Baal
(d. h. Herr einer Sache,
Besitzer oder Inhaber einer Sache), in
Verbindung mit einem im Genetiv
folgenden Ortsnamen oder mit dem
Artikel bei Phöniziern, Israeliten, Kanaanitern, Aramäern und Babyloniern, in vorhistor.
Zeit vielleicht auch bei
Arabern, die Bezeichnung männlicher Lokalgottheiten, die dadurch als Herren der betreffenden Ortschaft
oder Örtlichkeit bezeichnet werden. Wird die Gottheit weiblich gedacht, so steht das Feminin
Baalat oder
Astarte (s. d.). Baal
ist also kein Eigenname. Ebensowenig besteht
der Dienst eines
Gottes Baal.
Dieser ist eine theoretische
Spekulation, abgeleitet aus den einzelnen örtlichen Bealim.
Bei den
Phöniziern finden sich Baal
-Lebanon und
¶
mehr
Baal
-Markod, zwei Berggötter. Ihnen entspricht in Moab der Baal
-Peor, d. h. der Gott, der auf dem Berge Peor haust. Der moabitische
Ortsname Baal
-Meon ist, wie der phöniz. Baal-Hermon und die israel. Baal-Chazor, Baal-Perazim u. s. w.,
wahrscheinlich von dem dort verehrten Baal
abgeleitet. Der Baal von Tyrus, d. h. Melkart (s. d.), wurde in der
Zeit der Dynastie Omris in Israel und Juda verehrt, während die an den alten Kultstätten des Landes bei
der Einwanderung Israels von den Ureinwohnern verehrten Bealim wahrscheinlich bei Übergang dieser Kultstätten an Israel
sich mit dem Volksgotte Jahwe verschmolzen haben. So mag es sich erklären, daß Hosea diese örtlichen Jahwes
die Bealim nennt.
Eine Spur eines solchen lokalen Baal
ist der Baal-Berit oder El-Berit, welcher Richter 9 als Gott der von Kanaanitern und Israeliten
gemeinsam bewohnten Stadt Sichem erwähnt wird und wahrscheinlich den Eidwächter des von beiden beschworenen Bundes vorstellt.
Später wird dort nur Jahwe verehrt. Auch der Gott der Kultstätte der kanaanit. Stadt Gibeon ist nach
2 Sam. 21. bereits
zu Davids Zeit Jahwe. Alte Eigennamen aus Sauls und Davids Zeit aber beweisen, daß man damals Jahwe als den Baal
(d.h. Herrn)Israels
bezeichnet hat.
Der Gott der philistäischen Stadt Ekron führte den Namen Baal-Sebub. In der hellenistischen Zeit kommt
an mehrern Stellen in Phönizien wie Afrika
[* 3] ein Kult des Baal
samem, d. h. des Himmelsbaal
, vor. Dieser entspricht dem griech.
Zeus,
[* 4] und wahrscheinlich haben hierbei griech. Einwirkungen stattgefunden. Baalchamman ist der Name eines Gottes, der namentlich
in Afrika verehrt worden zu sein scheint. Da Chamman bei den alttestamentlichen Propheten die Bezeichnung
eines Malsteines ist, so ist wahrscheinlich ursprünglich an den in einem solchen hausenden Baal
gedacht. - In Babylonien entspricht
die Form Bel dem phönizischen Baal. Auch hier ist zunächst an einzelne, voneinander verschiedene Lokalgötter zu denken.
Als Bel wird der Stadtgott von Babylon, wie der von Nippur bezeichnet. Doch scheint die mytholog. Spekulation
schon frühe diese lokalen Gestalten zu einem Gotte Bel verschmolzen zu haben. - Baalat Gebal, d.h. die Herrin von Gebal, heißt
die Stadtgöttin von Byblos, wie Baal Zor der Stadtgott von Tyrus und Baal Tars auf aramäischen Münzen
[* 5] der Perserzeit der
Stadtgott von Tarsus.
Auf Münzen der griech. Zeit ist eine Abbildung ihres Heiligtumes, ferner ist eine ihr gewidmete Inschrift des Königs Jechavmelech von Byblos in phöniz. Sprache [* 6] erhalten. Die Göttin selbst, auch auf Münzen abgebildet, ist auf der Inschrift in ägypt. Kostüm [* 7] dargestellt. Von den betreffenden als Baalat des Ortes aufgefaßten Gottheiten baben wahrscheinlich die judäischen Orte Baala, Baalat und Baalat-Beer ihren Namen. Es ist daher eigentlich falsch, von einer Göttin Baalat oder (nach griech. Aussprache) Beltis zu reden. Aus Kultmischungen dürfte es zu erklären sein, daß sich in Zusammensetzungen mit andern Gottesnamen findet. - Die Bezeichnungen Baalsdienst und Baalspfaffe für abgöttische und abergläubische Kulte und Priester gehen auf den alttestamentlichen Sprachgebrauch zurück. Die Propheten seit Hosea gebrauchen den Ausdruck: dem Baal dienen, oder ihm opfern, für Abgötterei jeder Art.