ein kleines, natürlich fließendes
Gewässer, welches durch den unmittelbaren Abfluß einer wasserreichen
Quelle
[* 2] oder den Zusammenfluß mehrerer Riesel gebildet wird. Man unterscheidet folgende
ArtenBach: 1) Faulbäche,
die den Niederungen angehören, mit geringem Gefälle.
2) Regenbäche, die erst nach anhaltendem
Regen mit Wasser gefüllt erscheinen.
3) Wildbäche, welche ebenfalls nur periodisch, infolge der Schneeschmelze und heftiger
Regen, Wasser enthalten; sie finden
sich nur im
Gebirge.
4)Gieß- und
Waldbäche, die fast nie versiegen, da sie aus
Quellen entstehen; meist in
Gebirgen, bei Tauwetter
und starkem
Regen leicht übermäßig schwellend und verheerend wirkend.
5)
Gletscherbäche, die dem schmelzenden Gletschereis ihr
Dasein verdanken und daher nie ausbleiben.
6) Rausch-,Sturz- und
Staubbäche, solche, welche mit heftigem
Geräusch stark geneigte oder senkrechte
Felswände hinabstürzen, dann Wasserfälle bilden oder in
Staubregen aufgelöst werden.
7) Steppenbäche, die im Steppensande entstehen und sich darin ohne bestimmte Mündung verlieren. - Nach der Benutzung
für Holztransport, Wiesenbewässerung und Mühlentrieb unterscheidet man Flöß-, Schwemm- oder Mühlbäche.
Alexander,
Freiherr von, Staatsmann, geb. zu Loosdorf in Niederösterreich,
war
Advokat in
Wien
[* 3] und trat in Opposition gegen das herrschende
System. Am unterstützte er in der
Hofburg die Forderungen
des
Volks. Später aber ward sein Benehmen immer zurückhaltender.
In demKabinett Doblhoff-Wessenberg erhielt Bach die Leitung
des Justizministeriums. Im konstituierenden
Reichstag bekämpfte er die Parteistellung der demokratischen
Linken in der ungar. Frage. Die Stimmung gegen Bach wurde infolge seiner antidemokratischen
Wendung so aufgeregt, daß er 8. Okt. zugleich mit Doblhoff sein
Amt niederlegte. Doch nahm er 21. Nov. in dem neugebildeten
KabinettSchwarzenberg-Stadion sein
Portefeuille wieder an. Seit leitete er die innere
Verwaltung bleibend
als Minister des Innern und übergab das
Portefeuille der Justiz an Schmerling.
¶
mehr
Er setzte mit Energie das von seinem Vorgänger eingeleitete Werk der Centralisation der Österreichischen Monarchie fort.
Unter den von ihm durchgeführten Reformen sind die wichtigsten: die Aufhebung der Patrimonialgerichte, die Durchführung
der Grundentlastung, das Gemeindegesetz, die neue, in Österreich
[* 5] und Ungarn
[* 6] ganz gleichmäßige Organisation der Verwaltung.
Hingegen war das Regierungssystem streng absolutistisch und begünstigte die Herrschaft des Klerus auf
allen Gebieten, wie er denn auch an dem Abschluß des Konkordats mit dem päpstl.
Stuhle vom eifrigen Anteil nahm. Die von ihm vertretene Politik brach indes mit dem ItalienischenKriege von 1859 zusammen,
und B.s Ministerlaufbahn nahm ihr Ende; darauf wurde er Botschafter in Rom,
[* 7] wo er als eine Stütze
der Ultramontanen wirkte und bis 1867 verweilte. Bach wurde 1854 vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben und war bis zu seinem
Rücktritte Kurator der Akademie der Wissenschaften. Er starb auf seinem Gute in Unter-Waltersdorf.
Joh. Sebastian, der größte prot. Kirchenmusiker und Orgelspieler Deutschlands,
[* 8] wurde als Sohn Joh. Ambrosius
B.s (1645-95), Hof- und Ratsmusikus zu Eisenach,
[* 9] zu Eisenach geboren. Nach dem frühen Tode seiner Eltern kam er,
noch nicht 10 J. alt, zu einem ältern Bruder, dem Organisten JohannChristophBach (gest. 1721) nach Ohrdruf,
wo er das Lyceum besuchte und von seinem Bruder Unterricht im Klavierspiel empfing. Durch Vermittelung des Ohrdrufer Kantors
Herda wurde er im 15. Jahre als Diskantist in den Kirchenmusikchor der Michaelisschule in Lüneburg
[* 10] aufgenommen und besuchte
öfters Hamburg,
[* 11] Lübeck
[* 12] und Celle,
[* 13] wo für Orgel- und Orchesterspiel, für Oper- und Konzertgesang ausgezeichnete
Kräfte waren. 1703 wurde Bach Hofmusikus (Violinist) in Weimar,
[* 14] 1704 Organist in Arnstadt,
[* 15] von wo aus er Ende 1705 eine Studienreise
zu dem Orgelmeister Buxtehude nach Lübeck unternahm, 1707 Organist zu Mühlhausen,
[* 16] 1708 Hoforganist zu Weimar und 1714 zugleich
Konzertmeister daselbst.
Seine überragende Meisterschaft auf der Orgel und dem Klavier bewies er 1717 in Dresden
[* 17] bei einer merkwürdigen
Gelegenheit. Zu einem musikalischen Wettstreit mit dem franz. Klavier- und Orgelvirtuosen Marchand als Herausforderer wurde
Bach auf Veranlassung des sächs. Konzertmeisters Volumier herbeigerufen. Nachdem sich aber beide Gegner gegenseitig erkannt,
entzog sich Marchand dem Kampfspiele in eiliger, heimlicher Flucht. Kaum nach Weimar zurückgekehrt, wurde
Bach (1717) vom Fürsten Leopold von Anbalt-Cöthen als Kapellmeister berufen; 1723 erhielt er die Musikdirektor- und Kantorstelle
an der Thomaskirche zu Leipzig,
[* 18] in der er nun bis zu seinem Tode unter keineswegs glänzenden Verhältnissen verblieb.
Ferner war er Titularkapellmeister des Herzogs von Weißenfels,
[* 19] und vom DresdenerHofe erhielt er 1736 die
Würde eines königlich poln. und kurfürstlich sächs. Hofkompositeurs.
Eine besondere Auszeichnung ward ihm durch Friedrich d. Gr. zu teil. Dem öfters ausgesprochenen Wunsche folgte 1747 die förmliche
Einladung zu einem Besuche nach Potsdam,
[* 20] wo Bach vom König mit großen Ehrenbezeigungen aufgenommen wurde.
Ein von diesem aufgegebenes Thema zum Phantasieren arbeitete Bach bald kunstmäßig aus und übersandte es ihm als «Musikalisches
Opfer» gedruckt.
Durch Lehre
[* 21] und Vorbild erzog Bach einen Stamm vortrefflicher Komponisten,
Orgel- und Klavierspieler, der sich über ganz Norddeutschland,
zunächst durch Sachsen
[* 22] und Thüringen verbreitete, und aus dem mehrere seiner Söhne hervorragen. So bedeutend
indessen der Einfluß B.s in Theorie und Praxis auf den Gang
[* 23] der musikalischen Kunst und Wissenschaft war, so ist es doch noch
mehr der reiche Schatz seiner Kompositionenan sich, wodurch er auf die Gegenwart Einfluß gewonnen hat. In seinem Stil hat
die polyphone Kunst, an der vom 15. Jahrh. ab die Meister aller Länder arbeiteten, ihre höchste Entwicklung
gefunden; aber auch jede andere Schreibart beherrschte er mit derselben Freiheit und Ursprünglichkeit.
Hinter dem unerschöpflichen Reichtum und der Mannigfaltigkeit seiner Formen steht eben eine außerordentliche Persönlichkeit,
im Seelenleben von unvergleichlicher Tiefe und Frische, auf jedem Gebiete menschlichen Empfindens gleich
heimisch, fruchtbar und originell. B.s Kompositionen gehören zum Grundstamme unsers musikalischen Schatzes. Eine vollständige
prachtvolle Ausgabe dieser Werke veranstaltet seit 1850 (bei Breitkopf & Härtel) die Bach-Gesellschaft zu Leipzig, wodurch
namentlich seine Passionen, Messen und Kirchenkantaten allgemeiner bekannt geworden sind. Von den einzelnen Klavier-
und Orgelwerken B.s erschienen bereits früher Ausgaben. Vollständigere Sammlungen veranstalteten zuerstPeters in Leipzig
(durch Czerny, Griepenkerl und Dehn) und Haslinger in Wien.
Die erste beträchtliche Steigerung erfuhr die Teilnahme an B.s Musik besonders durch die Bemühungen Mendelssohns. Durch seine
Vermittelung wurde Bach 1842 vor der ehemaligen Thomasschule zu Leipzig ein, freilich nur bescheidenes, Denkmal
errichtet. Ein anderes in Eisenach (Bronzestatue von Donndorf, gegossen von Howald in Braunschweig)
[* 24] wurde enthüllt.
Von B.s Werken erschienen bei seinen Lebzeiten im Druck:
1) Eine Sammlung der verschiedenartigsten Kompositionen für Klavier mit und ohne Pedal, u. d. T. «Klavierübung»
(Tl. 1-4, hg. 1726-42). 2) «Musikalisches Opfer»
(s. oben, gestochen Lpz. 1747). 3) «Die
Kunst der Fuge» (gestochen und 1752 herausgegeben). Sämtliche Kirchenkompositionen für Gesang und Orchester und die meisten
Instrumentalwerke hinterließ er ungedruckt:
1) Fünf Jahrgänge von Kirchenstücken auf alle Sonn- und Festtage, darunter Oratorien auf Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt
und fünf Passionen.
2) Viele Messen, Magnifikat, einzelne Sanktus, Dramen, Serenaden, Geburts-, Namenstags- und Trauermusiken,
Brautmessen, auch einige komische Singstücke.
3) Einige zweichörige Motetten.
4) «Das wohltemperierte Klavier» (Tl. 1, 1722; Tl. 2, um 1740). 5) Präludien und Fugen für Orgel, Choralvorspiele u. s. w.
Außerdem eine Menge anderer Instrumentalsachen von allerlei Art und für verschiedene Instrumente. Eine
eingehende Biographie erschien in Mitzlers «Musikalischer Bibliothek» (1754, Bd. 4, Tl. 1) von Agricola, einem SchülerB.s, und
des letztern Sohn K. Ph. Emanuel; diese Schrift ist eine zuverlässige Quelle, namentlich in Hinsicht auf das Verzeichnis von
B.s Werken; ferner von Forkel (Lpz. 1803), Hilgenfeld (ebd. 1850), Bitter (2. Aufl., 4 Bde., Berl.
1881). Überholt sind diese Arbeiten durch Spitta (2 Bde., Lpz. 1873-80).
-
des großen Leipziger Kantors, noch mehrere ausgezeichnete Mitglieder aufzuweisen.
HeinrichBach, geb. zu Wechmar, seit 1681 Organist in Arnstadt, gest. daselbst war ein tüchtiger Orgelspieler,
wozu er auch seine beiden Söhne erzog. Der eine, Joh. Michael Bach, wurde Joh. Sebastians erster Schwiegervater.
JohannChristoph Bach, der andere der Brüder, geb. in Arnstadt, seit 1665 Organist zu Eisenach,
ist einer der größten Orgelspieler und Kontrapunktisten des 17. Jahrh. Er starb Seine
Söhne Joh. Nikolaus und Joh. Christoph bildete er ebenfalls als Tonkünstler aus.
Von den 11 Söhnen Joh. Sebastian B.s haben Bedeutung: Wilhelm Friedemann Bach, geb. 1710 zu
Weimar, vielleicht der begabteste, war Organist an der Sophienkirche in Dresden, hierauf in Halle.
[* 26] Dann lebte er abwechselnd
in Leipzig, Braunschweig, Göttingen
[* 27] und Berlin,
[* 28] wo er kümmerlich sein Leben beschloß. Seine Sonaten und Konzerte
für Klavier, Orgelstücke und Kirchenmusik sind selten geworden. - Karl Philipp Emanuel Bach, geb. zu
Weimar, studierte in Leipzig die Rechte, ging nach Frankfurt
[* 29] a. O. und Berlin, wo er 1740 Kammermusikus Friedrichs d. Gr. wurde
und den König beim Flötenspiel auf dem Klavier begleitete; 1767 kam er als Musikdirektor nach Hamburg,
wo er starb.
Eine Lebensbeschreibung (von ihm selbst) findet sich in Burneys«Tagebuch einer musikalischen Reise» (3 Bde., Lpz. 1772).
Sein Hauptverdienst besteht in seinem Einfluß auf das Klavierspiel durch den «Versuch über die wahre Art, das Klavier zu
spielen» (2 Bde., Lpz. 1787-97),
sowie durch eigene hohe Meisterschaft und Kompositionen. Die letztern, bestehend in Phantasien, Sonaten
und Rondos, haben durch Originalität und Frische in Stoff und Form einen bleibenden Wert. Von geringerer Bedeutung sind seine
kirchlichen Kompositionen, worunter ein zweichöriges «Heilig» und ein Oratorium «Die Israeliten in der Wüste» Berühmtheit
erlangten. -
Friedemann und deren Brüder (2 Bde., Berl. 1868).
-
JohannChristian Bach, der Mailänder oder englische Bach genannt, geb. Sept. 1735,
erhielt seine musikalische Ausbildung in Italien
[* 30] und schrieb Opern und Gesangstücke. Er war seit 1754 Organist in Mailand,
[* 31] seit 1759 Kapellmeister in London,
[* 32] wo er starb. - JohannChristophFriedrich Bach, der Bückeburger
Bach genannt, geb. gest. als Kapellmeister
des Grafen Wilhelm von Schaumburg zu Bückeburg,
[* 33] lieferte Kompositionen für das Klavier und verschiedene Gesangwerke, darunter
ein größeres: «Die Amerikanerin». - Wilhelm Friedrich Ernst Bach, ältester Sohn des Bückeburger und letzter
Sprößling der Familie, geb. hielt sich eine Zeit lang bei seinem Onkel Christian in London auf. Nach dessen Tode
nahm er 1798 die Stelle eines Kapellmeisters bei der Kapelle der Königin von Preußen
[* 34] an und wurde Musiklehrer der KinderFriedrich
Wilhelms III. Nach dem Tode der Königin zog er sich zurück; er starb Von seinen wenig umfangreichen
Kompositionen ist mehreres im Druck erschienen.