(spr. bēsjē),Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementHérault, am
Orb, dem
Canal du Midi und an der Südbahn, 69 m ü. M., in herrlicher
Lage über einem gartenähnlichen
Thal
[* 2] voller
Öl- und
Maulbeerbäume, Weingärten,
Obst- und Gemüsepflanzungen und lieblicher Landhäuser; daher das Sprichwort:
»SiDeus in terris, vellet habitare Beterris«
(»Wäre Gott auf
Erden, so würde er in Béziers wohnen wollen«).
Der
Canal du Midi ist über den
Orb in einem schönen
Aquädukt geführt; 1 km von Béziers befindet sich die
Schleuse von Fonseranne,
welche aus acht
Etagen besteht, und mittels welcher der
Kanal
[* 3] eine Niveaudifferenz von 25 m überwindet.
Dem Erbauer dieses
Kanals, Riquet, wurde 1838 auf dem Citadellenplatz eine Bronzestatue (von
David d'Angers)
errichtet. Über den
Orb führt außerdem eine 245 m lange steinerne
Brücke
[* 4] aus dem 14. Jahrh. Die Stadt hat eine gotische
(ehemalige)
Kathedrale,
Altertümer aus römischer und vorrömischer Zeit, ein
Collège, eine
Bibliothek, ein
Museum und zählt
(1881) 41,249 Einw. In der Umgegend werden gute rote Tischweine gebaut;
außerdem fabriziert man sehr viel und sehr geschätzten
Branntwein und
Likör und treibt damit wie mit
Getreide,
[* 5] Vieh und
Leder
ansehnlichen
Handel.
Die Stadt ist Sitz eines
Gerichtshofs und eines Handelsgerichts. Vom 5. Jahrh. bis 1801 residierte hier ein
Bischof. Béziers ist das Beterrae
(Julia Biterra Septimanorum) der
Römer,
[* 6] das
Julius Cäsar durch seine
Soldaten (7.
Legion) bevölkerte
und dadurch erst emporbrachte. Anfang des 13. Jahrh. in höchster
Blüte
[* 7] und Hauptsitz der
Albigenser, wurde die Stadt 1209 zerstört,
die
Bevölkerung
[* 8] niedergehauen. Ähnliche
Szenen wiederholten sich im 16. und 17. Jahrh. In Béziers wurden
Kirchenversammlungen 356 gegen die Arianer, 1233 und 1255 gegen die
Albigenser abgehalten.
Vgl. Sabatier,Histoire de la ville
et des évêques de Béziers (Béziers 1854).
1) Arrondissement im franz. Depart. Hérault, hat 1744,67
qkm, (1891) 174 027 E., 99 Gemeinden und zerfällt in die 12 Kantone Agde (162,80 qkm, 17 148 E.), Bédarieux (152,63 qkm, 13 939 E.),
Beziers (345,45 qkm; Kanton
[* 9] I 29 467, Kanton II 36 175 E.), Capestang (173,12 qkm, 14 870 E.),
Florensac (78,23 qkm, 7022 E.), Montagnac (150,69 qkm, 9482 E.), Murviel (180,59 qkm, 9645 E.), Pézenas (93,21 qkm, 12 440 E.),
Roujan (125,65 qkm, 7331 E.), St. Gervais (187,42 qkm, 7703 E.), Servian (94,88 qkm, 8805 E.). - 2) Hauptstadt des
Arrondissements Beziers im franz. Depart.
Hérault, früher Bischofssitz, in Languedoc, 74 km von Montpellier,
[* 10] unweit des Mittelländischen Meers und an den Linien
Bordeaux-Cette, Beziers-Bédarieux-St. Sévérac-Rodez (193 km) und Beziers-Lodève der Franz.
Südbahn und der Zweiglinie Montbazin-Beziers-Cessenon-St. Chinian der Franz. Mittelmeerbahn, liegt in schöner, zugleich fruchtbarer,
trefflich angebauter und gesunder Gegend am Küstenfluß Orb, unfern von seiner Vereinigung mit dem Canal du Midi
und ist mit den Seebädern von Sérignan durch eine Dampfstraßenbahn verbunden. Die Stadt hat ein Tribunal erster Instanz,
Handelsgericht, Kommunalcollége, eine Ökonomische und eine Archäologische Gesellschaft, früher eine 1723 gestiftete Akademie
der Wissenschaften und Künste, eine öffentliche Bibliothek, Museum, ein Theater,
[* 11] 2 Zeitungen und eine
alte schon 353 erwähnte Kirche. Die Einwohnerzahl hat sich seit 20 Jahren, besonders durch Einwanderung, verdoppelt und beträgt
(1891) 39 655, als Gemeinde 45 475 E. Die Garnison bildet das 17. Infanterie- und das 13. Chasseurregiment. hat Wollspinnereien,
Seiden- und Wollmanufakturen, Branntwein- und Spritbrennereien, außerdem zahlreiche andere chem. Fabriken;
Handel mit Getreide, Seide,
[* 12] Öl und Liqueuren und vorzüglichen Weinbau.
Beziers, das Beterrae der gall. Tectosagen, wird als röm. Kolonie und Station der siebenten Legion Beterrae Septimanorum genannt
und weist noch Altertümer (röm. Amphitheater) auf. Es blühte besonders im 4. Jahrh., wurde von den Westgoten
erobert und zweimal fast ganz zerstört. Die fränk. Grafen von Septimanien, welche in Beziers residierten, machten sich im 10. Jahrh.
unabhängig und stellten
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mehr
sich später unter die Grafen von Barcelona.
[* 14] In den Albigenserkriegen wurde Beziers die Hauptstadt Rogers, des Neffen Raimunds Ⅵ.
von Toulouse,
[* 15] aber von dem Kreuzheere unter dem Legaten Milo und Cistercienserabt Arnold erstürmt, wobei angeblich 7000 E.
in der Magdalenenkirche verbrannt und 20000 ermordet wurden. Im Frieden von 1229 kamen die Länder des
Vicegrafen von Beziers, Carcassone und Albi, an die KroneFrankreich. Im 16. Jahrh. war ein Hauptort der Hugenotten. Die Festungswerke
wurden 1632 geschleift.