Bach
*, Alexander, Freiherr von, starb zu Schönberg in Niederösterreich.
Seite 67.114 Supplement
4 Seiten, 7'470 Wörter, 52'054 Zeichen
*, Alexander, Freiherr von, starb zu Schönberg in Niederösterreich.
*, Joh. Sebastian. Zu den in Bd. 2 erwähnten Denkmälern B.s kommt noch das in Cöthen (Anhalt) enthüllte. Von der Gesamtausgabe von B.s Werken, die seit 1850 von der Bach-Gesellschaft bei Breitkopf & Härtel in Leipzig herausgegeben wird, sind bis 1896 44 Jahrgänge erschienen; der letzte (hg. von Hermann Kretzschmar) enthält B.s Handschrift in zeitlich geordneten Nachbildungen. - Eine für weitere Kreise berechnete und brauchbare kurze Biographie hat R. Batka in Reclams «Universalbibliothek» veröffentlicht. - Großes Aufsehen erregte im J. 1895 die Auffindung von B.s Grab, über dessen Stätte man bis dahin nichts Genaues gewußt hatte.
Beim Neubau der Johanniskirche in Leipzig wurde der alte Kirchhof, der sie umgiebt, umgegraben, und der Kirchenvorstand nahm diese Gelegenheit wahr, nach dem Grabe des Meisters zu forschen. Zunächst stellte Archivdirektor Gustav Wustmann Untersuchungen über die Örtlichkeit an, die folgendes Ergebnis hatten: Bach ist in einem eichenen Sarge begraben worden. Sein Grab war kein tiefes, sondern ein sog. flaches. Es hat nie einen Denkstein gehabt. Eine alte Überlieferung bezeichnete eine Stelle an der südl. Außenmauer der Johanniskirche als die Stätte von B.s Grab, und dort hatte die Stadt Leipzig am 200. Gedenktage von B.s Geburt eine Erinnerungstafel anbringen lassen mit der Inschrift: «Auf dieser Seite des ehemaligen Johanniskirchhofes wurde Johann Sebastian am begraben.» Auf Grund dieser Mitteilungen hat der Kirchenvorstand im Umkreis der bezeichneten Stelle unter Zuziehung des Leipziger Anatomen Wilhelm His nachgraben lassen.
Unter den daselbst vorgefundenen 3 eichenen Särgen enthielt einer die wohl erhaltenen Gebeine eines ältern Mannes, die nun sorgfältig gesammelt wurden. Neben andern mehr oder minder auffallenden Merkmalen zeigte der in dem Sarge gefundene Schädel niedrige Augenhöhlen und einen etwas vorstehenden Unterkiefer. Bei der Vergleichung mit den Bildern B.s fiel es auf, daß diese Eigentümlichkeiten auch an den letztern wiederkehrten. Die Möglichkeit, daß der Schädel echt sein könne, lag somit unzweifelhaft vor, aber um zu sicherm Schluß zu gelangen, bedürfte es festerer Unterlagen. Um solche zu erlangen, bat His den Leipziger Bildhauer Karl Seffner, über den Schädelabguß und nach den verfügbaren Bildern eine Porträtbüste von Bach zu formen.
Der erste Versuch führte zu sehr befriedigenden Ergebnissen, und nun wurden die Arbeiten nach strengern Methoden wiederholt. His bestimmte an einer Anzahl von menschlichen Körpern (37) die Dicke der Weichteile für die einzelnen Stellen des Gesichts. Die aus diesen Messungen gewonnenen Mittelmaße (und zwar speciell die für ältere Männer geltenden) wurden als die Normen angenommen, nach denen Seffner zu arbeiten hatte. Bei Innehaltung der ihm gestellten anatom. Bedingungen schuf aber dieser Künstler eine Bachbüste von überraschendem Leben und entscheidender Ähnlichkeit.
Damit durfte man den Wahrscheinlichkeitsbeweis für die Echtheit des Schädels und der Gebeine als gelungen erachten. Dies war auch das einstimmige Urteil der vom Rat zur Prüfung der Angelegenheit niedergesetzten Specialkommission, in der außer Seffner und His noch Wustmann, Tranzschel, Jungmann und E. Vogel saßen. Von Bildnissen B.s kamen in Betracht: das angeblich von E. G. Hausmann gemalte Ölbildnis aus der Sammlung Peters in Leipzig, das unzweifelhaft echte (dreimal restaurierte und dabei einmal völlig übermalte), von Hausmann geschaffene Ölbildnis der Thomasschule in Leipzig, der Kupferstich von Kütner, der 1774 nach einem Bilde von Hausmann (angeblich dem Bildnis der Sammlung Peters) gestochen worden ist, und der bekannte Stich von Sichling (Breitkopf & Härtelsche Sammlung), der nach dem Bildnis der
Thomasschule (im frühern, bessern Zustande) kopiert ist und mehr bietet als das Ölbildnis in seinem jetzigen Zustande. (Ein drittes Ölbild in Berlin kam, weil erst 27 Jahre nach B.s Tode gemalt, nicht in Betracht, ein viertes, mutmaßlich echtes, ist in Erfurt verschollen.) Die genannten beiden Ölbilder und Stiche hat Seffner benutzt und die gemeinsamen Züge der verschiedenen Vorlagen zu einem vorzüglichen Gesamtbilde vereinigt. -
Vgl. W. His, Joh. Seb. Bach Forschungen über dessen Grabstätte, Gebeine und Antlitz (Lpz. 1895);
ders., Anatom. Forschungen über Joh. Seb. B.s Gebeine und Antlitz in den «Abhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, mathem.-physik. Klasse, Bd. 22, November, ebd. 1895).