Bacharach
,
Stadt im Kreis [* 2] St. Goar des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, [* 3] links am Rhein, 48 km oberhalb Koblenz und 16 km unterhalb Bingen, [* 4] gegenüber dem Inselchen Wörth, [* 5] sehr romantisch am Eingang des nach dem Rhein geöffneten Steeger Thals, an der Linie Köln-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen, [* 6] von altertümlichem Gepräge, gewährt auch noch nach dem Brande von 1872 mit seinen alten Kirchen, seinen zahlreichen verfallenen Türmen an den Stadtmauern, dem wunderlichen Bau seiner weinumrankten Häuser (zum Teil Holzbauten) einen eigentümlichen Anblick und hat (1890) 1943 E., darunter etwa 600 Katholiken.
Die nach 1872 erneuerte Peterskirche oder sog. Templerkirche ist eine spätroman. Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrh. mit schönem Chorumgang, 2 runden und 1 viereckigem Turm, [* 7] unter letzterm eine frühgot. Halle. [* 8] Das große alte Gebäude mit Turm, jetzt Pfarrhaus, war früher Kapuzinerkloster. Von der 1287 bis 1426 auf einer kleinen Anhöhe, am Fuß der Burg Stahleck erbauten, im Dreißigjährigen Kriege zerstörten Wernerskirche, einem der schönsten got. Baudenkmäler des Rheinlandes, in Form eines Kleeblatts in rotem Sandstein errichtet, sind nur noch die Umfassungsmauern und Fensteröffnungen mit schönem Maßwerk [* 9] erhalten, die einen Begräbnisplatz einschließen; der von dem alten Templerhause noch übriggebliebene Turm im Hofe der Posthalterei wurde 1872 zerstört. hat ferner eine kath. Kirche, früher Franziskanerkloster, Post, Telegraph, [* 10] Dampferstation der Rheinschiffahrt Mannheim-Köln-Rotterdam, Lehrerseminar, Zollamt, Steueramt zweiter Klasse; Fabrikation von Leder und feinen Uhrmacher- und Laubsägen, lebhaften Handel, starken Weinbau (Jahresproduktion 300 Fuder im Werte von 180000 M.).
Der Ort, 1019 als Bachercho, 1140 als Bagaracha erwähnt, soll nach einer Sage seinen
Namen von einem
Altare des
Bacchus (Bacchi
ara), einem bei niedrigem Wasserstande (1857, 1865) noch sichtbaren
Steine im Rhein, erhalten haben. Das «wilde Gefährt»,
für die Schiffahrt gefährliche Felsbildungen im Rhein unterhalb Bacharach
, ist 1850 durch Sprengungen beseitigt
worden. Der Bacharacher
Wein,
Stählchen genannt, ist keiner der besten Rheinweine, wohl aber war hier bis zum 16. Jahrh.
eine Hauptniederlage und Stapelplatz aller edeln Rheinweine. Im
Verein mit den weinreichen
Thälern Manubach, Diebach und Steeg
bildet Bacharach
den
Bezirk der sog. Vierthäler, die
Wiege der bis über
Heidelberg
[* 11] hinausreichenden Pfalz, welche eigentlich zu Köln
[* 12] gehörten und von da aus einem
Grafen Goßwin von
Stahleck auf der
Burg bei Bacharach
zu
Lehn gegeben wurden.
Durch des letztern Sohn Hermann kam zwar die Grafschaft Stahleck an Konrad, den Halbbruder Friedrich Barbarossas; sie verblieb jedoch nebst den Vierthälern fortan bei der Pfalzgrafschaft, deren Herren mit den Erzbischöfen von Köln vielerlei Gerechtsame und Einkünfte teilen mußten. Die Burg Stahleck, zuerst 1190 genannt, war einst ein sehr festes Schloß, die Wiege der Pfalzgrafen und bis 1253 Sitz und Eigentum derselben. Hier wurde die Vermählung des Sohnes Heinrichs des Löwen [* 13] mit Agnes von Hohenstaufen gefeiert. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Burg nebst der Stadt von 1620 bis 1640 achtmal von den Spaniern, Schweden [* 14] und Franzosen belagert und erobert, von letztern sodann unter Melac 1689 bei Verheerung der Pfalz zerstört. Ihre ansehnlichen Trümmer gehören zu den schönsten Ruinen des Rheinthals, waren früher Eigentum der Königin-Witwe Elisabeth von Preußen [* 15] (der Pfalzgrafen Enkelkind) und fielen 1873 an Kaiser Wilhelm I. ¶
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Bacharach
Geographie: Deutschland (Preußen: Provinz Posen, Rheinprovinz)
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