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Gegenden Badens tragen besondere Namen. Die bekanntesten sind: der Hegau, westlich vom Unter- und Bodensee bis in die Schweiz; [* 3]
der Klettgau, von der untern Wutach bis gegen Schaffhausen [* 4] (größtenteils schweizerisch);
die Baar (das sich an den Schwarzwald anschließende Hochplateau im Quellgebiet der Donau);
das Hauensteinerland (am Südabhang des Schwarzwaldes zum Rheinthal);
das Markgräflerland (von Basel [* 5] bis gegen Freiburg); [* 6] der Breisgau (von der Höhe des Schwarzwaldes zum Rhein mit Freiburg als Mittelpunkt);
die Ortenau (die weitere Umgegend von Offenburg [* 7] bis gegen Bühl, Gengenbach und Lahr); [* 8]
das Hanauerland (um Kehl);
die Haardt (nördlich und südlich von Karlsruhe); [* 9]
die Pfalz (die Rheinebene nördlich der Haardt nebst dem begleitenden Hügel- und Bergland begreifend und in der bayrischen und hessischen Pfalz sich fortsetzend);
der Kraichgau (das Hügelland östlich der Pfalz);
die Bergstraße (der westliche Abhang des Odenwaldes von Heidelberg [* 10] bis Darmstadt); [* 11]
das Bauland (die Gegend östlich vom Neckar um Buchen, Adelsheim und Boxberg).
Im allgemeinen unterscheidet man zwischen Oberland und Unterland, welche etwa zwischen Oos und Kinzig sich scheiden. Den südöstlichen Landesteil jenseit der Baar und des Randen bezeichnet man kurzweg als Seegegend.
Für die klimatischen und Vegetationsverhältnisse ist vor allem die Höhenlage über dem Meer maßgebend. Die Höhen einiger Berggipfel sind oben angegeben;
die Höhe der Ebenen, Thäler und Hochplateaus läßt sich nach derjenigen einiger charakteristischen Punkte ermessen: Rhein bei Mannheim [* 12] 94 m, bei Kehl 142 m, bei Basel 252 m, Bodensee 400 m;
Main bei Wertheim 136 m, Buchen im Bauland 338 m, Pforzheim [* 13] 281 m, Freiburg 270 m, Schopfheim 370 m, Triberg 636 m, Villingen 705 m, Neustadt [* 14] im Schwarzwald 828 m, Meßkirch im Bodensee-Hügelland 607 m. Im allgemeinen ist das Klima [* 15] mild;
naturgemäß aber bietet es zwischen der Rheinebene und den tiefen und geschützten Thälern des Mains und Neckar einer- und den Höhen des Schwarz- und Odenwaldes anderseits bedeutende Verschiedenheiten.
Die Mitteltemperatur des Jahrs ist am höchsten in Mannheim (+10,88° C.), sodann folgen Freiburg (+10,87), Heidelberg (+10,74), Karlsruhe (+10,29); im allgemeinen ist sie in der Rheinebene auf etwa 10½, in den übrigen Thälern und im Hügelland zu 9½-10½° anzunehmen. Höchenschwand auf dem südlichen Schwarzwald hat +6,46, Villingen +6,77. Den heißesten Sommer hat Mannheim mit +19,90, den wenigst heißen Höchenschwand mit +14,56, den kältesten Winter Villingen mit -2,08, den mildesten Heidelberg mit +2,23 aufzuweisen.
Während am westlichen Saum des Schwarz- und des Odenwaldes Kastanien und Mandeln reifen, erheben sich die Kuppen des Schwarzwaldes über die Grenze des Baumwuchses und schwindet der Schnee [* 16] von den höchsten derselben nur auf kurze Sommermonate. Die kältesten Gegenden sind jedoch keineswegs die höchsten Teile des Schwarzwaldes, sondern die gegen die wärmern Luftströmungen von W. abgeschlossene Hochebene der Baar, wo Villingen neben der genannten tiefen mittlern Wintertemperatur häufig unter 25° C. fallende Minima zeigt.
Areal und Bevölkerung.
Der Flächeninhalt Badens beträgt (ohne den Anteil am Bodensee) 15,081 qkm (273,9 QM.). Die Volkszahl, welche sich 1815 auf nur 993,414 Seelen belief, ist 1875 auf 1,507,179, 1880 auf 1,570,254 Einw. gestiegen. Von 1816 bis 1880 hat sich dieselbe um 58,1 Proz., auf das Jahr um 0,88 Proz., vermehrt. - Für die innere Verwaltung ist [* 17] in 4 landeskommissarische Distrikte eingeteilt, welche in 11 Kreise [* 18] mit 52 Amtsbezirken zerfallen.
Distrikte | Kreise | Fläche | Bevölkerung | ||
---|---|---|---|---|---|
QKil. | QM. | 1875 | 1880 | ||
Konstanz | Konstanz | 1864 | 33.8 | 127545 | 131394 |
Villingen | 1067 | 19.4 | 68399 | 70629 | |
Waldshut | 1238 | 22.5 | 80508 | 80309 | |
Freiburg | Freiburg | 2186 | 39.7 | 199630 | 206720 |
Lörrach | 960 | 17.4 | 91489 | 92363 | |
Offenburg | 1593 | 28.9 | 150374 | 155138 | |
Karlsruhe | Baden | 1045 | 19.0 | 129457 | 134530 |
Karlsruhe | 1527 | 27.8 | 258216 | 272443 | |
Mannheim | Mannheim | 465 | 8.4 | 112338 | 124121 |
Heidelberg | 969 | 17.6 | 136648 | 143386 | |
Mosbach | 2167 | 39.4 | 152575 | 159221 | |
Zusammen: | 15081 | 273.9 | 1507179 | 1570254 |
Die Zahl der in Baden befindlichen Ausländer war 1880: 97,147 (6,2 Proz. der Bevölkerung), [* 19] davon 83,732 Angehörige andrer Bundesstaaten, 13,415 Reichsausländer. Die im Ausland befindlichen Badener können für Europa [* 20] auf 95,000 geschätzt werden; in Amerika [* 21] sind etwa 160,000 in Baden geborne Personen. Die überseeische Auswanderung nimmt bald zu, bald ab; von 1840 bis 1880 führte sie etwa 210,000 Menschen fort (in den Jahren 1880-1883 war sie erheblich, durchschnittlich 11,000 im Jahr; sie ist aber bereits wieder im Abnehmen begriffen). Die Dichtigkeit der Bevölkerung betrug 1880: 104 Einw. auf 1 qkm, so daß Baden, wenn man von den Hansestädten absieht, hierin den siebenten Rang unter den Staaten des Deutschen Reichs einnimmt und überhaupt zu den bevölkertsten Ländern Europas gehört. Hinsichtlich des Geschlechts gibt es 765,310 männliche, 804,944 weibliche Einwohner oder auf 1000 männliche 1052 weibliche. Von den Personen über 14 Jahren waren:
Männer | Frauen | |
---|---|---|
ledig | 223836 | 223774 |
verheiratet | 257438 | 257664 |
verwitwet | 27503 | 62358 |
geschieden | 272 | 553 |
Die Bewegung der Bevölkerung betreffend, so beträgt im Durchschnitt des Jahrzehnts 1874-83 die jährliche Zahl der Gebornen 57,601 (davon 1904 Totgeborne), der Gestorbenen 42,675, der Eheschlüsse 11,330 und der Eheauflösungen durch Tod des einen Eheteils 9308, durch Ehescheidung 73. In der nördlichen Landeshälfte sowie in der ganzen Rheinebene wohnt die Bevölkerung fast ausschließlich in geschlossenen Dörfern und Städten zusammen, während im Schwarzwald, südlich der Oos und in der Bodenseegegend die Zahl der kleinern Wohnplätze (Weiler, Höfe etc.) sehr erheblich ist.
Ein großer Teil der Gemeinden des mittlern Schwarzwaldes ist vollkommen in einzelne Gehöfte und Häuser aufgelöst. Die Zahl aller Wohnorte beträgt 7697, davon 114 Städte, 1609 Dörfer, 1733 Weiler, 642 Gruppen von Höfen und Häusern, 3599 einzelne Höfe und Häuser. Es bestanden 1880: 322,110 Haushaltungen, welche sich auf 212,767 bewohnte Gebäude verteilten. Die Zahl der Gemeinden ist 1583. Die Stadtgemeinden hatten 1880: 492,056, die Landgemeinden 1,078,198 Einw.;
5 Städte hatten mehr als 20,000 Einw., nämlich Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg und Pforzheim.
Der Religion nach sind von den Einwohnern 992,938 (62 Proz.) Katholiken, 545,854 (35 Proz.) ¶
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Evangelische, 4058 (0,26 Proz.) andre Christen, 27,278 (1,74 Proz.) Israeliten, 126 sonstige. - Die Badener gehören im Oberland dem alemannischen, im Unterland dem fränkischen, im SO. dem schwäbischen Volksstamm an; entsprechend verteilen sich die Mundarten. Doch treten zwischenhinein Mischungen von Stamm und Dialekt, namentlich in der Gegend zwischen Ortenau und Pfalz, in welcher zu den alemannischen und fränkischen auch schwäbische Elemente gekommen sind (rheinschwäbisch). Im allgemeinen sind die Badener im Vergleich zu den Deutschen ein bewegliches, rühriges Volk; doch finden sich unter ihnen selbst große Verschiedenheiten; der Pfälzer ist lebensfroher, der Schwarzwälder ernster. Die Neuzeit verwischt diese Gegensätze freilich immer mehr. Sie läßt eigentümliche Sitten und Trachten nach und nach schwinden; doch hat sich noch manches erhalten, und in einigen Landesgegenden sind die Volkstrachten bei der Landbevölkerung noch in einiger Ausdehnung [* 23] im Gebrauch, so im Markgräfler- und Hanauerland, im Hauensteinschen und in andern Thälern des Schwarzwaldes.
Für Bildung und Unterricht ist in Baden reichlich gesorgt; das gesamte Unterrichts- und Schulwesen steht unter der unmittelbaren Aufsicht und Leitung des Staats. Es bestehen 2 Universitäten, Heidelberg (mit protestantischer) und Freiburg (mit katholisch-theologischer Fakultät), 12 Gymnasien, 4 Progymnasien, 4 Realgymnasien, 27 höhere Bürgerschulen, 7 höhere Mädchenschulen, endlich 1587 Volksschulen mit etwa 250,000 Schulkindern. An Lehrerbildungsanstalten gibt es 4 Schullehrerseminare und 3 Präparandenschulen für diese, 1 Turnlehrerbildungsanstalt zu Karlsruhe und 1 Lehrerinnenseminar daselbst. - Über die Volksschule führt die Gemeinde durch den Ortsschulrat (bestehend aus dem Bürgermeister, dem Schullehrer und 3-5 gewählten Mitgliedern) die lokale Aufsicht unter der allgemeinen Aufsicht von 13 Kreisschulvisitaturen. Mit der Volksschule ist in der Regel eine Industrieschule (für weibliche Arbeiten) verbunden, auch besteht allgemein ein- bis zweijähriger Sonntags- oder Fortbildungsunterricht für die aus der Volksschule Entlassenen. - Außerdem hat Baden noch eine polytechnische Schule zu Karlsruhe (seit 1825), eine Kunstschule für bildende Künste daselbst (seit 1860), Musikschule, Kunstgewerbeschulen in Karlsruhe und Pforzheim, 1 Baugewerkschule in Karlsruhe, ferner 42 Gewerbeschulen, 2 Taubstummeninstitute (in Meersburg und in Gerlachsheim), eine Blindenerziehungsanstalt in Ilvesheim, 12 landwirtschaftliche Winterschulen und verschiedene andre Spezialschulen und Anstalten; dazu kommen gegen 200 Privat-Lehr- und Erziehungsanstalten mannigfacher Art. -
Von Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen sind zu nennen: die Hof- und Landesbibliothek zu Karlsruhe, die Universitätsbibliotheken zu Heidelberg und Freiburg, das Generallandesarchiv in Karlsruhe, das Fürstenbergsche Archiv und die Bibliothek zu Donaueschingen, die Gemäldesammlung zu Karlsruhe, die Altertümersammlungen zu Karlsruhe, Mannheim, Konstanz, [* 24] die Landesgewerbehalle zu Karlsruhe u. a.
Hinsichtlich des Berufs gehören nach der Zählung von 1882: 765,575 (42,5 Proz.) Einw. (davon 332,114 Erwerbthätige) der Land- und Forstwirtschaft, 491,957 (35,5 Proz., davon 204,542 Erwerbthätige) den Gewerben, 140,870 (10 Proz., davon 49,800 Erwerbthätige) dem Handel und Verkehr, 18,161 (2 Proz., davon 8793 Erwerbthätige) der gemischten Tagelöhnerei, 77,785 (4,9 Proz., davon 37,496 Erwerbthätige) dem öffentlichen Dienst und freien Beruf, endlich 64,250 (5,0 Proz.) dem Stand ohne Beruf an. Hiernach ist die Bodenkultur und insbesondere die Landwirtschaft die am stärksten vertretene Beschäftigung.
Bodenbenutzung. Landwirtschaft etc.
Die Beschaffenheit und Anbaufähigkeit des Bodens betreffend, ist die Rheinebene angeschwemmtes Land und fast allgemein von großer Fruchtbarkeit. Nur von Rastatt [* 25] abwärts enthält sie sandige Längsstreifen, überhaupt Boden leichterer Art, der aber durch Kultur in hohem Grad ertragsfähig gemacht ist. Die Seitenthäler der Rheinebene zum Schwarzwald haben auf ihrer Sohle und an den Abhängen gleichfalls meistens fruchtbaren Boden, der im Gebiet des Granits und Gneises schwerer, vorherrschend thonig und kalkhaltig, im Gebiet des Sandsteins (Murgthal) leichterer Art ist. Die höhern und engern Thäler und die Hochebenen des Schwarzwaldes sind spärlicher mit ertragsfähigem Boden bedeckt und dieserhalb sowie wegen des rauhern Klimas weniger zum Ackerbau geeignet, daher großenteils der Weidewirtschaft gewidmet.
Besonders fruchtbar ist jedoch ungeachtet der hohen Lage die Gegend der Baar; von da absteigend, treffen wir die weniger ergiebigen Höhen des Jurakalks, dann die fruchtbaren Flächen und Hügel am Bodensee, nur hier und da von weniger ertragsfähigen Höhenzügen unterbrochen. Meist thonigen, gegen O. mehr kalkhaltigen Boden von großer Fruchtbarkeit enthalten der Kraichgau und das Bauland, während der Odenwald im ganzen für den Anbau wenig ergiebig ist. Als größere Gegenden von ausgezeichneter Fruchtbarkeit sind namentlich die Ortenau und die Pfalz hervorzuheben.
Was zunächst die Bodenbenutzung angeht, so geben 96 Proz. einen Ertrag; nur 4 Proz. werden von Hausplätzen, Straßen, Gewässern und sonstiger unproduktiver Fläche eingenommen. Von den 96 Proz. der Ertragsfläche sind 38,2 Proz. Ackerfeld, 1,4 Proz. (20,000 Hektar) Weinberg, 13,1 Proz. Wiesen, 1 Proz. Haus-, Obst- und Grasgärten, 0,1 Proz. (950 Hektar) Kastanienpflanzung, 6 Proz. Weide- und Reutefeld, 37 Proz. Wald. Die Landwirtschaft befindet sich im allgemeinen in guter Verfassung; der Feldbau ist hauptsächlich auf Körnerbau gerichtet, welcher durch ausgedehnten Hackfrucht- und Futterkräuterbau und meistens durch einen starken Bestand gut gehaltener Wiesen unterstützt wird; im Schwarzwald herrscht vorwiegend Weidewirtschaft, zum Teil in der Form der Reute- oder Wechselwirtschaft, bei welcher das Gelände größtenteils als Weide [* 26] oder Busch liegt, in kleinern Teilen periodisch (meistens je nach 12-15 Jahren) gereutet oder umgebrochen und gebrannt und auf kurze Zeit als Acker genützt wird. Im Bereich des Schwarzwaldes und dieser Weidewirtschaft findet sich vielfach größerer bäuerlicher Besitz, im übrigen herrscht die Kleinwirtschaft vor; nur in der Seegegend und im nördlichen Hügelland gibt es in nennenswerter Zahl Hofgüter, von denen jedoch keins die Größe von 500 Hektar erreicht. Am meisten geteilt ist der Boden in der untern Rheinebene. Die Kleinwirtschaft begünstigt eine sorgfältige Felderbestellung; besonders zeichnet sich hierin die Pfalz aus, welche neben reichlichen Korn- und Futterernten in gartenähnlicher Kultur Hopfen [* 27] und Tabak, [* 28] Gemüse und Obst baut. Der Ackerbau ist vorzugsweise auf Getreide [* 29] (Spelz, Weizen, Roggen, Gerste, [* 30] Hafer) [* 31] gerichtet; das meiste liefern die Rheinebene, die Ebenen am Bodensee, die Baar, der Kraichgau, das Bauland und die ¶
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Taubergegend. Die Getreidefläche umfaßt 320,000 Hektar, worauf eine Durchschnittsernte von 375,000 Ton. Frucht erzielt wird. Der Ertrag deckt das Bedürfnis des Landes nicht; einzelne Gegenden führen freilich aus, andre dagegen haben größern Zuschuß von außen nötig. - Kartoffeln werden allgemein gebaut (auf 86,600 Hektar), durchschnittlich im Jahr 5-600,000 T. Wichtig ist die Kultur der Handelsgewächse. Hanf von besonderer Güte liefert namentlich das Hanauerland; jedoch ist dessen Anbau unter dem Druck ausländischer Konkurrenz stark zurückgegangen (von 9500 im J. 1865 auf 3000 Hektar); Tabak baut vornehmlich die Pfalz bis gegen Karlsruhe und die Ortenau bis gegen den Kaiserstuhl [* 33] (1883-84 auf 7646 Hektar). Baden übertrifft hierin alle andern deutschen Staaten und vereinigt mehr als ein Drittel des ganzen deutschen Tabaksbaues.
Der gleichfalls vorzugsweise in der Pfalz gebaute Hopfen nimmt gegen 3000 Hektar mit einem Jahresertrag von etwa 2000 T. ein; auch der Anbau von Zichorien auf 2700 Hektar mit etwa 30,000 T. Ertrag ist (namentlich für die Gegend von Lahr) von Bedeutung; an Ölgewächsen werden Raps und Mohn gebaut (4700 Hektar). Bedeutend ist der Futterbau an Klee, Luzerne, Rüben etc. (124,000 Hektar); auch der Gemüsebau ist im ganzen erheblich, im einzelnen sind jedoch nur der Spargelbau von Schwetzingen, die Erdbeerkultur von Staufenberg bei Baden und der Meerrettichbau der Rastatter Gegend erwähnenswert. Die Wiesen sind großenteils bewässert; sie brachten 1883: 921,000 T. Heu. - Obst (Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschen, Nüsse) wird mit Ausnahme der höhern Gebirgsgegenden allgemein gezogen;
zum Teil sind auch die Felder mit Obstbäumen besetzt.
In der Gegend von Bühl, auch bei Heidelberg werden Kastanien, in besonders milden Lagen, wie an der Bergstraße, Pfirsiche und Mandeln in größerer Menge gewonnen. Im Durchschnitt mögen 150,000 T. Obst gewonnen werden, welches zum Teil ausgeführt wird, und woraus zum Teil auch Obstwein und gebranntes Wasser (Kirsch- und Zwetschenwasser) bereitet werden. Die Weinberge nahmen 1883 ein Areal von 19,953 Hektar ein. Sie dehnen sich vornehmlich am Saum der Berge und Hügel gegen die Rheinebene sowie an den Ufern des Bodensees aus. Die hauptsächlichsten Weingegenden sind das Markgräflerland, der Kaiserstuhl, die Offenburger, Oberkircher und Bühler Gegend, die Bergstraße, der Taubergrund, die Meersburger Gegend und die Reichenau (s. Badische Weine). Die Ertragsmenge schwankt je nach guten und schlechten Jahren erheblich, im Durchschnitt beträgt sie etwa 600,000 hl im Wert von ca. 17 Mill. Mk. Der Wert der Gesamternte ist im Mittel auf 240 Mill. Mk. zu schätzen.
Die Viehzucht [* 34] ist im ganzen in gutem Zustand, und es wird ihr immer mehr Sorgfalt zugewendet. Namentlich wird das Rindvieh durch Kreuzung mit dem Simmenthaler Schlag verbessert. Auch der Pferdeschlag wird durch Einführung tüchtiger Hengste gekräftigt. Sowohl die Regierung als auch der Landwirtschaftliche Zentralverein nebst 67 landwirtschaftlichen Bezirksvereinen und sonstigen Vereinen sind um die Hebung [* 35] des Ackerbaues und der Viehzucht bemüht. Der Viehstand begreift (1883) 67,244 Pferde, [* 36] 609,426 Stück Rindvieh (davon 322,574 Kühe), 129,338 Schafe, [* 37] 370,589 Schweine, [* 38] 96,982 Ziegen.
Außerdem gibt es 62,560 Bienenstöcke und 1,815,502 Stück Federvieh. Die Zahl der Pferde und Schafe nimmt seit einiger Zeit ab, die der Schweine und Ziegen zu; die des Rindviehs hält sich auf gleicher Höhe. Im ganzen hat Baden im Vergleich mit andern deutschen Ländern einen sehr starken Viehstand. Es besitzt unter allen größern deutschen Staaten den verhältnismäßig größten Bestand an Wald; dabei ist seine Forstwirtschaft als musterhaft anerkannt. Von dem Wald waren 1883: 98,584 Hektar Staats-, 249,070 Gemeinde-, 15,244 Körperschafts-, 189,868 Hektar Privatwald.
Die meist bewaldeten Höhen des Schwarz- und Odenwaldes tragen den größten Teil des Waldes; doch enthalten auch die Ebene und das Hügelland ausgedehnte Waldungen, wie die Schwetzinger Haardt, die Lusthaardt bei Bruchsal, den obern und untern Haardtwald bei Karlsruhe, Bahnwald bei Rastatt, Hagenschieß bei Pforzheim, Mooswald bei Freiburg u. a. m. 252,122 Hektar sind Nadelwald, 300,644 Hektar Laubwald, wovon 52,676 Nieder-, 96,039 Mittel-, 151,929 Hektar Hochwald. Der Holzvorrat wird auf 81 Mill., die jährliche Nutzung auf 2 Mill. Festmeter im Wert von 20 Mill. Mk. geschätzt. Ein Teil des Holzes wird in Stämmen und als Schnittware auf dem Rhein und über Straßburg [* 39] auf dem Rhein-Marnekanal sowie auf den Eisenbahnen ausgeführt. Die Jagd ist im ganzen gut bestellt; es gibt Rehe und Hasen, hier und da auch Hirsche, [* 40] Damwild und Schweine, von Vögeln: Enten, [* 41] Schnepfen, Auer-, Birk- und Rebhühner. - Der Fischfang liefert neben den gewöhnlichen Fischarten Salmen-, Ritter- und Lachsforellen im Rhein, Seeforellen, Felchen und Gangfische im Bodensee, Bachforellen in den Gebirgsgewässern;
Welse kommen im Mindel- und Ilmensee vor.
An nutzbaren Mineralien [* 42] kommt namentlich die reiche Ausbeute der Stein-, Kalk- und Gipsbrüche, der Kies- und Lehmgruben in Betracht; die erstern liefern zum Teil vorzügliches Bau- und Straßenmaterial. Der eigentliche Bergbau, [* 43] welcher früher in einigen Gegenden des Schwarzwaldes ziemlich lebhaft auf Eisen, [* 44] Blei, [* 45] Silber, Nickel etc. betrieben wurde, ist, weil nicht rentabel, zurückgegangen und jetzt unerheblich. 1883 wurden 8073 Ton. Steinkohlen, 998 T. Zink- und 23,5 metr. Ztr. Manganerze gewonnen. Die zwei Staatssalinen Dürrheim und Rappenau erzeugten 32,517 T. Salz, [* 46] das Sodawerk Wyhlen bei Rheinfelden nebensächlich 1413 T. Besonders reich ist an Mineralquellen. Die wichtigsten und bekanntesten sind die Thermen von Baden-Baden [* 47] und Badenweiler, die Stahlquellen Rippoldsau, Petersthal, Griesbach und Antogast, die Schwefelquelle Langenbrücken, die Solbäder Dürrheim und Rappenau, einer großen Anzahl kleiner Bäder nicht zu gedenken.
Industrie. Handel und Verkehr.
Wenn nun auch der Flächenverteilung nach Baden vorherrschend einen landwirtschaftlichen Charakter trägt und in manchen Strichen, wie der Seegegend, der obern Rheinebene, dem nördlichen Schwarzwald und im gesamten Nordosten, die Industrie ganz unentwickelt ist, so überwiegen doch im allgemeinen der Bevölkerungsverteilung nach die industriellen Handels- und Verkehrsgewerbe. Die Gewerbthätigkeit hat in einigen Gegenden festen Fuß gefaßt und eine hohe Blüte [* 48] erreicht.
Als industriell lassen sich besonders das Wiesenthal (Ämter Lörrach, Schopfheim, Schönau) nebst dem anschließenden Oberrheinthal (Säckingen und Waldshut) und der mittlere Schwarzwald (Ämter Triberg, Villingen und Neustadt) bezeichnen; daneben ist die Fabrikthätigkeit besonders lebhaft in Mannheim, Pforzheim, Karlsruhe, Freiburg, Lahr, Ettlingen, auch in Heidelberg, Konstanz, Offenburg und Weinheim. Der bedeutendste Industriezweig ist die Textilindustrie mit dem Hauptsitz im Wiesenthal und obern Rheinthal, sodann in ¶