Der von der
Limmat in zwei Hälften geteilte Bezirk grenzt im N. an den Bezirk Zurzach,
im W. an die Bezirke
Brugg
und
Lenzburg, im
S. an den Bezirk Bremgarten
und im O. an den Kanton Zürich.
Er wird von den ö. Ausläufern des
Jura, zum grössten Teile bewaldeten
Hügelketten durchzogen, an deren untern Hängen Acker-,
Wiesen- u. Weinbau betrieben wird. Die Bevölkerung
beschäftigt sich mit Landwirtschaft, Handel und Industrie. Der nutzbare Boden verteilt sich auf:
Die Jurakalke werden stark ausgebeutet und zu Bausteinen, zur Kalk-, Cement- und Gipsfabrikation verwendet. Geschätzt wird
auch die Molasse von
Mägenwil. Baden hat zu beiden
Seiten der
Limmat und im Flussbette selbst sprudelnde
Mineralquellen, Birmenstorf eine Bitterwasserquelle. Der Weinbau stark entwickelt, besonders um Baden, wo der geschätzte
Wettinger und Goldwändler reifen. Ausser Ackerbau und Viehzucht ist noch die Milchwirtschaft von einiger Bedeutung. Der
Bezirk zählt acht
Käsereien.
Viehstatistik:
1876
1886
1900
Hornvieh
6375
7159
7348
Pferde
414
291
484
Schweine
2333
2089
2817
Ziegen
1697
2343
1726
Schafe
59
60
31
Bienenstöcke
1215
1463
1753
:
12093
13405
14159
In den letzten Jahren hat sich die industrielle Tätigkeit stark entwickelt: Fabriken elektrischer Maschinen in Baden, Baumwollspinnereien
und -webereien in Baden,
Wettingen und
Turgi;
eine Metallwaarenfabrik, Parketterie-, Schuhwaaren-, Tressen-,
Stickerei-, Bürstenfabrik und
Fabrik künstlicher Seide;
Seiden- und Wollspinnereien;
Kalk-, Cement- und Gipsfabriken, Ziegeleien
etc. Von gemeinnützigen Anstalten sind zu nennen die Taubstummenanstalt
Liebenfels bei Baden, die Rettungsanstalt
Maria Krönung,
das Bezirksspital und die Armenbäder in Baden.
(Kt. Aargau,
Bez. Baden). 388 m. Bezirkshauptort.
Alte und malerische Stadt, 20 km nw. Zürich,
am linken Ufer der
Limmat in schöner
Lage. Postbureau, Telegraph, Telephon. Postwagen nach
Lengnau.
und Bern-Schaffhausen von jeher von Bedeutung gewesen. Ebenso blühende industrielle Tätigkeit: grosse Fabrik elektrischer
Maschinen mit mehreren Hunderten von Arbeitern, eine Baumwollspinnerei, Schuh- und Metallwaarenfabriken;
Die Thermen von Baden mit constanter Temperatur von
46-48° C. sprudeln an beiden Ufern der Limmat und mitten im Flussbette aus einer Tiefe von mehr als 1000 m
empor, d. h. aus Schichten, die zum mindesten den untern Stufen der Trias angehören müssen. Die 18 gefassten Quellen liefern
im Mittel 700 Minutenliter, oder mehr als eine Million Liter Wasser pro Tag. Das Wasser ist vollkommen
klar und hält sich in Flaschen verzapft durch Jahre vollkommen unverändert. Sein Geschmack ist leicht salzig, sein Geruch
in frisch geschöpftem Zustande der des Schwefelwasserstoffs. 1000 Teile Wasser enthalten 4,1 feste Mineralteile, nämlich:
Schwefelsaures Kali 0,1273;
schwefelsaures Natron 1,8427;
Chlornatrium (Kochsalz) 0,3204;
Chlorlithium 0,0238;
Chlorcalcium
1,3458;
Magnesiumbicarbonat 0,3541 etc. Der Gebrauch der Thermen ist empfohlen für Rheumatismen aller
Art, Gicht, Krankheiten der Atmungs- und Verdauungsorgane, chronische Nieren- und Blasenleiden, Folgen von Lungen- und Brustfellentzündungen.
An die zwischen Hügel und Fluss eingeengte alte Stadt haben sich im N. beträchtliche neue Quartiere angeschlossen. Hier
auch die neuen Badeetablissemente. Mehrere bemerkenswerte alte Bauten: Stadthaus, wo von 1426 bis 1712 die
Tagsatzungen der Eidgenossenschaft stattfanden und zwischen dem Prinzen Eugen von Savoyen, dem Bevollmächtigten des deutschen
Kaisers, und dem französischen Gesandten Herzog v. Villars 1714 der den Erbfolgekrieg abschliessende Friede von Baden unterzeichnet
wurde;
die katholische Stadtkirche, in der 1526 der katholische Vorkämpfer Dr. Eck von Ingolstadt und
die Reformatoren Oecolampadius und Haller ihre berühmten Religionsgespräche führten;
das an der alten Brücke gelegene Schloss,
bis 1798 Sitz der von Bern,
Glarus
und Zürich
abwechselnd ernannten Landvögte von Baden;
Ruinen der Burg «Stein zu Baden», einer einst wichtigen
Festung, von der aus vor Morgarten und Sempach die Erzherzoge Leopold II. und Leopold III. ihre Kriegsrüstungen
leiteten. Im Mai 1415 bemächtigten sich die Eidgenossen dieser starken Burg und liessen sie in Flammen aufgehen;
sie wurde
aber von den Bürgern von
Baden auf Anstiften der katholischen Orte im 17. Jahrhundert neuerdings auf gebaut und 1712 von
den Bernern und Zürchern endgültig zerstört.
Einzig die St. Niklaus-Kapelle hat allen Stürmen der Zeit
widerstanden. Baden weist aber auch eine Reihe von schönen modernen Bauten auf, so das prächtige Verwaltungsgebäude der
Bank in Baden und das in gemischtem Stile erbaute, an die Antike anklingende, sehr elegante und mitten in
bewunderungswürdigem Parke gelegene Kurhaus.
In historischer Beziehung ist Baden eine der ältesten Siedelungen der Schweiz, wie dies Ueberreste aus keltischer Zeit bezeugen.
Auf jeden Fall aber war es der erste bekannte Badeort n. der Alpen und wird als solcher (AquaeHelvetiae) von Tacitus aus Anlasss
einer Beschreibung der Schlacht am Bötzberg (69 n. Ch.) erwähnt. Zahlreiche Altertumsfunde in der Nähe
der Bäder geben der Vermutung Raum, dass Baden eine blühende römische Kolonie gewesen sein muss. Ebenso ist es wahrscheinlich,
dass der steile Hügel des «Steins» ein römisches Castell getragen hat.
Zur Zeit des Niederganges des Römerreiches überfluteten die germanischen Horden den Ort und zerstörten
ihn. Erst nach Jahrhunderten gelangte Baden wieder zu einiger Bedeutung und ging im 11. und 12. Jahrhundert nacheinander
in den Besitz der Eigentümer der Burg auf dem Stein, der mächtigen Grafen von Lenzburg, Kiburg und Habsburg, über. Nach hartnäckiger
Gegenwehr wurde der Ort 1415 von den Eidgenossen genommen. Während das umliegende Land einem alle zwei
Jahre wechselnden Landvogt unterstand, verwaltete sich die Stadt unter der direkten Aufsicht der eidgenössischen Orte selbst.
1798-1803 Hauptstadt des Kantons Baden.
der
ersten schweizerischen Eisenbahn. Baden ist die Heimat des Landammanns und Dichters Eduard Dorer-Egloff (1807-64) und seiner
beiden Söhne, des Dichters Edmund und des Bildhauers Robert, des Schöpfers des Winkelrieddenkmals und des Nationaldenkmals
in Genf.
Ebenfalls Bürger von Baden war der Arzt Albert Minnich, der durch seine Badeschriften den Ort weit herum bekannt machte
und viel zu seiner Hebung beitrug.