eine der männlichen Hauptgottheiten der alten semitischen
Völker, namentlich der
Babylonier
(Bel) und Phöniker, wird in den assyrischen
Inschriften als
»Fürst der
Götter«,
»Krieger«,
»Leuchte der
Götter« und
»Herr und Ordner des
Alls« bezeichnet und ist ursprünglich als
Personifikation der wohlthätig wirkenden
Kraft
[* 2] der
Sonne
[* 3] aufzufassen,
woraus sich später der Inbegriff des
Erhabenen,
Guten und
Schönen auch in der moralischen
Welt entwickelte.
Er wurde in
Babylon gewöhnlich in menschlicher Gestalt dargestellt und zwar in Königstracht, die
Tiara
[* 4] mit Stierhörnern
geschmückt.
Die Phöniker hatten keine
Bilder vom Baal, wohl aber dachte man sich ihn in kegelförmigen
Steinen wohnend, die anfangs unter
freiem
Himmel,
[* 5] später in
Tempeln standen und wahrscheinlich eine phallische Bedeutung hatten. Die älteste
Form seiner Verehrung war hier dem entsprechend ein
Naturdienst auf Bergeshöhen; die
Midianiter und
Amalekiter verehrten ihn
auf dem
Horeb und
Sinai, die
Moabiter auf dem
Berg Peor (wo sie in Bedrängnissen seinen
Zorn auch durch
Menschenopfer zu sühnen
suchten), die Phöniker vorzüglich auf demKarmel, die Kanaaniter des
Binnenlandes auf dem
Hermon.
Zahlreiche nach ihm benannte
Orte in
Kanaan bezeugen, welch ausgedehnte Verehrung er daselbst genoß. Das weibliche Seitenstück
des
Baal, als
Göttin der
Zeugung und
Fruchtbarkeit, war bei den Babyloniern die
Mylitta (s. d.), bei den Phönikern die ihr entsprechende
Baaltis (»Herrin«) oder
Aschera (s. d.). Dagegen stand ihm hier als lebenfeindliche
Naturkraft
Moloch (s. d.),
der Gott der
Sonne in ihrer verderblichen
Gewalt, gegenüber.
Später flossen beide, und
Moloch, ineinander
in der
Person des
Melkart (s. d.), des höchsten
Gottes der Phöniker ( Baal von
Tyros«),
der beide Seiten des Naturlebens
in sich
vereinigt Wiederholt fand der
Dienst des in verschiedenen
Formen Eingang bei den Israeliten; zuerst aber
versuchte König
Ahab, durch seine syrische Gemahlin
Isebel verleitet, ihn unter gewaltsamer Unterdrückung des Jehovahdienstes
zum herrschenden
Kultus zu erheben. Der vom
ProphetenElias geleitete
Widerstand dagegen hatte nur vorübergehenden Erfolg
(1.Kön. 18. ff.); erst durchJehus Thronrevolution wurde der Baalsdienst wieder ausgerottet. - Baalspfaffe,
Bezeichnung eines heuchlerischen
Priesters.
Ein Herr oder Herrscher. I) Ein gemeiner Name der heidnischen Abgötter, und war ein Abgott der Zidonier, Phönicier
und Samariter,
1Kön. 16, 31. welchen die Chaldäer Bel nennen, daher er auch der Bel zu Babel heißt.
(d. h. Herr einer Sache, Besitzer oder Inhaber einer Sache), in Verbindung mit einem im Genetiv
folgenden Ortsnamen oder mit dem Artikel bei Phöniziern, Israeliten, Kanaanitern, Aramäern und Babyloniern, in vorhistor.
Zeit vielleicht auch bei Arabern, die Bezeichnung männlicher Lokalgottheiten, die dadurch als Herren der betreffenden Ortschaft
oder Örtlichkeit bezeichnet werden. Wird die Gottheit weiblich gedacht, so steht das Feminin Baalat oder
Astarte (s. d.). Baal ist also kein Eigenname. Ebensowenig besteht
der Dienst eines Gottes Baal. Dieser ist eine theoretische Spekulation, abgeleitet aus den einzelnen örtlichen Bealim. Bei den
Phöniziern finden sich Baal-Lebanon und
¶
mehr
Baal-Markod, zwei Berggötter. Ihnen entspricht in Moab der Baal-Peor, d. h. der Gott, der auf dem Berge Peor haust. Der moabitische
Ortsname Baal-Meon ist, wie der phöniz. Baal-Hermon und die israel. Baal-Chazor, Baal-Perazim u. s. w.,
wahrscheinlich von dem dort verehrten Baal abgeleitet. Der Baal von Tyrus, d. h. Melkart (s. d.), wurde in der
Zeit der Dynastie Omris in Israel und Juda verehrt, während die an den alten Kultstätten des Landes bei
der Einwanderung Israels von den Ureinwohnern verehrten Bealim wahrscheinlich bei Übergang dieser Kultstätten an Israel
sich mit dem Volksgotte Jahwe verschmolzen haben. So mag es sich erklären, daß Hosea diese örtlichen Jahwes
die Bealim nennt.
Eine Spur eines solchen lokalen Baal ist der Baal-Berit oder El-Berit, welcher Richter 9 als Gott der von Kanaanitern und Israeliten
gemeinsam bewohnten Stadt Sichem erwähnt wird und wahrscheinlich den Eidwächter des von beiden beschworenen Bundes vorstellt.
Später wird dort nur Jahwe verehrt. Auch der Gott der Kultstätte der kanaanit. Stadt Gibeon ist nach
2 Sam. 21. bereits
zu Davids Zeit Jahwe. Alte Eigennamen aus Sauls und Davids Zeit aber beweisen, daß man damals Jahwe als den Baal (d.h. Herrn)Israels
bezeichnet hat.
Der Gott der philistäischen Stadt Ekron führte den NamenBaal-Sebub. In der hellenistischen Zeit kommt
an mehrern Stellen in Phönizien wie Afrika
[* 7] ein Kult des Baalsamem, d. h. des Himmelsbaal, vor. Dieser entspricht dem griech.
Zeus,
[* 8] und wahrscheinlich haben hierbei griech. Einwirkungen stattgefunden. Baalchamman ist der Name eines Gottes, der namentlich
in Afrika verehrt worden zu sein scheint. Da Chamman bei den alttestamentlichen Propheten die Bezeichnung
eines Malsteines ist, so ist wahrscheinlich ursprünglich an den in einem solchen hausenden Baal gedacht. - In Babylonien entspricht
die Form Bel dem phönizischen Baal. Auch hier ist zunächst an einzelne, voneinander verschiedene Lokalgötter zu denken.
Als Bel wird der Stadtgott von Babylon, wie der von Nippur bezeichnet. Doch scheint die mytholog. Spekulation
schon frühe diese lokalen Gestalten zu einem GotteBel verschmolzen zu haben. - BaalatGebal, d.h. die Herrin von Gebal, heißt
die Stadtgöttin von Byblos, wie Baal Zor der Stadtgott von Tyrus und Baal Tars auf aramäischen Münzen
[* 9] der Perserzeit der
Stadtgott von Tarsus.
Auf Münzen der griech. Zeit ist eine Abbildung ihres Heiligtumes, ferner
ist eine ihr gewidmete Inschrift des Königs Jechavmelech von Byblos in phöniz. Sprache
[* 10] erhalten. Die Göttin selbst, auch
auf Münzen abgebildet, ist auf der Inschrift in ägypt. Kostüm
[* 11] dargestellt. Von den betreffenden als Baalat des Ortes aufgefaßten
Gottheiten baben wahrscheinlich die judäischen Orte Baala, Baalat und Baalat-Beer ihren Namen. Es ist daher
eigentlich falsch, von einer Göttin Baalat oder (nach griech. Aussprache) Beltis zu reden. Aus Kultmischungen dürfte es zu
erklären sein, daß sich in Zusammensetzungen mit andern Gottesnamen findet. - Die Bezeichnungen Baalsdienst und Baalspfaffe
für abgöttische und abergläubische Kulte und Priester gehen auf den alttestamentlichen Sprachgebrauch
zurück. Die Propheten seit Hosea gebrauchen den Ausdruck: dem Baal dienen, oder ihm opfern, für Abgötterei jeder Art.