Er setzte mit
Energie das von seinem Vorgänger eingeleitete Werk der Centralisation der
Österreichischen Monarchie fort.
Unter den von ihm durchgeführten
Reformen sind die wichtigsten: die Aufhebung der Patrimonialgerichte, die Durchführung
der Grundentlastung, das Gemeindegesetz, die neue, in
Österreich
[* 3] und
Ungarn
[* 4] ganz gleichmäßige Organisation der
Verwaltung.
Hingegen war das Regierungssystem streng absolutistisch und begünstigte die Herrschaft des Klerus auf
allen Gebieten, wie er denn auch an dem
Abschluß des
Konkordats mit dem päpstl.
Stuhle vom eifrigen Anteil nahm. Die von ihm vertretene Politik brach indes mit dem
ItalienischenKriege von 1859 zusammen,
und B.s Ministerlaufbahn nahm ihr Ende; darauf wurde er
Botschafter in
Rom,
[* 5] wo er als eine Stütze
der Ultramontanen wirkte und bis 1867 verweilte. Bach wurde 1854 vom
Kaiser in den Freiherrenstand erhoben und war bis zu seinem
Rücktritte
Kurator der
Akademie der Wissenschaften. Er starb auf seinem Gute in Unter-Waltersdorf.
Joh. Sebastian, der größte prot. Kirchenmusiker und Orgelspieler
Deutschlands,
[* 6] wurde als Sohn Joh.
Ambrosius
B.s (1645-95),
Hof- und Ratsmusikus zu Eisenach,
[* 7] zu Eisenach geboren. Nach dem frühen
Tode seiner Eltern kam er,
noch nicht 10 J. alt, zu einem ältern
Bruder, dem OrganistenJohannChristophBach (gest. 1721) nach
Ohrdruf,
wo er das Lyceum besuchte und von seinem
Bruder Unterricht im
Klavierspiel empfing. Durch Vermittelung des
Ohrdrufer Kantors
Herda wurde er im 15. Jahre als Diskantist in den Kirchenmusikchor der Michaelisschule in
Lüneburg
[* 8] aufgenommen und besuchte
öfters
Hamburg,
[* 9] Lübeck
[* 10] und Celle,
[* 11] wo für Orgel- und Orchesterspiel, für
Oper- und Konzertgesang ausgezeichnete
Kräfte waren. 1703 wurde Bach Hofmusikus (Violinist) in
Weimar,
[* 12] 1704 Organist in
Arnstadt,
[* 13] von wo aus er Ende 1705 eine Studienreise
zu dem Orgelmeister
Buxtehude nach Lübeck unternahm, 1707 Organist zu
Mühlhausen,
[* 14] 1708 Hoforganist zu
Weimar und 1714 zugleich
Konzertmeister daselbst.
Seine überragende Meisterschaft auf der Orgel und dem
Klavier bewies er 1717 in
Dresden
[* 15] bei einer merkwürdigen
Gelegenheit. Zu einem musikalischen Wettstreit mit dem franz.
Klavier- und Orgelvirtuosen
Marchand als Herausforderer wurde
Bach auf Veranlassung des sächs.
Konzertmeisters Volumier herbeigerufen. Nachdem sich aber beide Gegner gegenseitig erkannt,
entzog sich
Marchand dem Kampfspiele in eiliger, heimlicher Flucht. Kaum nach
Weimar zurückgekehrt, wurde
Bach (1717) vom Fürsten
Leopold von
Anbalt-Cöthen als Kapellmeister berufen; 1723 erhielt er die Musikdirektor- und Kantorstelle
an der Thomaskirche zu
Leipzig,
[* 16] in der er nun bis zu seinem
Tode unter keineswegs glänzenden Verhältnissen verblieb.
Ferner war er Titularkapellmeister des
Herzogs von
Weißenfels,
[* 17] und vom
DresdenerHofe erhielt er 1736 die
Würde eines königlich poln. und kurfürstlich sächs. Hofkompositeurs.
Eine besondere Auszeichnung ward ihm durch
Friedrich d. Gr. zu teil. Dem öfters ausgesprochenen Wunsche folgte 1747 die förmliche
Einladung zu einem Besuche nach
Potsdam,
[* 18] wo Bach vom König mit großen Ehrenbezeigungen aufgenommen wurde.
Ein von diesem aufgegebenes
Thema zum
Phantasieren arbeitete Bach bald kunstmäßig aus und übersandte es ihm als «Musikalisches
Opfer» gedruckt.
Durch
Lehre
[* 19] und Vorbild erzog Bach einen
Stamm vortrefflicher
Komponisten,
Orgel- und
Klavierspieler, der sich über ganz Norddeutschland,
zunächst durch
Sachsen
[* 20] und
Thüringen verbreitete, und aus dem mehrere seiner
Söhne hervorragen. So bedeutend
indessen der Einfluß
B.s in
Theorie und Praxis auf den
Gang
[* 21] der musikalischen Kunst und Wissenschaft war, so ist es doch noch
mehr der reiche Schatz seiner
Kompositionenan sich, wodurch er auf die Gegenwart Einfluß gewonnen hat. In seinem
Stil hat
die polyphone Kunst, an der vom 15. Jahrh. ab die
Meister aller
Länder arbeiteten, ihre höchste
Entwicklung
gefunden; aber auch jede andere Schreibart beherrschte er mit derselben
Freiheit und Ursprünglichkeit.
Hinter dem unerschöpflichen Reichtum und der Mannigfaltigkeit seiner Formen steht eben eine außerordentliche Persönlichkeit,
im Seelenleben von unvergleichlicher
Tiefe und Frische, auf jedem Gebiete menschlichen Empfindens gleich
heimisch, fruchtbar und originell. B.s
Kompositionen gehören zum Grundstamme unsers musikalischen Schatzes. Eine vollständige
prachtvolle
Ausgabe dieser Werke veranstaltet seit 1850 (bei
Breitkopf & Härtel) die Bach-Gesellschaft zu
Leipzig, wodurch
namentlich seine Passionen,
Messen und
Kirchenkantaten allgemeiner bekannt geworden sind. Von den einzelnenKlavier-
und Orgelwerken B.s erschienen bereits früher
Ausgaben. Vollständigere Sammlungen veranstalteten zuerstPeters in
Leipzig
(durch
Czerny,
Griepenkerl und Dehn) und Haslinger in
Wien.
[* 22]
Die erste beträchtliche
Steigerung erfuhr die
Teilnahme an B.s
Musik besonders durch die Bemühungen Mendelssohns. Durch seine
Vermittelung wurde Bach 1842
vor der ehemaligen Thomasschule zuLeipzig ein, freilich nur bescheidenes,
Denkmal
errichtet. Ein anderes in Eisenach (Bronzestatue von
Donndorf, gegossen von Howald in
Braunschweig)
[* 23] wurde enthüllt.
Von B.s Werken erschienen bei seinen Lebzeiten im Druck:
1) EineSammlung der verschiedenartigsten
Kompositionen für
Klavier mit und ohne Pedal, u. d. T. «Klavierübung»
(Tl. 1-4, hg. 1726-42). 2) «Musikalisches Opfer»
(s. oben, gestochen Lpz. 1747). 3) «Die
Kunst der Fuge» (gestochen und 1752 herausgegeben). Sämtliche Kirchenkompositionen für
Gesang und Orchester und die meisten
Instrumentalwerke hinterließ er ungedruckt:
1) FünfJahrgänge von Kirchenstücken auf alle
Sonn- und Festtage, darunter Oratorien auf
Weihnachten,
Ostern, Himmelfahrt
und fünf Passionen.
2) VieleMessen, Magnifikat, einzelne Sanktus,
Dramen, Serenaden,
Geburts-, Namenstags- und Trauermusiken,
Brautmessen, auch einige komische Singstücke.
3) Einige zweichörige Motetten.
4) «Das wohltemperierte
Klavier»
(Tl. 1, 1722;
Tl. 2, um 1740). 5) Präludien und Fugen für Orgel, Choralvorspiele u. s. w.
Außerdem eine Menge anderer Instrumentalsachen von allerlei Art und für verschiedene
Instrumente. Eine
eingehende
Biographie erschien in Mitzlers «Musikalischer
Bibliothek» (1754, Bd. 4,
Tl. 1) von
Agricola, einem
SchülerB.s, und
des letztern Sohn K. Ph. Emanuel; diese
Schrift ist eine zuverlässige
Quelle,
[* 24] namentlich in Hinsicht auf das Verzeichnis von
B.s Werken; ferner von
Forkel (Lpz. 1803), Hilgenfeld (ebd. 1850),Bitter (2. Aufl., 4 Bde., Berl.
1881). Überholt sind diese
Arbeiten durch
Spitta (2 Bde., Lpz. 1873-80).
-
des großen Leipziger Kantors, noch mehrere ausgezeichnete Mitglieder aufzuweisen.
HeinrichBach, geb. zu Wechmar, seit 1681 Organist in Arnstadt, gest. daselbst war ein tüchtiger Orgelspieler,
wozu er auch seine beiden Söhne erzog. Der eine, Joh. Michael Bach, wurde Joh. Sebastians erster Schwiegervater.
JohannChristoph Bach, der andere der Brüder, geb. in Arnstadt, seit 1665 Organist zu Eisenach,
ist einer der größten Orgelspieler und Kontrapunktisten des 17. Jahrh. Er starb Seine
Söhne Joh. Nikolaus und Joh. Christoph bildete er ebenfalls als Tonkünstler aus.
Von den 11 Söhnen Joh. Sebastian B.s haben Bedeutung: Wilhelm Friedemann Bach, geb. 1710 zu
Weimar, vielleicht der begabteste, war Organist an der Sophienkirche in Dresden, hierauf in Halle.
[* 26] Dann lebte er abwechselnd
in Leipzig, Braunschweig, Göttingen
[* 27] und Berlin,
[* 28] wo er kümmerlich sein Leben beschloß. Seine Sonaten und Konzerte
für Klavier, Orgelstücke und Kirchenmusik sind selten geworden. - Karl Philipp Emanuel Bach, geb. zu
Weimar, studierte in Leipzig die Rechte, ging nach Frankfurt
[* 29] a. O. und Berlin, wo er 1740 Kammermusikus Friedrichs d. Gr. wurde
und den König beim Flötenspiel auf dem Klavier begleitete; 1767 kam er als Musikdirektor nach Hamburg,
wo er starb.
Eine Lebensbeschreibung (von ihm selbst) findet sich in Burneys«Tagebuch einer musikalischen Reise» (3 Bde., Lpz. 1772).
Sein Hauptverdienst besteht in seinem Einfluß auf das Klavierspiel durch den «Versuch über die wahre Art, das Klavier zu
spielen» (2 Bde., Lpz. 1787-97),
sowie durch eigene hohe Meisterschaft und Kompositionen. Die letztern, bestehend in Phantasien, Sonaten
und Rondos, haben durch Originalität und Frische in Stoff und Form einen bleibenden Wert. Von geringerer Bedeutung sind seine
kirchlichen Kompositionen, worunter ein zweichöriges «Heilig» und ein Oratorium «Die Israeliten in der Wüste» Berühmtheit
erlangten. -
Friedemann und deren Brüder (2 Bde., Berl. 1868).
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JohannChristian Bach, der Mailänder oder englische Bach genannt, geb. Sept. 1735,
erhielt seine musikalische Ausbildung in Italien
[* 30] und schrieb Opern und Gesangstücke. Er war seit 1754 Organist in Mailand,
[* 31] seit 1759 Kapellmeister in London,
[* 32] wo er starb. - JohannChristophFriedrich Bach, der Bückeburger
Bach genannt, geb. gest. als Kapellmeister
des Grafen Wilhelm von Schaumburg zu Bückeburg,
[* 33] lieferte Kompositionen für das Klavier und verschiedene Gesangwerke, darunter
ein größeres: «Die Amerikanerin». - Wilhelm Friedrich Ernst Bach, ältester Sohn des Bückeburger und letzter
Sprößling der Familie, geb. hielt sich eine Zeit lang bei seinem Onkel Christian in London auf. Nach dessen Tode
nahm er 1798 die Stelle eines Kapellmeisters bei der Kapelle der Königin von Preußen
[* 34] an und wurde Musiklehrer der KinderFriedrich
Wilhelms III. Nach dem Tode der Königin zog er sich zurück; er starb Von seinen wenig umfangreichen
Kompositionen ist mehreres im Druck erschienen.