Baalbek
(Balbek, d. i. Stadt des Baal, s. d.), gegenwärtig ein kleiner, unter einem Emir stehender Ort (2000 E.) im kleinasiat.-türk. Wilajet Syrien, in der sog. Beka'a, dem Thale zwischen Libanon und Antilibanon, am Fuße des letztern und nahe der Quelle [* 2] des Litani (Leontes), 1158 m ü. d. M. Großartige, einen Raum von 4 bis 5 qkm bedeckende Tempelruinen deuten auf die berühmte Kultusstätte des Altertums; sie wurde von den Griechen Heliopolis (Stadt des Sonnengottes) genannt, ist aber erst durch Nachrichten aus dem 1. Jahrh. n. Chr. sicher bekannt.
Der
Kaiser
Augustus machte die Stadt zu einer röm.
Kolonie (Julia
Augusta Felix) und gab ihr eine röm.
Besatzung.
Antoninus
Pius
und Septimius Severus sind nach den Münzen
[* 3] von Baalbek
wahrscheinlich die Erbauer der beiden
Heiligtümer, eines größcen und eines kleinern, des sog. Sonnentempels. Der große
Tempel
[* 4] war von einem 88 m langen und 48 m
breiten, 54 korinth.
Säulen
[* 5] zählenden Peristyl umgeben. Von diesen
Säulen stehen noch sechs in 21 m Höhe. Rechnet man die
von ihnen getragene
Attika (4,5 m) und die die
Säulen tragende
Mauer (12 m) hinzu, so ergiebt sich eine
Gesamthöhe von 37,5 m. Die westl.
Mauer des
Tempels ruht auf 3 Riesensteinen (daher Trilithon) von mehr als 19 m Länge, 4 m
Höhe und
Dicke.
Unter ihnen ruht ein
Block von 20 m Länge, über 5 m
Breite
[* 6] und fast 4 m Höhe. Diese ungeheuern
Steine
sind in den nahen Steinbrüchen von Baalbek
gebrochen, in denen ein noch größerer
Block, nur teilweise ausgehauen, noch heute
zu sehen ist. Im O. des
Tempels dehnt sich ein großer
Vorhof von 120 m zu 135 m aus, an dessen Ringmauern
viele
Hallen und Kapellen angebaut waren. Das kleinere Heiligtum ist einschließlich der Säulenhallen 68,5 m lang und etwa 36 m
breit gewesen. Von den
Säulen des Peristyls stehen insgesamt noch 16 (ursprünglich 46). Die
Perle des Sonnentempels ist das
aus 9 Quadern bestehende
Portal (12,8 m hoch und 6,4 m breit), im reichsten korinth.
Stil, doch stark zerstört. Die Mauern und Säulen dieser Tempel erheben sich auf einer 300 m langen, 180 m breiten und 4-9 m hohen Plattform. Sowohl die Großartigkeit des Entwurfs als auch die Art der Ausführung ist zu bewundern, doch fehlen nicht die Zeichen des sinkenden Geschmacks und einer nachlässigen Arbeit. In der Nähe dieses großen Trümmerplatzes sind noch einige andere weniger bedeutende Ruinen. Durch Theodosius ward der Tempel in eine christl. Kirche umgewandelt. Mit der Einnahme der Stadt durch die Araber begann der Verfall des Tempels. In den darauffolgenden Kriegen ward er mit dem kleinen Tempel in eine Festung [* 7] umgewandelt, von der man noch die Zinnen sieht, weshalb der Platz, auf dem beide stehen, den Namen Kastell führt. Auch die Stadt sank immer mehr herab und wurde 1759 von einem furchtbaren Erdbeben [* 8] zerstört.
Vgl.
Wood und Dawkins, The ruins of Baalbek
(Lond. 1757);
Cassas, Voyage pittoresque de la Syrie (unvollendet, 30 Liefgn., Par. 1799);
Robinson, Neuere biblische Forschungen (Berl. 1857);
E. Renan, Mission de Phènicie (Par. 1874).