Aytoun
(spr. ehton), William Edmonstoune, engl. Dichter, geb. 1813 zu Edinburg, [* 2] studierte in seiner Vaterstadt Jurisprudenz und ließ sich daselbst 1840 als Anwalt nieder. Indessen widmete er sich mehr litterarischen Arbeiten und schrieb namentlich für das ultraliberale »Tait's Magazine« zahlreiche und witzige Artikel. Bald aber wandte er sich dem Toryismus zu und wurde Mitarbeiter, später Redakteur des konservativen »Blackwood Magazine«; namentlich richtete er seine kaustische Feder gegen den Eisenbahnschwindel und die materialistischen Tendenzen der Manchesterschule.
Eine historische Arbeit: »Life and times of Richard, king of England« (Lond. 1840),
fand nicht sonderlichen Beifall, desto größern
seine satirischen und polemischen
»Bon Gaultier ballads«, die 1844 im
»Punch« erschienen und später in einem
Band
[* 3] vereinigt
wurden. Im J. 1845 wurde Aytoun
Professor der
Rhetorik und schönen
Wissenschaften an der
Universität in
Edinburg,
erhielt unter dem
Ministerium
Derby 1852 das
Ehrenamt eines
Sheriffs und
Admirals der Orkney- und Shetlandsinseln und starb auf
seinem Landsitz Blackills in den schottischen
Hochlanden.
Seine kritischen Lehren [* 4] vertrat er auch dichterisch durch »Fiomilian, or the student of Badajoz; a spasmodic tragedy« (1854),
das die hyperpoetische Manier gewisser Modepoeten in übertreibender Nachahmung persiflierte. Sein eigentlicher Dichterruhm beruht aber auf den »Lays of the Scottish cavaliers«, einer an echter Poesie reichen Verherrlichung der Stuartkämpfer, die zuerst 1849 in London [* 5] und Edinburg erschien und zahlreiche Auflagen erlebt hat. Auch die »Ballads of Scotland« (4. Aufl. 1859, 2 Bde.),
eine verdienstvolle, kritisch gesichtete und mit gelehrten Anmerkungen versehene Sammlung altschottischer Volkslieder, und seine mit Martin gemeinsam gearbeitete Übertragung Goethescher Dichtungen (»Poems and ballads of Goethe«, 1859 u. öfter) fanden allgemeinen Beifall.