Baar,
Baargeld etc., s. Bar.
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Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Baargeld etc., s. Bar.
(seemännisch, spr. ba-ar), ein noch unbefahrener Matrose, Handlanger.
(Bar), vormals reichsunmittelbare Landgrafschaft im südlichen Baden und dem angrenzenden Teil von Württemberg, gegenwärtig der Hauptbestandteil des Fürstentums Fürstenberg, etwa 600 qkm (11 QM.) groß mit 50,000 Einw. Die Baar bildet ein Plateau, das den Jura und den Schwarzwald zusammenknüpft und sich im Durchschnitt bis 730 m ü. M. erhebt; die gegen N. liegende höchste Gegend wird besonders noch »Auf der Baar« genannt. Die junge Donau (nebst ihren Quellflüssen Brigach und Brege) durchfließt das Ländchen von W. gegen O.; im N. desselben entspringt der Neckar.
Die Bewohner der Baar sind durch schöne Gestalt ausgezeichnet und erwerben sich durch Kunstfleiß und Handarbeit, namentlich durch Strohflechterei u. Verfertigung von Spieluhren und Holzschnitzereien, ihren Unterhalt. Die Baar enthält zehn Städtchen, darunter Donaueschingen, Fürstenberg, Hüfingen, Neustadt, Geisingen, Löffingen etc. -
Der Name oder Para kommt schon im 8. Jahrh. zur Zeit Karls d. Gr. vor und begriff damals den weiten Landstrich in sich, welchen das Bertholdische Geschlecht (daher der Name Berchtoltsbaar), eins der angesehensten alemannischen Fürstenhäuser, dessen Stammgüter am Bodensee lagen, innehatte. Durch die Verwandtschaft dieser Familie mit Karl d. Gr., der eine Bertholdische Gräfin, Hildegard, zur Gemahlin hatte, wurden ihre Besitzungen immer ausgedehnter. Ihr Hauptsitz war bei Villingen, in dessen Nähe die jetzt verfallene Baraburg, die Wohnung des alten Gaugrafen, lag. Später wurden die Grafen von Sulz mit der Baar belehnt, die schon im 11. Jahrh. in dieser Gegend erscheinen. Graf Hermann von Sulz überließ 1282 die Grafschaft Baar König Rudolf I., welcher sie dem Grafen Heinrich von Fürstenberg verlieh. Dessen Nachkommen ist sie seitdem verblieben.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
(Kt. Wallis, Bez. Conthey, Gem. Nendaz).
736 m. Weiler am Fussweg Aproz-Salins, 1 km s. der Rhone und 4 km sw. Sitten. 14 Häuser, 141 kathol. Ew. Ackerbau.
(Kt. Zug). 443 m. Gem. u. Dorf, 3 km n. Zug, in fruchtbarer und obstbaumübersäter Ebene (Baarerboden); am W.-Fuss der Baarburg und n. von den mit schönen Wiesen und Rebbergen bestandenen sanften Hängen des Frühbergs begrenzt.
Station der Linie Zürich-Thalwil-Zug (-Gotthard). Postbureau, Telegraph, Telephon, Postwagen nach Neuheim und Menzingen. Gemeinde, die Dörfer Blickensdorf, Deinikon, Grüt und Inwil inbegriffen: 453 Häuser und 4075 kathol. Ew.; Dorf: 381 Häuser, 3110 Ew. Ackerbau, Viehzucht. Eine Papierfabrik, eine Fabrik von Webspuhlen, eine Brauerei, grosse Mühle. Bedeutende Baumwollspinnerei und -weberei mit 60000 Spindeln und 600 Arbeitern; Ziegelei, Sägen und mechanische Werkstätten.
Alte Pfarrkirche zu St. Martin mit Turm aus dem 9. Jahrhundert und sechs Altären; vor kurzem renoviert. Daneben das Beinhaus mit schönen Wandmalereien. Am O.-Ende des Dorfes neue reformierte Kirche. Bemerkenswert das Pfarrhaus, Rathaus, Spital, Waisenhaus. Sekundarschule, Progymnasium, Krankenunterstützungskassen, Hülfsverein für Arbeiterfrauen etc. Ö. des Dorfes die Kapellen zum Schutzengel und von Heiligkreuz, 1666 bezw. 1750 erbaut.
4 km nö., am Ausgange des wilden Lorzetobels, die Hölle mit grossem, seit drei Jahrhunderten ausgebeutetem Tuffsteinbruch und zwei stark besuchten Tropfsteingrotten. Baar ist die Heimat der berühmten Familie Andermatt, der der Landammann Jakob Andermatt (1602-08) und der General Josef Andermatt (1740-1817) angehörten; ebenso der Landammänner Nationalrat Müller (1821-89) und Ständerat Dossenbach (1824-83), sowie des Schriftstellers Michael Dossenbach († 1883).
(Plan) (Kt. Wallis, Bez. Conthey, Gem. Nendaz).
720 m. 4 Häuser, 1 km sw. Baar, am Fussweg Baar-Brignon, über der Schlucht der Prinze, in welcher Anthrazit und eine Pyritader ausgebeutet worden sind. 35 kathol. Ew. Ackerbau.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
(Kt. Zug). Die St. Annakapelle wurde 1507 geweiht. Auf der nördl. Aussenseite interessante Fresken, die darauf schliessen lassen, das Gebäude sei noch ältern Datums. Die Zahl der in Baar wohnenden Protestanten (1850: 7; 1860: 209; 1870: 335; 1880: 386; 1900: 409; im ganzen Kanton 1900: 1800) hatte sich seit dem Betrieb der Spinnerei in Baar und andrer industrieller Etablissemente stark vermehrt. Das führte zur Gründung der reform. Kirchgemeinde des Kantons Zug, zum Bau einer eigenen Kirche (1863) mit Pfarrhaus und einer eigenen reform. Schule in Baar.
Die sehr sehenswerten, am Ausgang der Lorzeschlucht, gelegenen Tropfsteingrotten in der Höll wurden erst seit 1860 oder 1861 anlässlich des beginnenden Abbaues des dortigen Tuffsteinlagers entdeckt und zugänglich gemacht. Die Papierfabrik (Herstellung von Karton) Baar gehört zu den ältesten der Schweiz; immerhin lassen sich Wasserzeichen von Produkten der Papiermühle Baar nicht vor 1581 nachweisen. Baar (1228: Barro) war früher lange Zeit Pfarrkirche für weite Umgebung in Zug und Zürich. Das Kloster Kappel besass in Baar das Patronatsrecht 384 Jahre lang, bis es 1525 von den Baarern zurückerworben wurde. Die grosse Allmend der Dorfleute von Baar, aus Feld und Wald bestehend, wird von den Genossen gemeinsam benutzt und verwaltet. Seit uralten Zeiten war die Dorfgemeinde Baar auch die Trägerin der politischen Gemeindegewalt. Zu Beginn des 19. Jahrh. wurde allmählig die Ausscheidung zwischen der korporativen und der bürgerlichen Gemeinde durchgeführt und dies dann 1852 auch durch Gesetz vorgeschrieben.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(althochdeutsch para, ein eingehegtes oder sonst abgegrenztes Land, eine Gaulandschaft), eine ehemals reichsunmittelbare Landgrafschaft in Schwaben, im bad. Kreis Konstanz und zum Teil im
württemb. Schwarzwaldkreis, umfaßt die Berglandschaft, die den Schwarzwald mit dem Heuberge, dem südwestlichsten Teile der Rauhen Alb, verbindet. Um die Quellen des Neckars und die Quellflüsse der Donau (Breg und Brigach) gelegen, umfaßt sie etwa 550 qkm mit 50000 E. Das Land erbebt sich bis über 700 m und ist besonders im nördl. Teile, «auf der Baar», bergig, rauh und unfruchtbar. Pferdezucht und Uhrmacherei bilden die Hauptnahrungsquellen der Bevölkerung.
Politisch bildet die Baar den Hauptbestandteil des mediatisierten Fürstentums Fürstenberg, dessen Haupt- und Residenzstadt Donaueschingen zugleich als ihre Hauptstadt gilt. Die heutige Landschaft Baar ist nur ein Teil der alten Berchtoltsbaar (althochdeutsch Berhtoldes Para), urkundlich schon im 8. Jahrh. zur Zeit der Karolinger erwähnt. Wie alle Baaren des Mittelalters, war auch diese nach ihrem Herrn benannt, dem Gau- und Landgrafen Berthold, den: vermutlichen Ahnherrn der Herzoge von Zähringen, der mit seinen Nachkommen diesen Baargau verwaltete, und nach dessen Familiengliedern wieder einzelne Unterabteilungen desselben benannt wurden, wie die Adelbartsbaar und die Birchtilosbaar.
Nach der Grafenfamilie der Bertholde kam die in den Besitz der Grafen von Sulz, jedoch bedeutend verkleinert, namentlich um die Ämter der Grafen von Breisgau, nachmaligen Herzoge von Zähringen. Im 13. Jahrh. traten die Grafen von Sulz die Landgrafschaft freiwillig an die Grafen von Fürstenberg ab, die auch 1283 vom Kaiser Rudolf I. damit belehnt wurden. Die fürstenbergische Landgrafschaft Baar zerfiel Ende des 18. Jahrh. in das Oberamt Hüsingen (mit Donaueschingen, Fürstenberg, Geisingen und Neudingen) und die Obervogtei unter Möhringen, Blumberg, Löffingen und Neustadt (mit Vöhrenbach). Die Grafschaft wurde 1803 mediatisiert.
Dorf im schweiz. Kanton Zug, Mittelpunkt der (1888) 4065 E. (376 Evangelische) zählenden Gemeinde in 447 m Höhe, auf dem einem Obstbaumwalde gleichenden, fruchtbaren Baarerboden, hat Post und Telegraph, eine kath. Pfarrkirche in röm. Stile, im 9. Jahrh, erbaut und 1885 anläßlich der Feier des tausendjährigen Bestehens völlig erneuert, eine evang. Kirche oberhalb des Dorfes, den Mittelpunkt der evang. Kirchengemeinde des Kantons, ein neues Schulhaus, eine der größten Baumwollspinnereien der Schweiz (die Spinnerei an der Lorze, seit 1855 im Betrieb, mit Arbeiterkolonie), eine der ältesten schweiz. Papierfabriken, eine mechan. Holzdreherei, zwei große Kunst- und Handelsmühlen, Bierbrauerei und eine Spar- und Leihkasse. Östlich von Baar im Bergthal die sog. Tropfsteingrotten in der Hölle, früher zum Teil mit Wasser gefüllt, jetzt zugänglich gemacht, mit schön geformten Stalaktiten.
Baargeld u. s. w., s. Bar u. s. w.