Bülow
-Cummerow
,
Ernst von, konservativer Publizist, geb. zu Pritzau in
Mecklenburg-Schwerin, trat 1788 als
Lieutenant in die hannov.
Armee ein, schied jedoch 1790 bereits wieder aus. Nachdem er in Rostock
[* 2] und
Jena
[* 3] studiert hatte, ließ er sich als Grundbesitzer in
Pommern
[* 4] nieder und erwarb u. a. 1804 das Gut Cummerow
im
Kreise
[* 5] Regenwalde.
Seit dieser Zeit nahm er sehr thätigen Anteil an den ständischen Verhandlungen über die Verfassungsreformen in
Preußen.
[* 6] 1812 war
er Mitglied der sog. interimistischen Nationalrepräsentation und später
der unter dem Vorsitze des Kronprinzen gebildeten
Kommission für die
Beratung der neuen ständischen Organisationsgesetze.
Besondere
Aufmerksamkeit schenkte er den Kredit- und Kulturverhältnissen des
flachen
Landes. Bülow
-Cummerow
ging als Politiker von rein
praktischen
Gesichtspunkten aus. Teilweise ein
Anhänger der Hardenbergschen liberalen
Reformen und ohne
Adelsprätensionen, wollte er doch andererseits dem Grundbesitze als solchem eine bevorzugte
Stellung im
Staate gewahrt wissen;
dem modernen Konstitutionalismus und der Herrschaft der
Bureaukratie war er entschieden abhold. Aufsehen erregten seine
Schriften
«Ein Punkt aufs I» (Lpz. 1821) und als Fortsetzung
«Über die
Verwaltung des
Staatskanzlers
Hardenberg»
(Zerbst
[* 7] 1821). An der Gründung der
Pommerschen Ritterschaftlichen
Privatbank 1824 war er hervorragend beteiligt.
Später zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück, um der Verwaltung seiner Güter und seinen schriftstellerischen Bestrebungen zu leben. Sein Werk «Preußen, seine Verfassung und Verwaltung, sein Verhältnis zu Deutschland» [* 8] (2 Tle., 3. bez. 2. Aufl., Berl. u. Jena 1842-43) besprach die preuß. Zustände in freimütiger Weise. Sodann folgten u. a. «Polit. und finanzielle Abhandlungen» (2 Hefte, Berl. 1844 -45),
«Die europ. Staaten nach ihren innern und äußern polit. Verhältnissen» (Altona [* 9] 1845),
«Der Zollverein» (Berl. 1844),
«Preußen im Jan. 1847 und das Patent vom 3. Febr." (ebd. 1847). Ein neuer Abschnitt seines öffentlichen Wirkens begann nach der Umwälzung von 1848, wo er, um der angebahnten Aufhebung der Grundsteuerbefreiung des ritterschaftlichen Grundbesitzes entgegenzutreten, einen "Verein zum Schutze des Eigentums" gründete, der von gegnerischer Seite den Namen «Junkerparlament» erhielt. Auch in der Presse [* 10] war er außerordentlich thätig. Von spätern Flugschriften seien genannt: «Die Revolution, ihre Früchte u. s. w.» (Berl. 1850),
«Die
Reform
der Verfassung
aus dem konservativen
Gesichtspunkte» (ebd. 1851). Bülow
-Cummerow
starb zu
Berlin.
[* 11]