Baco
oder Bacon (spr. behk’n), Roger, gelehrter engl. Mönch, aus einer alten, angesehenen Familie, geb. 1214 zu Ilchester in der Grafschaft Somerset, studierte in Oxford, [* 2] dann in Paris, [* 3] wo er die theol. Doktorwürde erhielt. Wenn nicht schon in Frankreich, so doch bald nach seiner Rückkehr in die Heimat, 1240, trat er in den Franziskanerorden und ließ sich zu Oxford nieder. Die Physik scheint damals der Hauptgegenstand seiner Arbeiten gewesen zu sein. Aber seine Entdeckungen und Erfindungen galten den Zeitgenossen als Zauberkunst.
Zudem tadelte er laut die Sittenverderbnis der Geistlichen, besonders der Mönche, und stellte dem Papst in einem Briefe die Notwendigkeit einer Reform der Geistlichkeit dar. Dies führte zu einem Verbote seiner Lehrthätigkeit an der Universität und zu einer Anklage. Zur Verteidigung schrieb er infolge einer Aufforderung Clemens’ Ⅳ. sein «Opus majus» (hg. von Jebb, Lond. 1733), in welchem er die Notwendigkeit einer Reform der Wissenschaften auf Grundlage des Studiums der Sprachen und der Natur darstellte.
Unter
Nikolaus Ⅲ. erklärte sich der
General des Franziskanerordens, Hieronymus von Esculo, gegen Baco
, verbot das
Lesen seiner
Schriften und erließ einen
Befehl, ihn einzukerkern,
den der Papst auch bestätigte. Diese Gefangenschaft
währte 10 Jahre; umsonst versuchte Baco
den Papst
Nikolaus Ⅳ. durch eine
«Abhandlung über die
Mittel, die
Krankheiten des
Alters
zu verhüten» (lateinisch Oxf. 1590; englisch von
Brown, 1683) von der Unschuld und Nützlichkeit seiner
Arbeiten zu überzeugen.
Erst nach dessen
Tod erlangte er seine
Freiheit wieder, kehrte dann nach Oxford zurück, schrieb einen
Abriß der
Theologie und starb bald darauf (nach andern schon 1292).
Baco
steht in seiner realistischen
Richtung auf wirkliches
Wissen der Natur innerhalb der Scholastik so gut wie einzig da, so
daß seine
Lehre
[* 4] mit
Recht unter die vorbereitenden Elemente ihrer
Zersetzung gerechnet worden ist. Seine
Haupterfindung sind die Vergrößerungsgläser. Außerdem finden sich in seinen
Schriften neue und sinnreiche
Ansichten von
der
Optik, z. B. über die
Strahlenbrechung,
[* 5] über die scheinbare
Größe der Gegenstände, der
Sonne
[* 6] und des Mondes.
Das Verständnis seiner chem. Arbeiten wird durch den Gebrauch rätselhafter Bezeichnungen sehr erschwert. Seine Vorschläge zur Verbesserung der im Kalender obwaltenden Irrtümer kamen der Wahrheit sehr nahe; auch verfertigte er selbst einen berichtigten Kalender, von dem noch eine Abschrift auf der Oxforder Bibliothek ist. Wegen seiner ausgebreiteten Kenntnisse erhielt er den Beinamen Doctor mirabilis. Sein Abriß der Theologie ist noch ungedruckt. Mehrere seiner Schriften sind früher in Deutschland [* 7] herausgegeben worden, wie die «Alchimie» (Nürnb. 1541),
«Epistola de secretis artis et naturae operibus atque nullitate magiae» (Par. 1542),
die «Mathematik und Perspektive» durch Joh. Combach (Frankf. 1614). Sein «Opus minus» und «Opus tertium» nebst andern seiner Schriften gab Brewer (Lond. 1859) heraus. –
Vgl. Siebert, Roger Baco
, sein Leben und seine
Philosophie (Marb. 1861);
Charles, Roger Bacon, sa vie, ses ouvrages, ses doctrines Par. 1861);
Leonh. Schneider, Roger Bacon Ord. min. (Augsb. 1873);
Werner,
Psychologie, Erkenntnis- und Wissenschaftslehre
des R. Baco
(Wien
[* 8] 1879);
ders., Kosmologie und allgemeine Naturlehre des R. Baco
(ebd. 1879).