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auf chem.
Weise erklären lasse; sie behaupten, daß der Reiz des Salzwassers auf die
Haut
[* 3] ein mächtigerer
Faktor dieser Wirkung
sei als die chemische, durch die aufgenommenen Salzbestandteile bedingte Umwandlung des
Blutes. Dies betrifft die Würdigung
der Bad
[* 4] hinsichtlich ihres Gehalts an
Eisen,
[* 5] Kalk,
Glauber-,
Bittersalz, Natron,
Jod,
Brom,
Arsenik und Kochsalz.
Dagegen steht die
Aufsaugung der im B. befindlichen
Gase
[* 6] unzweifelhaft fest, indem beispielsweise Schwefelwasserstoffgas,
Kohlensäure,
überhaupt flüchtige
Stoffe durch die
Haut in das
Blut übergehen, somit auch in demselben eine chem. Wirkung entfalten können.
Von den arzneilichen Bad
werden am häufigsten benutzt: alkalische Bad
oder Laugenbäder (150-500 g
rohe
Pottasche oder 250-1000 g
Soda zum Vollbade
),
Ameisenbäder (1-2 kg zerquetschte
Ameisen in einem leinenen
Beutel
[* 7] gebrüht
und dem Bad
zugesetzt), aromatische Bad
(150-500 g aromatische Kräuter auf das Vollbad),
Baldrianbäder
(Aufguß von 250-500
g Baldrianwurzel auf das Vollbad
),
Chlorkalkbäder (250-500 g
Chlorkalk
[* 8] zu einem Vollbad
), Eisenbäder (30-60 g
reines Eisenvitriol und 120 g gereinigte
Pottasche, oder 30 g reines Eisenvitriol, 60 g Kochsalz und 90 g doppeltkohlensaures
Natron auf das Vollbad
), Fichtennadelbäder
(Aufguß von 2-5 kg
Fichten- oder Kiefernadeln oder Zusatz von 150 bis 500 g Fichtennadelextrakt
zu einem Vollbad),
Jodbäder (in Holzwannen, 10-15 g
Jod mit 20-30 g Jodkalium in 1 kg Wasser gelöst und
dem Vollbad zugesetzt; die Wanne ist während des
Badens zu bedecken, um das
Einatmen der Joddämpfe zu verhüten), Kleienbäder
(1-3 kg Weizenkleie werden in einem leinenen
Beutel eine halbe
Stunde lang mit 4-8 l Wasser gekocht und dann dem Vollbad zugesetzt),
Leimbäder (½-1 kg Tierleim oder Gelatine in Wasser gelöst als Zusatz zu einem Vollbad), Malzbäder
(Abkochung von 1-3 kg Gerstenmalz in 4-6 l Wasser auf das Vollbad), Mineralsäurebäder (in Holzwannen, 50-120 g Scheidewasser
oder je 30-60 g
Salz- und Salpetersäure auf das Vollbad), moussierende Bad oder
Kohlensäurebäder (200 g doppeltkohlensaures
Natron und nach dessen vollständiger Lösung beim Besteigen der Wanne 200 g rohe Salzsäure unter Umrühren
dem Vollbad zugesetzt), Schwefelbäder (in Holzwannen, 50-150 g Schwefelkalium auf das Vollbad), Seifenbäder (100-250 g
geschabte weiße Kaliseife oder 60-100 g Seifenspiritus auf das Vollbad), Senfbäder (2 g Senföl in 25 g
Spiritus
[* 9] gelöst
auf das Vollbad),
Solbäder (6-8 kg
Koch- oder Seesalz, oder 2-5 kg
Koch- oder Seesalz mit 2 kg Mutterlaugensalz
auf das Vollbad),
Sublimat- oder
Quecksilberchloridbäder (in Holzwannen, 3-10 g
Quecksilberchlorid in 50-200 g Wasser gelöst
auf das Vollbad),
Tanninbäder (10-50 g
Tannin in 200 g Wasser gelöst auf das Vollbad),
Walnußblätterbäder
(Abkochung von ½-1 kg frischer Walnußblätter auf das Vollbad).
Kochsalzhaltige Bad wirken außerordentlich belebend und kräftigend auf die Haut und namentlich auf das Drüsensystem und bilden deshalb ein souveränes Heilmittel gegen alle skrofulösen Haut- und Drüsenkrankheiten. (S. Solbäder.) Auch dem Wasser, welches man als Dampf [* 10] auf den Körper einwirken läßt, hat man mit gutem Erfolg Arzneistoffe zugesetzt, die natürlich flüchtiger Natur sein müssen. Hieran schließen sich die sog. Rauchbäder oder medikamentösen Räucherungen, in denen der ganze Körper oder einzelne Teile desselben, mit Ausschluß des Kopfes, mit Dämpfen in Berührung gebracht werden, die man durch vollständige oder teilweise Verflüchtigung trockner Arzneistoffe erzeugt.
Angewendet werden hierzu harzige aromatische Substanzen, Weihrauch, Myrrhe, Benzoe, Bernstein, [* 11] auch Schwefel, Zinnober [* 12] und Quecksilber. Die größte Vorsicht ist bei den Rauchbädern von Schwefel und Quecksilber nötig, weil sie leicht gefährliche Zufälle herbeiführen. Die Anwendung muß in einem sog. Räucherungskasten geschehen, in welchem nur der bestimmte Körperteil mit den Dämpfen eingeschlossen wird, damit die Respirationsorgane nicht belästigt werden. Am beliebtesten sind jetzt die Fichten- oder Kiefernadeldampfbäder (bei Rheumatismen u. s. w.). Seit früher Zeit benutzt man übrigens zu ähnlichem Zwecke die in manchen Gegenden aus vulkanischem Boden aufsteigenden heißen Dämpfe, z. B. in der Nähe von Pozzuoli bei Neapel. [* 13]
Ein eigentümliches Dunstbad sind die sog. Animalischen Bäder (s. d.), welche schon den Alten bekannt waren und besonders bei Lähmungen großen Ruf hatten. Von Gasbädern sind besonders die von Schwefelwasserstoffgas (Schwefelbäder) und die von kohlensaurem Gas gebräuchlich, namentlich an gewissen Heilquellen. Das Schwefelwasserstoffgas, in geringer Quantität der atmosphärischen Luft beigemischt, stimmt die Reizbarkeit der Luftwege herab und mäßigt die Beschwerden bei manchen Atmungskrankheiten. In stärkerer Quantität mit der Haut in Berührung gebracht, leistet es bei Hautkrankheiten, [* 14] Rheumatismus, Syphilis, Lähmungen und chronischen Metallvergiftungen treffliche Dienste. [* 15]
Das kohlensaure Gas wirkt lebhaft erregend auf die Haut und das Nervensystem, fördert den Monatsfluß und wird besonders in Form von Halbbädern an manchen Kurorten, z. B. in Ems [* 16] und Vichy, häufig gebraucht. in festweichen Substanzen sind die Moorbäder (s. d.), auch Schlammbäder genannt. Unter die in festen Stoffen rechnet man das Schneebad, das Erdbad, das Sandbad, das Aschenbad (s. d.) und das Laubbad. Das Schneebad wendet man an, um Erfrorene wieder ins Leben zurückzurufen; man umgiebt den ganzen Körper mit Schnee [* 17] und bringt diesen durch äußere Wärme [* 18] zum Schmelzen.
Das Erdbad, das Eingraben oder Bedecken des ganzen Körpers, ausschließlich des Kopfes, mit frischer Erde, wird bei Scheintod nach dem Blitzschlage angewendet. Bei den nassen warmen Sandbädern (Arenationen) wird der Badende in Gruben eingegraben; man gebrauchte sie ehemals als Volksmittel bei Wiederbelebung Ertrunkener. Trockne Sandbäder, mäßig erwärmt, gebraucht man zur Schwitzkur bei Gicht, Rheumatismen, Brightscher Nierenkrankheit, Metallvergiftung u. s. w. in den Anstalten zu Dresden [* 19] (Dr. Flemming), Köstritz (Dr. Sturm), Berka; hier giebt man Sandbäder von 47 bis 50° C. oder 38 bis 40° N. und von der Dauer von 25 bis 45 Minuten. Der trockne Sand wird auf heißen Eisenplatten erwärmt, und eine Sandschicht von 10 bis 12 cm auf die Extremitäten und die Beckengegend und 1 cm stark auf den Unterleib gedeckt. Allgemeine oder örtliche Laubbäder werden bereitet aus trocknen Birken-, Ellern-, Kiefern- und andern Blättern, mit denen man den kranken Teil überschüttet. Sie sind Volksmittel gegen ¶
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Wassersucht und wirken kräftig schweißtreibend. Angewandt werden schließlich einfache Luft- und Sonnenbäder, wobei sich der an allgemeiner Blutarmut und Schwäche leidende Kranke entkleidet in einer Hängematte der vollen Einwirkung der atmosphärischen (Berg-) Luft und des Sonnenlichts aussetzt.
Litteratur. Unter den Schriften, welche sich im allgemeinen über Baden [* 21] und Bad (mit Ausschluß der Mineralquellen und Kaltwasserheilanstalten) verbreiten, sind hervorzuheben: Marcard, Über die Natur und Gebrauch der Bad (Hannov. 1793);
Speyer, [* 22] Ideen über die Natur und Anwendungsart natürlicher und künstlicher Bad (Jena [* 23] 1805): Kausch, Über die Bad (Lpz. 1806);
Bischoff, Über das Bedürfnis von Bad (Bonn [* 24] 1843);
Meißner, Abhandlung über die Bad (Lpz. 1832): Bell, A treatise on baths (2. Aufl., Philad. 1859): Lersch, Geschichte der Balneologie u. s. w. (Würzb. 1863): ders., Polymorphe Balneologie: eine Abhandlung über Sand-, Moor-, Schlamm- und Kiefernadelbäder u. s. w. (Erlangen [* 25] 1871);
Wilson, Modern hydropathy (5. Aufl., Lond. 1871);
Rahn, Bäderkunde und Bäderbeilkunde (Sangerh. 1874);
Anleitung zum Gebrauche von Bad (Wiesb. 1887); Lassar, Die Kulturaufgabe der Volksbäder (Berl. 1889).
(S. auch Balneographie.)
Bäder oder Badeanstalten als besondere Gebäude wurden zu allen Zeiten, je nach der Art des Badens, mit größerm oder geringerm Aufwande errichtet. In der griechischen Zeit waren die Bad mit Palästen und Gymnasien verbunden, wie es u. a. die aus der hellenistischen Periode erhaltene Anlage in Olympia veranschaulicht. Außer den Ankleidezimmern (Apodyteria) und den Räumen, die zur Einreibung mit Öl dienten (Elaeothesia), bestand das eigentliche in dem Lakonikon oder Schwitzbad, einem Gemach mit Bänken, das mittels Röhren [* 26] mit dem Hypokauston, einem großen Ofen, in Verbindung stand, sowie aus dem trocknen Schwitzzimmer (Pyriateria), wo das Schwitzen bloß durch Erhitzung der Luft bewirkt wurde.
Die öffentlichen Bad der Römer [* 27] hießen Thermen (Thermae) und waren reicher ausgestattet als die griechischen. Zu einer Therme gehörte 1) das Hypocaustum oder Heizzimmer im Kellergeschoß zur Erwärmung sowohl der Badezimmer als auch des Badewassers;
2) das Apodyterium oder Auskleidezimmer;
3) das Frigidarium, ein Zimmer mit einem Bassin zum kalten Bad; 4) das Tepidarium, ein Raum mit mäßig trockner Wärme, das sowohl zum Baden im lauwarmen Wasser wie zur Vorbereitung auf die höhere Temperatur des nächsten Zimmers, wohl auch zum Einsalben des Körpers gedient haben mag;
5) das Caldarium für das warme Bad. Getrennt davon und nicht notwendig zum Bad gehörig ist 6) das Laconicum, das trockne Schwitzbad, auch Sudatorium genannt. Dieser Raum, dessen Fußboden auf kleinen Pfeilern ruhte, die auf dem mit Ziegeln überdeckten Hypocaustum aufstanden, war so eingerichtet, daß sich in ihm die Hitze vom Hypocaustum aus nach allen Richtungen hin verbreiten konnte, denn sowohl der Fußboden als auch die Seitenwände waren hohl und ließen beiße Luft durch.
In den Badezimmern befanden sich Bassins zur Aufnahme des Wassers, an den Wänden befanden sich Bänke, die im Caldarium amphitheatralisch erhöht waren, um den Badenden die Wahl zwischen der höhern Temperatur des obern Zimmerteils und der mäßigern des untern Raums zu gestatten. Letzteres Zimmer enthielt auch noch ein Becken (labrum) von mehrern Metern im Durchmesser, das mit kaltem Wasser gefüllt war. Mit diesen wesentlichen Teilen eines Bad standen gewöhnlich noch in Verbindung ein Unctuarium, d. h. ein Zimmer zum Salben des Körpers, außerdem oft Gärten, bedeckte Spazierwege, Säle zum Spielen u. s. w. Dem entsprechend wachsen die Bad aus dem Bedürfnis dienenden Gebäuden zu mächtigen Prachtanlagen empor. Zu Rom [* 28] legte zuerst, zur Zeit des Augustus, Agrippa auf dem Marsfelde Thermen zu unentgeltlicher Benutzung an; nach ihm Nero, dessen Thermen Alexander Severus erneuerte. Dann baute Titus auf dem Esquilin seine großen Thermen, denen Trajan kleinere hinzufügte. Große und prächtige Thermen errichtete Caracalla (s. Tafel: Bäder I, [* 20] Fig. 1) in dem Stadtteil Piscina publica, die wieder von denen des Diocletian auf dem östlichsten Teile des Quirinals überboten wurden.
Die letzten in Rom errichteten Thermen waren die des Konstantin auf dem westlichsten Teile des Quirinals. Die erheblichsten Überreste stammen von den Thermen des Titus, Caracalla und Diocletian. Der Hauptsaal der letztern bildet jetzt nach öftern Umgestaltungen die Kirche Sta. Maria degli Angeli; der berühmte Kuppelbau des Pantheons gehörte zu den Thermen des Agrippa; die des Caracalla bildeten ein Geviert von etwa 400 m und enthielten großartige Säle, Schwimmbassins, Vorzimmer u. s. w. Für die Kenntnis der innern Einrichtung dieser Anlagen sind die drei wohlerhaltenen Thermengebäude von Pompeji, [* 29] von denen das Innere eines Tepidariums Taf. I, [* 20] Fig. 2 abgebildet ist, von großer Bedeutung. Auch in den Provinzen finden sich zahlreiche Reste von Thermen: so in Frankreich, England, den Rhein-, Mosel- und Neckargegenden (Badenweiler, Trier [* 30] u. a.), in den Donauprovinzen (Ofen, Deutsch-Altenburg), Afrika, [* 31] Kleinasien u. s. w.
Vgl. Palladio, Les thermes des Romains (Vicenza 1785);
Blouet, Restauration des thermes d'Antonin Caracalla à Rome (Par. 1828);
Overbeck, Pompeji (4. Aufl., Lpz. 1884);
Marquardt und Mommsen, Handbuch der röm. Altertümer, Bd. 7: «Das Privatleben der Römer» (2. Aufl., ebd. 1886);
J. Durm, Die Baukunst [* 32] der Römer (im «Handbuch der Architektur», Bd. 2, Darmst. 1885);
Baumeister, Denkmäler des klassischen Altertums, Bd. 3 (Münch. 1888).
Bei den Orientalen sind die Bad (arab. Hamam) aus Stein gebaut, die Badezimmer haben Fußböden von Marmor, der von unten erhitzt wird, und Röhren in den Wänden leiten die Wärme nach allen Seiten. Zum Teil sind auch diese Bad mit großer Pracht ausgestattet, namentlich in Damaskus und Kairo. [* 33] Ein merkwürdiges Beispiel bietet das von Pascha Mustafa Sokoli 1570-77 errichtete, 1880 erneuerte Bruckbad in Ofen (s. Taf. I, [* 20] Fig. 3) mit einer 10 m im Durchmesser weiten, das Becken überdeckenden Kuppel.
Während größere, technisch und künstlerisch durchgeführte Bad im Mittelalter nicht entstanden, wendete sich die Renaissance ihrem Schmucke wieder zu. Berühmt waren die Badestuben der Fugger in Augsburg [* 34] (s. Taf. I, [* 20] Fig. 4). Im 17. und 18. Jahrh. wurden die fürstlichen Bad Gegenstand monumentaler Ausgestaltung. Die Badenburg im Park zu Nymphenburg bei München, [* 35] das Marmorbad in der Aue bei Cassel (s. Taf. I, [* 20] Fig. 5), mit reichem plastischem Schmuck von Pierre Francois Monnot (geb. zu Besançon [* 36] 1600, gest. ¶
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zu Rom 1730), das Bad Lazienki bei Warschau [* 38] u. a. sind hervorragende Beispiele hierfür.
In neuerer Zeit wurde der Baukunst die Aufgabe gestellt, dem gesteigerten Bedürfnis entsprechende Anlagen zu schaffen. In England entstand 1842 die erste öffentliche Badeanstalt [* 39] in Liverpool, [* 40] der bald andere in London [* 41] folgten. In den fünfziger Jahren wurden zu den Wannenbädern, die bisher in diesen Anstalten allein üblich waren, die Schwimmbäder und seit 18556 (zuerst zu St. Ann's Hill, Irland) die Dampfbäder hinzugefügt. In Deutschland [* 42] gingen Wien [* 43] (Dianabad, erbaut 1842 von Förster und Etzel, im Winter Tanzlokal) und Hamburg [* 44] mit der Errichtung großer Warmwasser-Schwimmbäder voraus.
Die Privatindustrie hat sich der Anlage von Badeanstalten überall bemächtigt. Fast jede größere Stadt besitzt mehrere wohleingerichtete Badeanstalten. Frankreich steht in dieser Beziehung andern Ländern nach. Die Anstalt «Le [* 45] Hammam» zu Paris [* 46] ist die einzige, die als glänzend eingerichtet zu bezeichnen wäre. London besitzt neben zahlreichen öffentlichen Bad vielleicht die am besten eingerichteten, in denen für ein einfaches Bad freilich bis 5 M. berechnet wird. In Wien ist das Römische [* 47] Bad (1872-73 erbaut von Klauß und Groß, Kosten über 2½ Mill. M.) eine mustergültige Anlage. Berlin [* 48] besitzt mehrere treffliche Anstalten dieser Art.
Als Beispiel einer solchen stellt Taf. II, [* 37] Fig. 10 u. 11 das Quirinusbad zu Aachen [* 49] dar, in welchem neben den Speise-, Lese- und Wartezimmern sich in einer stattlichen Halle [* 50] 19 Einzelbäder und 4 Schwitzbäder finden. An diese legt sich die Schwimmhalle mit ihren Entkleidungszellen. Besondere Bad für Frauen, breite Treppen, [* 51] ein Fahrstuhl u. a. schließen sich den Haupträumen an. Die obern Geschosse [* 52] des Vorderhauses dienen Hotelzwecken. Eine Badezelle aus dem Kaiserbad zu Aachen (s. Taf. II, [* 37] Fig. 9) zeigt die reicher entwickelte Anlage, eine solche aus der Solbadeanstalt zu Donaueschingen (s. Taf. II, [* 37] Fig. 3) die mittlere Ausdehnung, [* 53] wie denn dieses ganze Bad (s. Taf. II, [* 37] Fig. 1-3) mit seinen 18 Badezellen den Typus eines kleinern Heilbades vergegenwärtigt. Endlich wurde die Arbeiterbadeanstalt zu Leinhausen bei Hannover [* 54] (f. Taf. II, [* 37] Fig. 6-8), ein mit beschränkten Mitteln ausgeführter Bau, dargestellt, bei welchem neben 4 Zellen mit Wannen, zwei für das Dampfbad und einer für Brause noch ein größerer Waschraum vorhanden ist.
In den Einrichtungen für Fluß- und Seebäder sind große Fortschritte zu verzeichnen. Erstere bestehen aus festen oder schwimmenden Badeanstalten, meist leichten Holzbauten, die ein großes Bassin umschließen und von Kabinen (zum Auskleiden bestimmten Kammern) umgeben sind. Offene Bad nennt man solche, die gegen das Wasser zu den Schwimmern freie Bahn lassen. Solche sind vorzugsweise an der See geboten. Während man an den Meeren mit starker Ebbe und Flut Badekarren gebraucht (auf Räder gestellte Kabinen, die bis zur gehörigen Tiefe ins Meer hinausgefahren werden), hat man an der Ostsee und am Mittelmeere stehende Anlagen bevorzugt und zum Teil mit großem Aufwand hergerichtet (in Heringsdorf, Triest [* 55] u. a. O.). Als typische Anlage ist auf Taf. II, [* 37] Fig. 4 u. 5 die Badeanstalt in der Außenalster bei Hamburg dargestellt, welche in den Pavillons offene Hallen mit Sitzbänken und Kleiderbaken, in den Zwischenflügeln Ankleidezimmer und die Verwaltungsräume enthält.
Vgl. Ofthoff, und Badeanstalten der Neuzeit (Lpz. 1887);
Stübben, öffentliche Badeanstalten, in der «Baukunde des Architekten», Bd. 2 (Berl. 1884);
G. Charles, Appareils balnéaires (Par. 1875): R. Schultze, Bau und Betrieb von Volksbadeanstalten (Bonn 1893);
Vetter, Moderne Bad (Stuttg. 1894).