Titel
Büsching
,
1) Anton Friedrich, bahnbrechender Geograph, geb. zu Stadthagen im Schaumburg-Lippeschen, besuchte die lateinische Schule des Waisenhauses in Halle [* 2] und studierte dann daselbst Theologie. Nachdem er 1743 die Magisterwürde erlangt hatte, begann er Vorlesungen über alttestamentliche Exegese, nahm aber 1748 eine Hauslehrerstelle bei dem Sohn des dänischen Geheimrats v. Lynar an, mit welchem er 1749 nach Petersburg [* 3] reiste. 1750 nach Itzehoe zurückgekehrt, begann er hier seine große Erdbeschreibung, die er, seit 1752 in Kopenhagen, [* 4] 1754 vollendete.
Noch in demselben Jahr als außerordentlicher Professor der Philosophie und Adjunkt der theologischen Fakultät nach Göttingen [* 5] berufen, heiratete er hier 1755 Christiane Dilthey, eine kaiserliche gekrönte Dichterin und Ehrenmitglied der Göttinger gelehrten Gesellschaft, und wurde 1759 zum ordentlichen Professor der Philosophie ernannt, folgte aber 1761 einem Ruf nach Petersburg als Pfarrer der dortigen lutherischen Gemeinde. Nachdem er 1765 infolge von Mißhelligkeiten seine Entlassung genommen und sich zunächst in Altona [* 6] niedergelassen hatte, wurde er 1766 als Direktor des Gymnasiums am Grauen Kloster und Oberkonsistorialrat nach Berlin [* 7] berufen, wo er starb.
Unter seinen zahlreichen
Schriften theologischen, pädagogischen, historisch-geographischen und biographischen
Inhalts steht die
»Neue
Erdbeschreibung« (Hamb. 1754-92 u. öfter, 11
Tle., wovon die 10 ersten
Europa
[* 8] behandeln, der 11. Teil:
Asien,
[* 9] von Büsching
unvollendet blieb) als grundlegende
Versuch einer wissenschaftlichen Behandlung der
Geographie obenan. Die Vorzüge
des umfangreichen, aus Quellenstudien hervorgegangenen Werkes beruhen auf den politisch-statistischen
Darstellungen, die
mit lebensfrischer Einzelschilderung und beständiger Beziehung zur Geschichte ausgeführt sind, während alles, was ins
Gebiet der physischen
Geographie einschlägt, sehr mangelhaft erscheint. Fortgesetzt wurde die
»Erdkunde«
[* 10] von
Sprengel und
Wahl
(11. Teil,
Abt. 2-4, Hamb. 1802-1807),
von Hartmann (12. Teil, Abt. 1, Afrika [* 11] betreffend, das. 1799) und von Ebeling (13. Teil, ¶
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Amerika
[* 13] behandelnd, Bd. 1-6, das.
1800-1803). Von Büschings
Werken sind sonst zu erwähnen: »Magazin für Historiographie und Geographie« (Hamb. 1767-1793, 25 Bde.);
»Beiträge zur Lebensgeschichte merkwürdiger Personen« (das. 1783-89, 6 Bde.);
»Neueste Geschichte der evangelischen Brüderkonfessionen in Polen« (Halle 1784-87, 3 Bde.);
»Grundriß zu einer Historie der Philosophie« (Berl. 1772-74, 2 Tle.).
2) Johann Gustav Gottlieb, ein um die altdeutsche Litteratur sowie um die deutsche Kunst und Altertumskunde verdienter Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Halle und Erlangen [* 14] Jura und wurde 1806 Referendar bei der Regierung zu Berlin. 1810 erhielt er den Auftrag, die säkularisierten Klöster zu bereisen, um die darin verborgenen wissenschaftlichen und Kunstschätze ans Licht [* 15] zu ziehen. Er wurde 1811 Archivar in Breslau, [* 16] habilitierte sich 1816 an der dortigen Universität und erhielt 1817 eine außerordentliche und 1823 die ordentliche Professur der Altertumswissenschaften. Er starb in Breslau.
Von seinen Publikationen sind zu erwähnen: »Deutsche [* 17] Gedichte des Mittelalters« (Berl. 1808-25, 3 Tle.),
»Sammlung deutscher Volkslieder« (mit Melodien, das. 1807),
»Buch der Liebe« (das. 1809, Bd. 1, »Tristan und Isolde«, »Fierrabras« etc. enthaltend),
sämtlich in Gemeinschaft mit H. v. d. Hagen [* 18] herausgegeben;
»Museum für altdeutsche Litteratur und Kunst« (mit v. d. Hagen und Docen, das. 1809-11, 3 Hefte);
»Grundriß zur Geschichte der deutschen Poesie« (mit v. d. Hagen, das. 1812);
»Erzählungen, Dichtungen, Fastnachtsspiele und Schwänke des Mittelalters« (Bresl. 1814, 3 Bde.);
»Volkssagen, Märchen und Legenden« (Leipz. 1812-19, 4 Tle.);
»Lust und Abenteuer des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen« (das. 1820-23, 3 Bde.);
»Des Deutschen Leben, Kunst und Wissen im Mittelalter« (neue Aufl., das. 1821, 4 Bde.);
»Die heidnischen Altertümer Schlesiens« (das. 1820-24, Bd. 1);
»Das Schloß der Deutschen Ritter zu Marienburg« [* 19] (Berl. 1823) u. das vorzügliche Werk »Ritterzeit und Ritterwesen« (Leipz. 1823, 2 Bde.).