Babi
oder Babisten, mohammed. Sekte in Persien, [* 2] Ende der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts von dem aus einer bescheidenen Handelsfamilie in Schiras stammenden 'Ali Mohammed gestiftet. Dieser unternahm 1835 im Alter von 23 Jahren die Pilgerreise nach Kerbela, dem heiligen Wallfahrtsorte der Schi'iten, wo er auch mystische Vorlesungen besuchte. Dann begann er dem Volke in schwärmerischer Weise zu predigen und durch seine hinreißende Beredsamkeit sowie den Erfolg seiner öffentlichen Disputationen mit den ¶
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Theologen die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen. Bald erklärte er sich dann als Bâb (d. h. die Pforte) der Gotteserkenntnis; später verkündete er, der Pol zu sein, um welchen sich die ganze Weltordnung bewege; seine Anhänger nannten ihn Hasret-i-a'lâ' (d. h. hohe Majestät) und hielten ihn für eine Inkarnation der Gottheit. Er trat mit einem neuen Koran in arab. Sprache [* 4] auf und legte seine Lehre [* 5] in einer Reihe von religiösen Schriften nieder. In denselben wird eine Art Emanationslehre verkündet, welche noch mehr als die Theorie der Sufis sich von der Gotteslehre des Islams entfernt.
Die rituellen Lehren
[* 6] des Korans werden zum Teil beseitigt. Die wichtigste Reform der Babi
lehre ist die Befreiung
der Frauen von den Schranken, die ihnen der Islam auflegte. Der Schleier wird abgeschafft, die Ehescheidung erschwert, hingegen
die Wiederverehelichung der Geschiedenen ohne Beschränkung gestattet. Eine gelehrte Frau aus Kaswin, Serrin Tadsch (goldene
Krone), die den Beinamen Kurrat al-'ajn erhielt, gehörte zu den frühesten und eifrigsten Aposteln des
neuen Propheten.
Anfangs ließ die Regierung die Babi
gewähren und begnügte sich damit, den Stifter wegen seiner heterodoxen Lehren in den entferntesten
Teilen des Reichs zu internieren, ohne seinen Verkehr mit seinen Anhängern und der Außenwelt zu beschränken; so konnte er
seine Lehre in unmittelbarem Verkehr verbreiten und seine Religionsschriften abfassen sowie einen zum
Teil erhaltenen Briefwechsel mit seinen Missionaren unterhalten. Bald aber begannen sich die Babi
der Regierung zu widersetzen,
so daß mit dem Regierungsantritt des Schah Nasr ed-din (1848) energischere Maßregeln notwendig erschienen, um die entstandenen
ernsten Unruhen zu unterdrücken.
Die Babi
verschanzten sich in einem von ihnen beim Grabe des Scheich Tabarsi in Masenderan erbauten Fort und
verteidigten sich dort mit großem Mute. Auch ein noch heftigerer Aufstand in Sendschan konnte nur mit großer Mühe unterdrückt
werden. Bab selbst wurde 1849 in Täbris mit seinem treuen Apostel Mollah Mohammed 'Ali erschossen. Ein babi
stisches
Attentat auf den Schah (1852) führte zu einer furchtbaren Katastrophe und zu völliger Vernichtung der Babi.
Der Rest derselben
mußte sein Bekenntnis verleugnen oder in der Flucht seine Rettung suchen. In Persien giebt es jedoch noch geheime Babi
, unter
welchen in neuerer Zeit Browne Forschungen angestellt hat.
Vgl. Mirza Kazem-Beg, Bab et les Babi
ou le soulévement politique et relegieux en Perse, de 1845 à 1853 (Par.
1857);
Polak, Persien (2 Bde., Lpz. 1865);
Gobineau, Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale (Par. 1865);
Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des Islam (Lpz. 1868).
Die gründlichste Aufhellung über die Babi
giebt Browne, The Babis
of Persia (in dem «Journal of the Royal
Asiatic Society», New Series, Bd. 21). Wichtige Handschriften über die Babi
sind
beschrieben in Victor von Rosens Katalogen der arab. und pers. Handschriften des Instituts für orient. Sprachen in St. Petersburg
[* 7] (Petersb. 1877, 1886 u. 1801).