Bürste
,
ein aus einer Fassung mit eingesetzten
Borsten (s. d.) oder Borstensurrogaten bestehendes Werkzeug, das im
Haushalt und in der
Industrie zu Reinigungszwecken benutzt wird. Die
Borsten, werden entweder bloß in
die entsprechenden Löcher der Fassung eingekittet (Rauharbeit), mit
Draht
[* 2] oder seltener mit
Garn befestigt (eingezogene
Arbeit),
oder zwischen den Windungen zweier verzwirnter
Drähte zusammengehalten (gedrehte
Arbeit). Das beste Bürste
nmaterial sind
die Schweinsborsten, von denen wieder die weißen
Borsten die besten und theuersten sind.
Die stärksten und längsten sind die gelben und schwarzen, die deshalb auch am meisten angewendet werden,
indem man sie, wenn es sich um die weiße
Farbe handelt, durch Einwirkung von schwefligsauren
Dämpfen, flüssiger schwefliger
Säure oder sehr verdünnter Schwefelsäure
[* 3] bleicht, wobei die
Borsten abwechselnd der Wirkung der Säuren und des direkten
Sonnenlichts ausgesetzt werden. Zu weichen Bürste
(Hutbürsten u. s. w.)
wählt man lange weiße Ziegenhaare,
außerdem werden im allgemeinen noch Pferdehaare, Dachshaare,
Stroh, Piassava u. s. w.
verwendet. Zu Holzfassungen nimmt man meist Rotbuchen,
Ahorn-,
Birn- oder Pflaumenbaumholz; für feinere Fassungen finden
Knochen,
[* 4] Horn, Elfenbein,
Perlmutter u. s. w. Verwendung.
Die Borsten müssen vor der Verarbeitung ihrer Länge nach sortiert werden. Diese Manipulation geschieht meist durch Handarbeit, kann aber auch mittels einer Borstensortiermaschine erfolgen, deren es mehrere Arten giebt. Hierauf werden die Borsten gereinigt und gebleicht, mitunter auch gefärbt. Das Bohren der Fassung erfolgt mittels Löffelbohrer (s. Bohrer, [* 5] S. 238 a), und zwar werden bei Rauharbeit die Löcher nicht durchgebohrt, während dies für eingezogene Arbeit geschieht.
Die vorbereiteten Borsten werden in möglichst gleiche Bündel geteilt und jedes derselben an einem Ende mit Garn fest zusammengebunden. Bei der Rauharbeit erhitzt man schwarzes, zähes Pech, taucht die Borstenbüschel mit dem einen Ende in dasselbe und drückt sie alsdann in die vorgebohlten Löcher. Sind in alle Löcher Büschel eingesetzt, so schneidet man mit einer Schere [* 6] die Spitzen derselben gleichmäßig. Das Einziehen der Borsten geschieht, indem man durch eins der Löcher einen Draht (gewöhnlich Messingdraht) schiebt, ein Bündel Borsten in der Mitte auflegt und den Draht, nachdem er durch dasselbe Loch zurückgeschoben worden ist, fest anzieht, wodurch sich das Borstenbündel in der Mitte zusammenlegt und in das betreffende Loch einzieht.
Ist auf diese
Weise mit demselben
Draht eine ganze Reihe von Löchern eingezogen, so stutzt man die
Borsten mit einem Haumesser
auf gleiche Länge ab, zieht dann wieder eine Reihe ein, stutzt sie ab und fährt so fort, bis die Bürste
fertig
ist. Der auf der Rückseite der Bürste
sichtbare Einziehdraht wird entweder durch eine aufgelegte Platte verkleidet,
oder es werden, z. B. bei Zahnbürsten
, längs der Lochreihen kleine Rillen gefeilt, in die
sich der
Draht legt und die nachher durch Kitt verkleidet werden. Zum Einsetzen der Borstenbüschel in
das Bürste
nholz sind neuerdings mit gutem Erfolg
Maschinen erfunden worden, So von Woodbury in Neuyork.
[* 7]
Gedrehte Bürste
werden nicht aus
Büscheln hergestellt, sondern die
Borsten werden zwischen zwei nahe aneinander gespannten
Drähten
zu einem fortlaufenden
Bande gelegt und die
Drähte miteinander verzwirnt. Diese Bürste
(Flaschenigel u. s. w.) sind
zum Reinigen enger Höhlungen, wie Siederöhren, Flintenläufe u. s. w. im Gebrauch. In
neuerer Zeit werden auch Bürste
aus Stahldraht zum Reinigen der Siederohre, zum Gußputzen, sowie als Kopfbürsten
(Haarbürsten
) angewendet.
In der
Industrie der
Faserstoffe
(Spinnerei,
Weberei,
[* 8]
Appretur, Buntpapierfabrikation) spielen Bürste
von kreiscylindrischer Form
(Walzenbürsten
) eine wichtige Rolle; auch zum Putzen gegossener Metallwaren, zum Feinschleifen von Hartgummi
u. dgl. finden dieselben Verwendung. Im großen Durchschnitt liefern
Italien,
[* 9]
Holland,
Österreich,
[* 10]
Belgien,
[* 11] auch die
Schweiz
[* 12] vorwiegend
die geringwertigen Bürste
(bez.
Besen) aus
Haaren,
Borsten,
Stroh - in
Italien aus dem
Stroh der Büschelhirse
(Sorghum, ital. saggina)
-, Schilf und
Wurzeln, dagegen
Deutschland,
[* 13]
Frankreich, England, seit einigen Jahren auch die
Vereinigten Staaten
[* 14] von
Amerika
[* 15] die feinern Sorten mit Einschluß der Pinsel, Haarbüsche u. a. Die zuletzt genannten
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erzeugt vorzugsweise Frankreich, Deutschland die eigentlichen feinern Bürste
nwaren. In Deutschland wurden, allerdings mit Einschluß
der Besen aller Art, 1890 eingeführt: 6719 Doppelcentner im Werte von 3,18 Mill. M.; dagegen ausgeführt: 15837 Doppelcentner
im Werte von 14,57 Mill. M. Der deutschen Bürste
nindustrie macht die Beschaffung der Rohstoffe an Tierhaaren, Wurzelfasern
u. s. w. mit jedem Jahre größere Schwierigkeiten.