Bürgerkrone
113 Wörter, 771 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Bürgerkrone,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Bürgerkrone,
eine hohe Auszeichnung, welche bei den Griechen und Römern verdienstvollen Bürgern zuerkannt wurde.
Bei den erstern bestand sie anfangs aus frischen Ölzweigen, die jedoch später den künstlichen, aus Gold
[* 3] verfertigten wichen,
und konnte vom Volke, vom Rate, oder auch von gewissen Körperschaften erteilt werden. Bei den Römern war
die Bürgerkrone
(corona civica) aus Eichenlaub gewunden. Sie wurde demjenigen zu teil, der einem Bürger im Kriege das Leben gerettet
hatte, und verlieh dem Gekrönten auch gewisse Ehrenrechte. Als besondere Auszeichnung für Augustus ließ der Senat an dem
Giebel seines Hauses eine Bürgerkrone
mit der Inschrift «Ob cives servatos» anbringen. Dieser
Kranz findet sich dann auch auf vielen Münzen
[* 4] (s. Corona.).
(lat.), Kranz, Krone, bei den Alten ein häufig vorkommendes Schmuck- und Ehrenzeichen. Bei den Griechen war der Kranz ein Amtszeichen, Zeichen der Unverletzlichkeit, wie der Myrtenkranz der Archonten, Ratsherren und Redner, solange sie sprachen; der Opfernde bekränzte sein Haupt mit dem der betreffenden Gottheit besonders angenehmen Laub und stellte sich damit unter den Schutz derselben. Als Siegeszeichen ward der Kranz bei den Spielen verliehen und endlich als Ehrenzeichen für verdiente Bürger.
Die anfangs gebräuchlichen Ehrenkränze aus Zweigen des Ölbaums kamen später vor den goldenen in Mißachtung. Die Bekränzung konnte sowohl vom Volk oder vom Rat als auch von Korporationen, wie den Phylen und den Demen, später auch von gewissen Kollegien oder endlich auch von auswärtigen Staaten zuerkannt werden. Verlieh Volk oder Rat den Kranz, so ward es nach altem Gesetz in der Ekklesia und im Buleuterion verkündigt; im Theater [* 6] durfte dies nur durch besondern Volksbeschluß geschehen.
Die Bekränzung von seiten auswärtiger Staaten galt nicht nur einzelnen Bürgern, sondern auch ganzen Gemeinwesen; ja, auch im erstern Fall sollte der Kranz selbst nicht dem Bekränzten, sondern dem Staat anheimfallen. Ihrem Wert nach waren die Kränze, die am Reif innen mit Inschriften versehen waren, sehr verschieden; denn es finden sich Wertangaben zu 3600, 1000 und 500 Drachmen. Bei den Römern war die Corona eine ehrenvolle Auszeichnung. Die Corona obsidionalis (Belagerungskranz, [* 5] Fig. 1) war das höchste und nur ¶
selten verliehene militärische Ehrenzeichen für den Führer, der eine eingeschlossene Stadt oder einen umzingelten Heerhaufen befreit hatte; sie wurde aus Gras, welches man dem betreffenden Ort entnahm, geflochten, daher sie auch Corona graminea (Graskrone) hieß. Die Corona muralis (Mauerkrone, [* 2] Fig. 2), gewöhnlich von Gold, mit zinnenartigen Verzierungen, war für den bestimmt, welcher im Sturm zuerst die Mauern einer Stadt erstieg. Die Corona navalis, auch classica oder rostrata (Schiffskrone, [* 2] Fig. 3) genannt, war aus Schiffsschnabelfiguren zusammengesetzt, ebenfalls von Gold und ward dem Feldherrn zuteil, der zuerst an Bord eines feindlichen Schiffs sprang.
Die Corona vallaris oder castrensis (Lagerkrone, [* 2] Fig. 4), einen Ring von Schanzpfählen darstellend, auch von Gold, erhielt der, welcher zuerst in den feindlichen Lagerwall eindrang. Die Corona triumphalis [* 2] (Fig. 5), einen Lorbeerkranz, trug der triumphierende Imperator; die Corona ovalis, von Myrtenzweigen, wurde beim kleinen Triumph (s. Ovation) vom Feldherrn getragen. Die Corona civica (Bürgerkrone, [* 2] Fig. 6), aus Eichenlaub, erhielt derjenige, welcher in einer Schlacht einem Bürger das Leben gerettet hatte; daher trug sie die Aufschrift »Ob civem servatum«.
Sie gewährte besondere Ehrenrechte und dem Empfänger wie seinem Vater und Großvater Freiheit von Abgaben. Augustus hatte eine Corona civica auf dem Giebel seines Hauses, die ihm vom Senat überreicht war. Auch außerdem wurden tapfere Waffenthaten durch goldene Kränze geehrt, womit gewöhnlich die Erlaubnis verbunden war, dergleichen Ehrenzeichen lebenslänglich und besonders bei feierlichen Gelegenheiten zu tragen. Die Corollae waren Kränze, welche verdienten Schauspielern erteilt wurden; anfangs wand man dieselben aus Blumen und befestigte sie mit Bändern am Haupt, in der Folge aus vergoldetem Kupferblech, Crassus zuerst aus Gold und Silber. Der Freude gewidmet waren die Corona convivalis (Schmauskranz), aus Zweigen und Blumen, später künstlich aus Gold gefertigt und bei Gastmählern getragen, die Corona natalicia (Geburtstagskranz) u. a.
In übertragenem Sinn bedeutet Corona einen umgebenden Kreis [* 8] von Zuhörern etc.; den bei der Tonsur stehen bleibenden Kranz von Haaren; ferner s. v. w. Heiligenschein, die Umzingelung eines belagerten Orts. Endlich heißt Corona auch die äußerste atmosphärische Hülle der Sonne, [* 9] wie sie bei Sonnenfinsternissen hervortritt (s. Sonne).
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Corona obsidionalis (Belagerungskranz).
[* 2] Fig. 2. Corona muralis (Mauerkrone).
[* 2] Fig. 3. Corona navalis (Schiffskrone).
[* 2] Fig. 4. Corona vallaris (Lagerkrone).
[* 2] Fig. 5. Corona triumphalis. (Lorbeerkranz).
[* 2] Fig. 6. Corona civica (Bürgerkrone).]