Titel
Bacmeister,
1) Georg Heinrich Julius Karl Friedrich Justus, hannöv. Staatsmann, geb. 1805 zu Lüneburg, studierte in Heidelberg und Göttingen die Rechte, trat dann in den hannöverschen Justizdienst, in dem er sich dem herrschenden Regierungssystem gefügig zeigte, ward 1845 als Hilfsarbeiter in das Ministerium berufen, zum Mitglied des Staatsrats ernannt und mit einer Revision der Prozeßordnung betraut. Seine Ausarbeitung bildete in Beziehung auf das materielle Prozeßrecht die Grundlage der Gesetzgebung von 1850. Im J. 1851 wurde Bacmeister zum Oberstaatsanwalt und zum Mitglied der Ersten Kammer ernannt. Beim Regierungsantritt Georgs V. übernahm er 1851 im Ministerium Scheele zuerst die Kultusangelegenheiten, dann die Finanzverwaltung, schied aber bereits 1853 aus. Nachdem er einige Jahre in Göttingen privatisiert hatte, wurde er in verschiedenen Justiz- und Verwaltungsämtern beschäftigt, 1865 zum Vizepräsidenten des Staatsrats und bald darauf zum Minister des Innern ernannt. Seit 1866 lebt er wieder in Göttingen.
2) Adolf, Germanist und Schriftsteller, geb. 1827 zu Eßlingen, besuchte 1841-45 das theologische Seminar in Blaubeuren, sodann das Stift zu Tübingen, beteiligte sich 1848 am Aufstand in Baden, ward bei Dossenbach gefangen und erlitt infolgedessen mehrmonatliche Haft in Bruchsal und auf dem Hohenasperg. Nachdem er 1853 das philologische Examen abgelegt, wurde er zwei Jahre später Kollaborator in Weinsberg, dann Rektoratsverweser in Eßlingen, endlich 1857 Präzeptor in Reutlingen, gab
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aber 1867 seine Schulstellung auf, um in die Redaktion der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« einzutreten. Er starb in Stuttgart. Bacmeisters schriftstellerische Thätigkeit war zumeist auf Popularisierung altdeutscher Dichtwerke gerichtet. Es erschienen von ihm: »Liederbuch für die Jugend« (1856; 6. Aufl., Heilbr. 1876);
das »Nibelungenlied für die Jugend bearbeitet« (Stuttg. 1858);
»Gudrun« (neudeutsch, Reutling. 1860);
»Freidanks Bescheidenheit« (neudeutsch, das. 1861);
»Margaret Mores Tagebuch 1522-35« (entsprechend dem engl. Original im Stil des 16. Jahrh.; 3. Ausg., Paderb. 1870).
Andre Werke von Bacmeister sind: »Johann Fizion, Chronika der Stadt Reutlingen« (Stuttg. 1862);
»Die Ortsnamen in Württemberg« (1864);
»Alemannische Wanderungen« (das. 1867);
»Germanistische Kleinigkeiten« (das. 1870) und »Keltische Briefe« (hrsg. von Keller, Straßb. 1873).
Auch als Übersetzer lateinischer Autoren, so der »Germania« des Tacitus (Stuttg. 1868),
der »Oden« des Horaz (das. 1871),
des »Agricola« von Tacitus (das. 1872),
der »Satiren« des Juvenal (das. 1873), war Bacmeister thätig.