In der alten
Feste wurde einst die Vermählung
Heinrichs vonBraunschweig,
[* 4] des
SohnesHeinrichs des Löwen, mit
Agnes von
Hohenstaufen
und hiermit die
Versöhnung der
Welfen und
Ghibellinen vollzogen. Das »wilde
Gefährt« unterhalb der Stadt, d. h. Felsbildungen
und
Bänke im
Strom, welche einen der
Schiffahrt gefährlichen
Strudel verursachten, ist seit 1850 durch
Sprengung größtenteils unschädlich gemacht. Bei sehr niedrigem Wasserstand (z. B. 1857 und
1865) wird im
Rhein bei ein großer viereckiger
Stein sichtbar, der zur Römerzeit eine dem
Bacchus geweihte Opferstätte
(Ara
Bacchi, jetzt
Altar- oder Älterstein genannt) gewesen sein soll und auf den römischen Ursprung des
Orts schließen
läßt. Bacharach gehörte als kölnisches
Lehen ursprünglich den
Herren von
Stahleck und kam im 12. Jahrh. an Kurpfalz. Als Stadt
kommt es zuerst 1344 vor. Im Dreißigjähr.
Krieg wurde Bacharach achtmal geplündert; auch 1689 plünderten es die
Franzosen. 1797-1815
war Bacharach Hauptort eines französischen, zum
Departement des
Rheins und der
Mosel gehörigen
Kantons.
Stadt im Kreis St. Goar des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, links am Rhein, 48 km
oberhalb Koblenz und
16 km unterhalb Bingen,
[* 5] gegenüber dem Inselchen Wörth,
[* 6] sehr romantisch am Eingang
des nach dem Rhein geöffneten Steeger Thals, an der Linie Köln-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen,
[* 7] von altertümlichem
Gepräge, gewährt auch noch nach dem Brande von 1872 mit seinen alten Kirchen, seinen zahlreichen verfallenen Türmen an den
Stadtmauern, dem wunderlichen Bau seiner weinumrankten Häuser (zum Teil Holzbauten) einen eigentümlichen
Anblick und hat (1890) 1943 E., darunter etwa 600 Katholiken.
Die nach 1872 erneuerte Peterskirche oder sog. Templerkirche ist eine spätroman. Pfeilerbasilika
aus dem 12. Jahrh. mit schönem Chorumgang, 2 runden und 1 viereckigem Turm,
[* 8] unter letzterm eine frühgot. Halle.
[* 9] Das große
alte Gebäude mit Turm, jetzt Pfarrhaus, war früher Kapuzinerkloster. Von der 1287 bis 1426 auf einer
kleinen Anhöhe, am Fuß der BurgStahleck erbauten, im Dreißigjährigen Kriege zerstörten Wernerskirche, einem der schönsten
got. Baudenkmäler des Rheinlandes, in Form eines Kleeblatts in rotem Sandstein errichtet, sind
nur noch die Umfassungsmauern und Fensteröffnungen mit schönem Maßwerk
[* 10] erhalten, die einen Begräbnisplatz
einschließen; der von dem alten Templerhause noch übriggebliebene Turm im Hofe der Posthalterei wurde 1872 zerstört. hat
ferner eine kath. Kirche, früher Franziskanerkloster, Post, Telegraph,
[* 11] Dampferstation der Rheinschiffahrt Mannheim-Köln-Rotterdam,
Lehrerseminar, Zollamt, Steueramt zweiter Klasse; Fabrikation von Leder und feinen Uhrmacher- und Laubsägen,
lebhaften Handel, starken Weinbau (Jahresproduktion 300 Fuder im Werte von 180000 M.).
Der Ort, 1019 als Bachercho, 1140 als Bagaracha erwähnt, soll nach einer Sage seinen Namen von einem Altare des Bacchus (Bacchi
ara), einem bei niedrigem Wasserstande (1857, 1865) noch sichtbaren Steine im Rhein, erhalten haben. Das «wilde Gefährt»,
für die Schiffahrt gefährliche Felsbildungen im Rhein unterhalb Bacharach, ist 1850 durch Sprengungen beseitigt
worden. Der BacharacherWein, Stählchen genannt, ist keiner der besten Rheinweine, wohl aber war hier bis zum 16. Jahrh.
eine Hauptniederlage und Stapelplatz aller edeln Rheinweine. Im Verein mit den weinreichen Thälern Manubach, Diebach und Steeg
bildet Bacharach den Bezirk der sog. Vierthäler, die Wiege der bis über Heidelberg
[* 12] hinausreichenden Pfalz, welche eigentlich zu Köln
[* 13] gehörten und von da aus einem Grafen Goßwin von Stahleck auf der Burg bei Bacharach zu Lehn gegeben wurden.
Durch des letztern Sohn Hermann kam zwar die GrafschaftStahleck an Konrad, den Halbbruder FriedrichBarbarossas;
sie verblieb jedoch nebst den Vierthälern fortan bei der Pfalzgrafschaft, deren Herren mit den Erzbischöfen von Köln vielerlei
Gerechtsame und Einkünfte teilen mußten. Die BurgStahleck, zuerst 1190 genannt, war einst ein sehr festes Schloß, die Wiege
der Pfalzgrafen und bis 1253 Sitz und Eigentum derselben. Hier wurde die Vermählung des SohnesHeinrichs
des Löwen
[* 14] mit Agnes von Hohenstaufen gefeiert. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Burg nebst der Stadt von 1620 bis 1640 achtmal
von den Spaniern, Schweden
[* 15] und Franzosen belagert und erobert, von letztern sodann unter Melac 1689 bei Verheerung der Pfalz
zerstört. Ihre ansehnlichen Trümmer gehören zu den schönsten Ruinen des Rheinthals, waren früher
Eigentum der Königin-Witwe Elisabeth von Preußen
[* 16] (der Pfalzgrafen Enkelkind) und fielen 1873 an Kaiser Wilhelm I.
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