsächlich auf Körnerbau gerichtet, welcher durch ausgedehnten Hackfrucht- und Futterkräuterbau und meistens durch einen starken Bestand gut gehaltener Wiesen unterstützt wird; im Schwarzwald herrscht vorwiegend Weidewirtschaft, zum Teil in der Form der Reute- oder Wechselwirtschaft, bei welcher das Gelände größtenteils als Weide oder Busch liegt, in kleinern Teilen periodisch (meistens je nach 12-15 Jahren) gereutet oder umgebrochen und gebrannt und auf kurze Zeit als Acker genützt wird. Im Bereich des Schwarzwaldes und dieser Weidewirtschaft findet sich vielfach größerer bäuerlicher Besitz, im übrigen herrscht die Kleinwirtschaft vor; nur in der Seegegend und im nördlichen Hügelland gibt es in nennenswerter Zahl Hofgüter, von denen jedoch keins die Größe von 500 Hektar erreicht. Am meisten geteilt ist der Boden in der untern Rheinebene. Die Kleinwirtschaft begünstigt eine sorgfältige Felderbestellung; besonders zeichnet sich hierin die Pfalz aus, welche neben reichlichen Korn- und Futterernten in gartenähnlicher Kultur Hopfen und Tabak, Gemüse und Obst baut. Der Ackerbau ist vorzugsweise auf Getreide (Spelz, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) gerichtet; das meiste liefern die Rheinebene, die Ebenen am Bodensee, die Baar, der Kraichgau, das Bauland und die