Böen,
die heftigen Windstöße, welche bei einer Dauer von wenigen Minuten bis zu einer Stunde und darüber, in der Regel von einer schweren vorüberziehenden Wolke (oder einem Wolkenherd mit Lücken) sowie von mehr oder weniger heftigen Regen-, Schnee- oder Hagelschauern und mitunter von Gewittern begleitet, in allen Teilen der Erdoberfläche auftreten, aber stets nur eine geringe räumliche Ausdehnung besitzen. Böen kommen bei allen Windrichtungen vor, jedoch nördlich von den Passatregionen am häufigsten in nordwestlichen, südlich von denselben in südwestlichen Luftströmungen; ihre Ausdehnung in der Richtung senkrecht zur Windrichtung übertrifft mehrfach die Ausdehnung in der letztern selbst, und meistenteils treten sie des Nachmittags, seltener am Vormittag und noch seltener des Nachts auf.
Die Windrichtung während der Böe ist in den meisten Fällen nur wenig verschieden von der zur Zeit allgemein herrschenden, und mit der größten Windstärke, namentlich wenn die Böe mit Gewitter verbunden ist, tritt ein plötzliches Emporschnellen des Barometers um 0,5-1,0 oder selbst 2,0 mm bei gleichzeitiger ebenso plötzlicher Temperaturabnahme ein. Nicht selten geht der Böe ein Krimpen des Windes voraus (auf nördlicher Breite Richtungsänderung im Sinn NWSO.), welcher während der Erscheinung wieder Ausschießen folgt (aus nördlicher Breite Richtungsänderung im Sinn NOSW.; auf südlicher Breite finden beide Richtungsänderungen in entgegengesetztem Sinn statt).
Der starke Wind tritt entweder gleichzeitig mit den Niederschlagen auf oder früher, in welchem Fall der Böe unter Umständen eine große Staubwolke vorangeht, mitunter jedoch auch später; selten bleiben die Niederschläge ganz aus. Die plötzlichen und oft sehr heftigen Windstöße bei klarem Himmel, die hauptsächlich auf der Leeseite hoher Steilküsten, aber auch auf offenem Meer beobachtet werden und die unter den Namen Bora, Williwaws, White Squalls etc. bekannt sind, weichen von den Böen im eigentlichen Sinn in manchen Beziehungen ab.