Bachstelze
[* 2] (Motacilla L.), Vögelgattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel [* 3] und der Familie der Stelzen (Motacillidae), kleine, schlanke Vögel [* 4] mit geradem, schlankem, zusammengedrücktem Schnabel, welcher kürzer als der Kopf ist, mittellangen Flügeln, in denen die dritte Schwinge am längsten ist, langem, schmalfederigem, abgestutztem Schwanz und ziemlich hohen, schlankläufigen, langzehigen Füßen mit meist kurzen, an der Hinterzehe spornartig verlängerten Krallen.
Die weiße Bachstelze
(Haus-,
Wasserstelze, blaue Bachstelze
,
Klosterfräulein, Wippsterz,
Ackermännchen, M. alba
L., s. Tafel
»Sperlingsvögel
I«)
[* 5] ist 20
cm lang, 28
cm breit, auf der Oberseite grau, auf Hinterhals und
Nacken samtschwarz, an der
Kehle
und Oberbrust schwarz, auf der
Stirn,
Zügel, Halsseiten und der Unterseite weiß, auf den schwärzlichen
Schwingen zweimal
licht gebändert, auf den mittelsten Steuerfedern schwarz, auf den übrigen weiß; das
Auge
[* 6] ist dunkelbraun,
Schnabel und
Füße
sind schwarz. Im
Herbst ist die weiße
Kehle mit schwarzem
Band
[* 7] eingefaßt.
Sie bewohnt ganz Europa [* 8] bis zum hohen Norden [* 9] hin, auch Grönland, Nord- und Mittelasien, weilt bei uns von Anfang März bis Oktober und wandert bis Innerafrika; doch nehmen einzelne in Südeuropa, selbst in Deutschland [* 10] Herberge. Sie meidet den Hochwald und das Hochgebirge, siedelt sich sonst aber überall an und hält sich gern in der Nähe menschlicher Wohnungen sowie an Gewässern auf. Sie ist beständig in Thätigkeit, läuft rasch und geschickt, fliegt leicht und schnell, meist niedrig und hat einen einfachen Gesang.
Beim Gehen und auch, wenn sie ruht, wippt sie fortwährend mit dem Schwanz. Mit ihresgleichen hadert sie gern und verfolgt Raubvögel [* 11] sowie auch den Kuckuck mit großem Geschrei. Sie nährt sich von Insekten [* 12] und deren Larven, die sie am Wasser, auf Viehtriften und hinter dem pflügenden Landmann her aufsucht, nistet im April und Juni an Gebäuden, Mauer-, Baum- und Erdlöchern, unter Wurzeln, auf Weidenköpfen etc. und legt 6-8 bläulich- oder grünlichweiße, grau punktierte Eier [* 13] (s. Tafel »Eier I«, [* 1] Fig. 77), die das Weibchen allein ausbrütet.
Nach der zweiten
Brut leben die
Familien in innigem
Verband
[* 14] und vereinigen sich
vor der
Abreise mit andern zu großen
Schwärmen.
In der
Stube dauert die weiße Bachstelze
meist nicht lange aus. Man muß sie entweder frei umherlaufen lassen,
oder ihr wenigstens einen geräumigen Käfig geben und für Badewasser sorgen. Am besten gedeiht sie bei Nachtigallenfutter.
Die graue (gelbe) Bachstelze
(Gebirgs-,
Wald-,
Winterstelze, M.
[Calobates] sulfurea
Bechst.), 21
cm lang, 25,5
cm
breit, hat kürzere
Flügel und einen längern
Schwanz, ist
oben aschgrau, unten schwefelgelb, mit schwarzer, im
Herbst weißlicher
Kehle; das
Auge ist dunkelbraun, der
Schnabel schwarz, der
Fuß hornfarben; das Weibchen ist unten weniger rein gefärbt.
Sie findet sich von Südschweden an südlich in ganz Europa, im größten Teil Asiens und Afrikas, bei uns schon in den Vorbergen, im Süden nur im Gebirge. Sie ist ungemein zierlich und anmutig, zutraulich und singt angenehmer als die vorige. Sie weilt bei uns vom Februar bis Oktober, nistet im April und Juli in Felsen- oder Erdlöchern, stets in der Nähe des Wassers und legt 4-6 graue oder bläulichweiße, gelb oder grau gefleckte und gestrichelte Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet.
Die
Schafstelze (gelbe Bachstelze
,
Rinder-, Triftstelze, M.
[Budytes] flava L.), 17
cm lang, 25
cm breit, mit kürzerm
Schwanz und geradem,
spornartigem
Nagel an der Hinterzehe, ist am
Kopf,
Zügel,
Nacken und Hinterhals aschblaugrau, am
Rücken
olivengrün, an der Unterseite hochgelb, mit schmalem weißen
Streifen über den
Augen, weißer Querbinde auf den braunschwarzen
Flügeln und schwarzem
Schwanz, in welchem nur die beiden äußersten
Federn weiß sind. Das
Auge ist braunschwarz,
Schnabel und
Fuß sind schwarz. Sie bewohnt
Europa,
Mittelasien und Nordwestamerika, weilt bei uns vom April bis
September
und geht im
Winter bis Innerafrika. Sie nistet an
Sümpfen, in
Brüchen oder auf feuchten
Wiesen und legt im Mai 4-6 schmutzig
weiße, gelblich oder braungrau, auch violett punktierte oder gestrichelte
Eier (s. Tafel
»Eier I«,
[* 1]
Fig. 76), welche das Weibchen
in 13
Tagen ausbrütet; ihr
Gesang ist noch ärmer als der der weißen Bachstelze.